Der Thüringer Kröpfer – Rasse des Jahres 2022 im BDRG
Nicht nur die Tierliebe ist eine alte angeborene Gewohnheit der Thüringer, auch der Hang zur Pflege von Rassetauben und deren Züchtung und Erhaltung ist hier weit verbreitet. Beweis dafür ist die große Zahl an Taubenrassen, die in den thüringer Züchterwerkstätten ihren Ursprung haben und dort erzüchtet wurden. Neben den vielen entstandenen Farbentaubenrassen entstammt auch eine Kröpferrasse aus diesen „Werkstätten“ im grünen Herzen Deutschlands – der Thüringer Kröpfer. Seine Heimat und sein Ursprungsgebiet liegen in Mittelthüringen und besonders im Raum um Apolda, Jena und Arnstadt. Hier war er einst und ist er noch heute am weitesten verbreitet. Auch wurde hier der Sonderverein im Jahr 1947 gegründet, der in diesem Jahr das 75-jährige Jubiläum feiern kann.
Rasseentstehung
Die Rasseentstehung wurde in der Vergangenheit von R. Stiller detailliert aufgearbeitet und zum 50-jährigen SV-Jubiläum 1997 in „Der Taubenfreund“ Ausgabe 18 veröffentlicht. Darin schreibt er „…Die Entwicklung dieser Rasse lässt sich bis in das Jahr 1763 zurückverfolgen, denn Frisch erwähnt in seinem Tafelwerk eine Taube mit weißem Kopf, weißen Schwingen und weißem Schwanz. Dazu trägt dieses Tier noch eine Spitzkappe. Es ist also eine Mönchszeichnung. Da das Tier auch leicht blasend dargestellt wird, kann man hier schon von einer Kropftaube sprechen. Im Ulmer Taubenbuch (um 1790 erschienen) werden auch Kropftauben beschrieben, so dass wohl obige Angaben hiermit bestätigt werden. Eine Zeichnung in Neumeisters Buch über die Taubenzucht von 1836 zeigt die gemeine Deutsche Kropftaube, die wohl als Stammform für einige Kröpferrassen (u. a. Elsterkröpfer, eventuell Schlesische Kröpfer) mit anzusehen ist. Diese deutsche Kropftaube kommt sowohl mit Haube als auch glattköpfig vor.
1904 wird von Gustav Prütz in seinem Buch „Mustertauben“ über die Verbreitung und Eigenheiten der verschiedenen Kropftauben berichtet. Er stellt dabei heraus, dass sich die Tauben im Körperbau, in den Beinen (lange, kurze, befiederte, unbefiederte) und auch in den Kropfformen unterscheiden. Er beschreibt die Große Altdeutsche Kropftaube, die in den Farben „Weiß, Schimmelig in Rot, Gelb oder Blau, oder Blau mit weißem Kopfe oder Schwarz mit weißem Kopfe“ vorkam. Die Weißköpfe hatten meistens eine schmale Haube, kamen aber auch glattköpfig vor. Die Blauen mit weißem Kopf wurden in Mitteldeutschland „Berliner“, die roten und gelben Weißköpfe als „Breslauer“ bezeichnet. Diese Rasse wurde aber schon bald nicht mehr in ihrer einstigen Form gezeigt.
Daneben führt Prütz noch die mittelgroße Deutsche Kropftaube auf, die in den Grundfarben, als Schimmel, Schecken und Farbiggezeichnete vorkam. Diese Tauben waren in Thüringen spitzhäubig.
Weiter beschreibt Prütz den Deutschen Weißkopf – Kröpfer, der in allen Grundfarben vorkommt. Zum ersten Mal wird von ihm auch eine Zeichnung veröffentlicht, mit der man eine große Übereinstimmung mit dem Thüringer Kröpfer feststellen kann. Schon 1925 zeigt Schachtzabel in seinem » Illustrierten Prachtwerk der Taubenrassen « den Thüringer Kröpfer neben dem Böhmischen Kröpfer und dem Schlesischen Kröpfer. Das ist ein Beleg dafür, dass die Züchter der oben genannten Deutschen Kropftaube eigene Wege, meist auf bestimmte Territorien begrenzt, gegangen sind.
