Weitere Gedanken zum VDT von Günter Stach
Quo vadis VDT
Was ist bloß aus unserem 1903 gegründeten, nun im nächsten Jahr 120 Jahre altwerdenden und ehemals glanzleuchtendem Fachverband – dem VDT – geworden? Von Tauben-Insidern der ganzen Welt als größte Rassetauben-Institution wahr genommenen, zeichnet er nicht erst aktuell ein kaum ermutigendes – sind wir ehrlich – ein trauriges Bild ab. Symbolisch hängt er nicht nur in den Seilen, befindet er sich buchstäblich im Siechtum. Ein Zustand, wie er sich derart lethargisch in seiner Historie noch nie darstellte. Dass nun auch noch die Unsicherheit um sein liebstes Kind – die VDT-Schau – hinzu gekommen ist, macht den Status quo noch verworrener.
Wer sich mit der Entwicklungsgeschichte des VDT beschäftigt, wird bald herausfinden, dass er eigentlich erst nach dem letzten Kriege mit der Wiedergründung von 1949 durch Karl Schüler und dessen Nachfolger, Ewald Stratmann, im Gesamtklassement des BDRG Fuß fasste. Beide in Personalunion den Taubenverband verwalteten, danach erst von Erich Müller als Frontmann „gestaltet“ worden ist. Ihre Vorarbeit fortsetzend, jedoch ohne hierbei die eigentlichen Aufgaben des mit Rassetauben damit beschäftigten Verbandes aus dem Auge zu verlieren. Bei ihm und den damaligen Vorstandsangehörigen seiner Ära hatte die Taube als solche, ihre Haltung und Zucht, ihre Bedeutung in der menschlichen Gesellschaft absoluten Vorrang. Das Ausstellungswesen blieb nur mit wenig gezügelten Auflagen verbunden, in den Händen der (Wander-)Schauausrichter. Unabdingbare Sachlichkeit war die Maxime des autarken Zweimetermannes aus Hessen.
Angestoßen durch immer lauter werdende Tierschutzgedanken in der Öffentlichkeit und vor allem auch durch Beobachtungen von Rassen mit zunehmender Übertypisierung, sah er die Zeit für gekommen, die Rassetaubenzucht in feste, kritiklose Bahnen zu lenken. Mit der Initiierung des legendären 1. VDT-Meetings von 1988 wollte er die Züchter an der Basis im Einvernehmen mit dem verzweigten Instrumentalgefüge: Zuchtwarte, Preis- und Sonderrichter, Zuchtausschüsse von SV`, des VDT und dem Bundeszuchtausschuss ansprechen. Sie zum Festhalten an der traditionell-biologisch-betriebenen, dennoch modern orientierten Rassetaubenzucht animieren. Ging es vordergründig um die Aufarbeitung von damals – schon vor Jahrzehnten begonnene, sich negativ auswirkende Tendenzen zu beleuchten. Sie auf dem Wege der fairen Diskussion zu ordnen.
Es war ein Trugschluss zu glauben, die beim Meeting angesprochenen Themen würden mit ihrem Niederschlag einen positiven Kurswechsel erfahren. Mit dem einhergehenden, heute recht harmlos klingenden Problem der noch immer nicht konkret festgelegten Schwingenzahl beispielsweise. Seit dem liegt dieses Projekt auf Eis, das an das Niveau der „Empfehlung“ geklammert – scheinbar durch Unentschlossenheit oder mangelnden Mutes zu einer Entscheidung – nach wie vor eine Bewertungsunsicherheit darstellt. Mittlerweile zwar auch die Hühnerartigen berührt, dennoch ein Anliegen des Urhebers (VDT) sein müsste, im Hinblick der Zuchtpraxis-Absicherung und Bewertungsstabilität auf eine endgültige Festlegung drängen.
Es gibt für den VDT also reichlich zu tun, das wie ein ungeordnetes Feld aussehende Land zu beackern, um es über den Horizont hinaus wieder zum Blühen zu bringen. Es gibt eine Vielzahl von Themen zu behandeln, um vor allem an der Basis die Unsicherheiten der Züchter auszuräumen. Da nützen die wie Appelle klingenden Rechtfertigungen und die gelegentlich aufflammenden Situationseinschätzungen nichts, die gründliche Auferstehung auf der Warteschiene dahinvegetieren zu lassen. Ebenso wenig nützlich waren bislang Parallelbekundungen aus der prominent scheinenden Mitgliederschar, die gelegentlich – so empfunden – teilweise wie Sticheleien wahrgenommen wurden und von Ideengebern erteilte Rat-/Vorschläge ohne sie zu diskutieren im Sande verlaufen sind. Rundum sind demnach gutgemeinte Orientierungshilfen weder gefragt noch angebracht – es sei denn, es haut einer mit der Faust gewaltig auf den Tisch! Wer tut`s?