Oswald Wittig führt in einem Mustertaubenbuch aus dem Jahr 1922 bereits den Thüringer Kröpfer als eigene Rasse auf und stellt die Tauben in einem Aquarell von Witzmann vor (siehe Abbildung). Vom selben Maler stammt eine weitere Darstellung aus den Jahren 1941/42. Es zeigt im Hintergrund den Hof und das Stallgebäude von Hugo Weischner…“
Der Pionier der Erzüchtung und Anerkennung des Thüringer Kröpfers war eben jener Hugo Weischner (1880 – 1958), Landwirt und Bürgermeister aus Großromstedt, was ca. 5 Kilometer entfernt von Apolda liegt. In der „Schweizerischen Taubenzeitung“ vom 4. Juni 1965 schreibt der Autor Heinz Kaupschäfer: „…Den älteren Züchtern wird der Name Hugo Weischner noch etwas sagen. Über mehrere hundert Paare von Thüringer Kröpfern verfügte dieser Züchter…“
Im Jahr 1921 stellte Weischner zu einer Ausstellung in Weimar seine Tiere als „Thüringer Weißkopf-Kröpfer“ aus und zudem noch Deutsche Kröpfer in Weiß, Fahl und Blau – aber wohlgemerkt noch keine Thüringer Kröpfer. Zum ersten Mal, dass Weischner seine Tiere unter dem Namen Thüringer Kröpfer zeigt war zur Nationalen Geflügelausstellung 1924 in Leipzig. Hier stellte er 9 Einzeltiere zur Bewertung. Aber schon 4 Wochen später zu einer Ausstellung in Apolda nennt er sie bereits wieder Deutsche Kröpfer, aber zum ersten Mal auch unter anderem in den Farbenschlagsbezeichnungen gelbgemöncht und blaugemöncht. Ab dem Jahr 1925 kam hier jedoch eine klarere Linie herein, denn von nun an hießen seine ausgestellten Tiere nur noch Thüringer Kröpfer.
Einen Standard zur Bewertung gab es damals noch nicht, jedoch eine etwas detaillierte Beschreibung des Thüringer Kröpfers und zwar in dem bereits beschriebenen „Illustrierten Prachtwerk der Taubenrassen“. Hier benennt Gustav Prütz die Eigenschaften und Merkmale des Thüringer Kröpfers wie er ihn kannte. „…Ein walzenförmiger Kropf, zwei durch Federn gut abgedeckte Schenkel und die Farben Schwarz, Blau, Rot und Gelb, als Mönchszeichnung sowie einfarbig, charakterisieren den Thüringer…“. Zudem beschreibt Oswald Wittig in seinem „Mustertaubenbuch“ bereits den Thüringer Kröpfer als eigenständige Rasse. Die erste offizielle Musterbeschreibung dieser damals neuen Rasse wurde 1934 in der Geflügelbörse in Leipzig mit einer genauen Aussage zu den Beinen, zur Kropfform, Flügelhaltung, zur Körperhaltung und groben Fehlern veröffentlicht. Die veröffentlichten Musterbilder zeigen einen weißen und einen schwarzgemönchten Thüringer mit Rassemerkmalen und Typ, die sich bis heute so erhalten haben. Diese Musterbeschreibung diente Fortan als Grundlage der züchterischen Arbeit an der Rasse. Der Standard wurde selbst in Jahrzehnten nur wenig verändert. So konnte man wohl einen großen Teil des damaligen urigen Bauern-Kröpfers in Typ und Zuchtfreundigkeit bis heute erhalten.
Gründung des Sondervereins und seine Geschichte
In den 30iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts gab es verschiedene Bemühungen, die Züchter des Thüringer Kröpfers in einer Vereinigung zu versammeln und so den weiteren Entwicklungsprozess und die Verbreitung der Rasse zu forcieren. Zunächst geschah dies ab 1932 im vom Berliner Juhre geführten Sonderverein seltener Kröpferrassen. Der SV bestand einige Jahre, wenngleich die Züchter des Thüringer Kröpfers schnell Druck machten und sich in einer eigenen Interessengemeinschaft für ihre Rasse fanden. Hier waren der Chemiker Otto Friese und Hermann Koch (beider aus Arnstadt) die eigentlichen Säulen beim Vorläufer des heutigen Sondervereins. Erste ernsthafte Bemühungen zur Gründung eines eigenständigen Sondervereins gab es im Jahr 1938. Koch bat in einem Brief an den damaligen LV-Vorsitzenden Max Müller aus Meuselwitz um Erteilung einer Erlaubnis zur Gründung eines solchen Vereins. Die damalige Reichsfachgruppe hat wohl der Anfrage nicht zugestimmt, da in den Folgejahren im herausgegebenen „Kalender für Geflügelzüchter“ ein eigener SV für Thüringer Kröpfer nicht aufgeführt wurde.
Nach dem 2. Weltkrieg, nämlich zu Beginn des Jahres 1947, bekam Koch nun doch endlich die Erlaubnis. Dies ist vor allem auch engagierten Züchtern wie Otto Friese zu verdanken, denn er machte unermüdlich mit vielen Artikeln in der Fachpresse auf die Rasse aufmerksam und weckte so Interesse vieler neuer Züchter in Deutschland. Friese erlebte einen eigenständigen Sonderverein, für den er so hingabevoll warb, leider nicht mehr mit. Die Gründung fand in Arnstadt zeitlich um den 10. Juli 1947 statt, denn da erschien ein Artikel von Hermann Koch im Thüringer Kleintierzüchter, wo er zum Eintritt aller aktiven Züchter der Rasse in den SV aufrief. Genauer kann das Gründungsdatum leider nicht mehr beziffert werden. Die Registrierung des SV erfolgte laut Registerkarte unter der Nummer 262 im Oktober 1947. Gründungsmitglieder waren Hermann Koch (Arnstadt), Hugo Weischner (Großromstedt), Hans Stelzer (Geschwenda), Rudolf Koch (Wormstedt), Heinz Lohengel (Alkersleben) und Günter Görlei (Meilitz).
Während den 40 Jahren deutscher Teilung, wurde der Sonderverein in der DDR auf Anweisung der Behörden in SZG Thüringer Kröpfer umbenannt (1958) und im Gebiet der Bundesrepublik ein zweiter deutscher Sonderverein am 15.11.1959 in München gegründet. Bei der Gründungsversammlung in München war auch ein ostdeutscher Züchter mit anwesend, nämlich Willi Sauerbrei aus Geraberg. Sauerbrei fungierte später ab 1962 auch als 1. Vorsitzender der SZG. Die Registrierung des zweiten Sondervereins erfolgte beim VDT unter der Nummer 140.
Von da an wurde der Thüringer Kröpfer von zwei Sondervereinen betreut. Ein Zusammentreffen von Züchtern beider Sondervereine hat es bis zum Zusammenschluss 1991 nicht gegeben. Auch der Austausch von Zuchttieren war durch die bestehenden politischen Verhältnisse fast nicht möglich. So schreibt der ehemalige Zuchtwart Konrad Haslbeck in einem Artikel aus der DGZ 10/96: „…Nachdem die Grenzen geschlossen waren, war für Interessenten aus dem Westen kein Kontakt mehr möglich. Da auch die Briefe zensiert wurden, war ein Zuchttieraustausch fast unmöglich und ein offizieller Austausch über die Behörden war sehr zeitaufwändig bis unendlich und sehr teuer…“
Verbunden mit der Wiedervereinigung Deutschlands wurde es sowohl für Ostdeutsche, als auch für westdeutsche Züchter möglich, die Züchter, Zuchten und den Zuchtstand im jeweils anderen Teil Deutschlands kennenzulernen. Die erste Zusammenkunft von Züchtern aus Ost- und Westdeutschland erfolgte bereits im Oktober 1990. Nach einer Einladung des damaligen 1. Vorsitzenden der SZG, Günter Patzer aus Vierzehnheiligen reiste eine Delegation von westdeutschen Züchtern nach Thüringen. Unter ihnen natürlich auch der damalige Vorsitzende des Westdeutschen SV, Herr Johann Fanger. Bei persönlichen Gesprächen zwischen den beiden 1. Vorsitzenden und den anderen Züchtern wurden bereits erste Andeutungen und Vorschläge für die Gründung eines gesamtdeutschen Sondervereines der Thüringer Kröpfer besprochen und vorbereitet. Zur Hauptsonderschau der SZG in Arnstadt am 20.1.1991 reisten wiederum Fanger und vier weitere Züchter aus den alten Bundesländern an. Es war hier bereits schon ein Satzungsentwurf für den kommenden Zusammenschluss vorbereitet. Dieser wurde den anwesenden Mitgliedern unterbreitet.
Die Gründungsversammlung eines gesamtdeutschen Sondervereines sollte im Raum Erfurt stattfinden. Am 6.7.1991 trafen sich dann in Witterda bei Erfurt 22 Mitglieder, sowohl von der SZG als auch vom bundesdeutschen SV. Hier fand der Zusammenschluss zum „SV der Züchter Thüringer Kröpfer“ und die erste gemeinsame Jahreshauptversammlung von Ost- und Westzüchtern statt. Die folgenden Jahre waren geprägt von einem Aufblühen der Rasse und auch der Mitgliederanzahl im SV. Die Hauptsonderschauen und auch Jahreshauptversammlungen wurden dann im Wechsel in den ehemaligen ost- oder westdeutschen Bundesländern durchgeführt. Ebenso wurde in den frühen Neunziger Jahren das „Thüringer-Journal“ eingeführt. Dieses SV-Informationsheft erscheint seit damals jährlich und enthält viele Informationen zur Rasse, den Veranstaltungen des SV, Schauberichte und die Farbenschlagsliste mit Züchtern.
Das 50-jährige SV-Jubiläum wurde 1997 mit einer Jubiläumsschau in Zimmern im Entstehungsgebiet der Rasse mit bis dahin noch nie dagewesenen 383 Thüringer Kröpfern gebührend begangen. Im gleichen Jahr stellte der 2004 verstorbene Ehrenvorsitzende, Günther Patzer aus Vierzehnheiligen, seine Chronik über die Entstehung und Entwicklung des SV vor. Bisher wurde diese leider noch nicht weitergeführt.
Im Jahr 2011 wurde der Thüringer Kröpfer als Rasse des Jahres im Landesverband Thüringen ausgewählt. Der SV durfte sich hierzu mit einer sehr gelungenen Vorstellung mit Stammschau, Volieren und einem Infostand zur Landesschau auf der Messe in Erfurt präsentieren.
Heute, im 75. Jahr seines Bestehens, steht der SV nun vor den gleichen demographischen Problemen, wie viele andere Rassegeflügelzuchtvereine auch. Eine langsam, aber stetig sinkende Mitgliederzahl aufgrund fehlenden Züchternachwuchses führt auch bei den Thüringer Kröpfern zu Herausforderungen. Ob die Vielzahl von Farbenschlägen in Ihrem Zuchtstand weiter so erhalten werden können ist fragwürdig. Hier müssen zukünftig die aktiven, engagierten Züchter ein Interesse entwickeln, auch noch einen Zweit- oder Drittfarbenschlag züchterisch intensiv zu bearbeiten.
Seit einigen Jahren ist der Sonderverein auch in den „Neuen Medien“ präsent. Auf dem Internetauftritt unter der Adresse www.sv-thueringer-kroepfer.de finden sich viele interessante Berichte, Fotos von Tieren und Veranstaltungen, aktuelle Termine sowie eine aktuelle Züchterliste mit den gezüchteten Farbenschlägen. Die bis heute fast 15000 Besuche auf der Internetseite zeugen von großem Interesse vieler Züchter zu dieser Thüringer Heimatrasse.
Rassemerkmale
Großer Wert sollte der Zucht und Ausstellung immer auf das Hauptrassemerkmal, die viel umstrittene stumpf endende Spitzkappe, gelegt werden. Ein rassetypischer Kopf hat eine ansteigende, nicht zu schmale Stirn und einen kopfumfassenden Kappenansatz. Kopfumfassend bedeutet, dass die Kappe die Verlängerung des schmalen Kopfes bildet. Hat eine Kappe von vornherein am Hinterkopf nicht die gewünschte Breite, so erscheint sie federarm und zu spitz. Dies ist nicht erwünscht und wird gestraft. Ein zu breiter Kappenansatz ist ebenso unerwünscht, da die Kappe sonst wie eine Haube wirkt. Der Kappenauslauf sollte so hoch sein, dass im Seitenprofil des Kopfes ein liegendes „S“ deutlich wird. Auf einer Linie mit dem Schnabelwinkel und dem unteren Augenrand sollte die Federteilung der Kappenfedern („Knick“ oder „Kimme“ genannt) beginnen und sich nach oben verjüngend, ähnlich einer schmalen Teelöffelspitze, in der stumpfen Spitzkappe enden. Erfahrene Züchter meinen, in der Kappe sollte eine Erbse liegen bleiben können. Die anderen Federn der Kimme verlaufen mit den Federn des hinteren Kropfes abwärts. Ein Fehlen der Kimme gilt als grober Fehler.
Eine harte und straffe Feder ist dem Thüringer Kröpfer eigen, damit seine Form und die Kappenmerkmale bestens in Erscheinung treten. Ebenso hart und straff sind seine Schwingen, die ihn so fluggewandt machen. Wellige Schwingen sollten unter „Wünsche“ als Kritik auf einer Bewertungskarte erscheinen.
Ebenso rassecharakteristisch ist ein birnenförmiger Kropf, der oben seine weiteste Ausdehnung hat und sich zur Brust hin verjüngt. Der Kropf sollte nicht schnüren, aber auch nicht in den Bauch übergehen – „gut abgesetzt“ ist hier die korrekte Formulierung. Die Schulterbreite sollte die seitliche Kropfbreite nicht überragen. Eine aufrechte Haltung mit gerader Rücken-Schwanz-Linie auf knapp mittelhohen Ständern sorgt dafür, dass der Schwanz nicht auf dem Boden schleift. Auch auf einen bedeckten und blassen Augenrand sollte geachtet werden.
Gezüchtet wird in einer Vielzahl von Farben und Zeichnungsformen, so dass sich auch der verwöhnteste Farbenliebhaber einen für ihn zusagenden Farbenschlag aussuchen kann. Aktuell sind 30 Farbenschläge anerkannt: Einfarbig schwarz, weiß, rot, gelb, blau mit oder ohne schwarze Binden, rotfahl, gelbfahl, blaufahl mit oder ohne schwarze Binden, blaugehämmert, blaufahlgehämmert, rotfahlgehämmert und gelbfahlgehämmert. Alle genannten Farben (außer Weiß) auch mit Mönchszeichnung. Beachtenswert ist, dass Gemönchte in blau und schwarz durchgefärbtes Gefieder, die anderen Farbenschläge helles Gefieder in Unterbrust, Bauch, Schenkeln, Unterrücken und Schwanz zeigen. Dieses „helle“ Gefieder ist farbenschlagsabhängig cremefarbig bis aschfahl. Weiße Federn im Keil- oder Schwanzgefieder sind bei beiden Varianten der Mönchszeichnung fehlerhaft und müssen gestraft werden. Von außen nicht sichtbares Afterweiß ist jedoch gestattet. Als weitere Scheckungsvariante werden die Thüringer Kröpfer auch in den getigerten Farben Schwarz, Rot und Gelb gezüchtet, wobei diese Farbenschläge zu den absoluten Seltenheiten dieser Rasse mit einer sehr kleinen Zuchtbasis gehören. Ebenso existiert derzeit eine Zucht der nicht anerkannten Farbenschläge blaugetigert und blaugescheckt.
Aktueller Zuchtstand
In den Rassefeinheiten werden jährlich immer wieder Fortschritte gemacht und zu den Ausstellungen präsentiert. Jedoch sind unterschiedliche Zuchtstände vorzufinden, die bei der Bewertung durch die PR Beachtung finden sollten.
Die Weißen sind unter den Züchtern immer noch am weitesten verbreitet und zeigen den höchsten Zuchtstand. Hier sind alle geforderten Kriterien an Figur, Blaswerk und Kappe am durchgängigsten vorhanden und es gelten die höchsten Ansprüche bei deren Bewertung. Auf die Federqualität und -straffheit ist vermehrt zu achten. Haarige Federn sollten gestraft werden.
Schwarze haben einen wesentlichen Schritt nach vorn gemacht. Nicht nur zahlenmäßig stärker vertreten, auch in der Qualität werden immer wieder feinste Tiere auf den großen Schauen gezeigt. Kappen sollten im Aufbau geschlossener und im Auslauf höher werden. Auf ein lackreiches Schwarz ist unbedingt Wert zu legen.
Rote und gelbe Thüringer sind nur sporadisch vertreten. Hier ist auch der Zuchtstand sehr uneinheitlich. Viele Züchter haben mit blauem Anflug im Schwung- und Schwanzgefieder der Tiere Probleme. Zu Gunsten von Typ, Blaswerk und Größe sollte bei den gewünschten blassen Augenrändern in gewissem Maße Zugeständnisse bei der Bewertung gemacht werden, denn hier muss teilweise noch viel züchterische Arbeitet geleistet werden.
Bei den Blauen mit Binden und den Blaugehämmerten wurden in den letzten Jahren erhebliche Zuchtfortschritte aufgrund einer stark gestiegenen Züchterzahl gemacht. Größe, Blaswerk und Kappen passen größtenteils. Auf ein einheitliches Taubenblau ist zu achten. Klare Bindenführung und auch eine klare Hämmerung sind züchterischen Feinheiten, an denen nun gearbeitet werden muss.
Rotfahle und gelbfahle Tiere sowie deren gehämmerte Varianten werden nur gelegentlich auf großen Schauen gezeigt, denn sie zählen zu den Raritäten, da eigentlich nur 2 Zuchten vorhanden sind. Trotzdem konnten hier in der Vergangenheit immer wieder vorzügliche Tiere in den Käfigen gezeigt werden – auch auf Großschauen. Auf eine weitere Reduktion des Blauanteils in der Grundfarbe ist hinzuarbeiten.
Aktuell gibt es keine aktive Zucht in den einfarbig blaufahlen Farb- und Zeichnungsvarianten.
Gemönchte Thüringer Kröpfer zählen, wie aus dem geschichtlichen Abriss hervorgeht, zu den traditionellen Farbeschlägen. Jedoch gibt es hier auch viele züchterische Herausforderungen. Große Schwierigkeiten bereitet vielen Züchtern das Afterweiß. Dessen Ausdehnung ist wohl genetisch an die Anzahl weißer Handschwingen gekoppelt. So lässt sich feststellen, dass sich das Afterweiß vergrößert, wenn die Zahl weißer Handschwingen steigt. Da aber das Spießen bei weniger als 7 Handschwingen das größere Übel ist, wird Afterweiß (speziell bei Gemönchten in Schwarz und den Blauvarianten) toleriert.
Die Schwarzgemönchten sind derzeit in guter Qualität vorhanden, jedoch ist die Zuchtbasis auch hier sehr klein. Zu Verbessern sind teilweise die Kappen und Standfreiheit und auch teilweise das Wesen im Ausstellungskäfig. Bei den Täubinnen ist eine noch die aufrechtere Haltung und etwas mehr Größe anzustreben. Auf einen durchgehend besseren Kopfschnitt gilt es ebenso zu achten.
Blaugemönchte mit und ohne Binden sowie Blaugehämmertgemönchte sind nach vielen mageren Jahren immer häufiger in größeren Tierzahlen und sehr guter Qualität auf den SV Schauen zu sehen, wie z.B. das VDT-Championtier in Erfurt 2016. Wünsche und Vorzüge im Zuchtstand gleichen denen der Schwarzgemönchten. In der Halslänge könnten manche Tiere noch zulegen.
Die Blaufahlgemönchten Varianten sind nur gelegentlich auf Sonderschauen zu sehen und haben noch Aufholbedarf in Größe Blaswerkvolumen und –form. Auf eine Brustfarbe ohne Ockerton ist größter Wert zu legen.
Bei Rot- und Gelbgemönchten Tieren sind die Ziele in einer sauberen Bauch- und Schenkelfarbe sowie in einer satten Grundfarbe zu sehen. Figur, Größe und Blaswerk sind hier in Ordnung. Der Stand muss zukünftig aber etwas freier werden. Die Anzahl der Zuchten ist stark rückläufig, sodass wir uns im SV ernsthaft Sorgen um den Erhalt dieser beiden Farbenschläge machen. Hier ist von nun an höchste züchterische Aufmerksamkeit gefordert.
Rotfahlgemöncht ist derzeit der zweite Hauptfarbenschlag mit sehr großer Beliebtheit und Verbreitung sowie hohem Zuchtstand. Eine intensive Kropffarbe mit nicht zu starker Rieselung im Oberkropfbereich wird gefordert. Oftmals zeigen in diesem Merkmal gute Tiere dann den Ansatz zur 3. Binde oder eine zu unreine Schildfarbe. Hierfür die züchterische Balance zu finden ist die Herausforderung. Im Kappenauslauf sollten einige Tiere noch höher sein. Ein zu starker Blauton in der Grundfarbe ist ebenfalls nicht erwünscht.
Dies gilt auch insbesondere für die Gelbfahlgemönchten, bei denen auch teilweise etwas mehr Oberkropfweite und Birnenform im Kropf vorteilhaft wäre. Bei der Bewertung gilt es darauf zu achten, dass einige Farbpartien, auch bei einfarbigen Tieren, oft so hell sind, dass Weiß und Fahl kaum unterschieden werden können. Das kann zum Problem bei der Beurteilung der Bauch- und Schwanzfarbe oder auch Handschwingenfarbe führen. Hier ist Fingerspitzengefühl gefordert.
Rot- und Gelbfahlgehämmertgemönchte stehen den bindigen Varianten in Größe, Proportion, Blaswerk und Kappe nicht nach. Auf eine klare Hämmerungszeichnung wird Wert gelegt.
Bei den 3 Getigerten Farbenschlägen sind eigentlich nur die Schwarzen präsent, aber äußerst selten. Eine möglichst gleichmäßige Verteilung der Tigerung bei durchgefärbtem Schwanz- und Handschwingengefieder wird angestrebt.
Der heutige Thüringer Kröpfer ist eine robuste, fluggewandte und lebhafte Taube. Bei sachgemäßer Haltung und Fütterung sind die Tiere sehr zuchtfreudig. Das eigenständige Füttern und Hudern der Jungtiere war und ist eine Selbstverständlichkeit. Ammen zur eigenen Reproduktion? So etwas braucht der Thüringer Kröpfer nicht und das wird auch so bleiben, wenn keine übertriebenen Forderungen an das Blaswerkvolumen gestellt werden. 6-8 Jungtiere pro Zuchtpaar sind die Regel.
Durch seine Anpassungsfähigkeit eignet sich dieser Kröpfer sowohl für die Volierenhaltung, als auch für den Freiflug, wo die Tauben unter Anleitung von Brieftauben sogar feldern. Seine Problemlosigkeit in Zucht und Haltung machen diesen eleganten und außergewöhnlichen Kröpfer insbesondere für jugendliche Züchter, aber auch züchterische Neueinsteiger interessant.
Als ein forscher, fröhlicher, bodenständiger und mit guten züchterischen Eigenarten versehener Bursche hat der Thüringer Kröpfer auch über die Grenzen Deutschlands hinaus neue begeisterte Liebhaber gewonnen. Durch seine Entstehungsgeschichte und die ständige Präsenz auf den thüringer Bauernhöfen und Taubenschlägen ist diese alte Thüringer Heimatrasse ein Stück Kulturgut geworden.
Hendrik Färber