Gestandene Männer meiner Generation, sofern sie denn noch dazu in der Lage sind, sind zu alt. Und die jüngeren streng im Beruf engagiert, für das Ehrenamt nicht bereit, eine Doppelbelastung einzugehen. Denn: Im VDT-Vorstand mitzuarbeiten wäre freizeitmäßig besonders anfänglich seiner Renaissance nicht so einfach zu bewältigen. Dazu gehören die Kenntnis der Vergangenheit, bislang Liegengebliebenes aufzuarbeiten und der Zukunft wieder sinngebend sich den basis-züchterischen Ansprüchen zu stellen. Herzblut ist gefragt, Talent freilich und Ausdauer müssen vorhanden sein. Eine ganze Mannschaft steht vor einem Neustart.
Mit der anberaumten JHV in Thüringen muss nun ein Anfang gemacht werden – mit Verzicht auf Abrechnungskommentare, nachtragende Vorwürfe und destruktive Rechtfertigungen. Die Neugestaltung macht nur aufbauend auf einer Zäsur mit betonter Sachlichkeit Sinn. Alles andere wäre Zeitvergeudung und: blamabel!
Ich gestehe: Ein konstruktiv-hilfreicher Beitrag ist meine Wortmeldung zur Situation wohl nicht. Aber reden sollten wir in aller Offenheit darüber. Vielleicht ergeben sich aus einer fairen Diskussion zur Vorbereitung der JHV doch aufbau- und tragfähige Stimmungsergebnisse. Nutzen wir die Zeit zur Einstimmung. Schweigsamkeit ist so tödlich wie der Verlassenheit ausstrahlende Internetauftritt unseres Verbandes. Warum wird diese Plattform nicht genutzt, perspektivisch in die Zukunft zu schauen? Gerne habe ich hiermit begonnen, diesen Anfang zu gestalten.
Günter Stach – Ehrenmitglied des VDT
Hallo Hans-Werner und Remco –
schön, dass ihr Euch zu Wort gemeldet habt. Die bislang nicht in Gang gekommene Beteiligung an einer fairen und konstruktiven Diskussion ist bedauerlich. Vorstellbar, dass sich die Initiatoren der einberufenen, zum 2. Juli 2022 in Pfiffelbach anberaumten VDT-JHV ein daraus folgerndes Stimmungsbild erhofften.
Telefonate zum Inhalt meiner Anregung des munteren Meinungsaustauschs sind einige angekommen – scheinbar möchte niemand den Anfang wagen. Dabei ist es doch wichtig zu erfahren, wer wäre zur Übernahme eines Führungspostens, und überhaupt, zur Vorstands-Mitarbeit bereit. Welche Ambitionen hegt denn der amtierende 2. Vorsitzende? Er sollte sich doch schon jetzt mit seiner Zielsetzung klar positionieren und zum Fortgang der vormals erklärten Bereitschaft zur gründlichen Erneuerung des VDT äußern. Wer A sagt, darf den übrigen Teil des Alphabetes nicht unausgesprochen lassen. Und in der jetzigen Situation schon gar nicht. Sie mit dem Instrument der Teilnahmslosigkeit noch mehr zu verunsichern, lässt Gleichgültigkeit vermuten. Um sich persönlich noch einen ehrbaren Platz in der weiter zu schreibenden Verbandschronik zu sichern, bedarf es seiner erkennbaren Konsequenz. Bei der vorhandenen Empfangsbereitschaft ist die Gelegenheit zum Senden von Signalen noch immer geboten – darauf aber auch verbindende Taten folgen zu lassen, höchste Zeit. Ein Akt des kultivierten Miteinanders und der Hochachtung vor dem Erbe, das wir übernommen, satzungsgemäß angenommen und versprochen haben, es zu pflegen!
Oder zeichnet sich mit dem Ausbleiben von Diskussionsbeiträgen und der herrschenden Zurückhaltung gar eine Interesselosigkeit am Erhalt des VDT ab? Ein schrecklicher Gedanke, die Dachorganisation der Rassetaubenzucht aufgeben zu müssen. Im Falle ihres Niederganges wäre das ein Vergehen an der historischen Vergangenheit – auch ein Hinweis auf fehlendes Traditionsbewusstsein. Günter Stach
Hallo Hans-Werner,
Du solltest Deine bislang gepflegte Anhänglichkeit zum VDT nicht aufgeben! Wenn wir VDT-Veteranen nicht mehr zu ihm stehen, wer sonst? Du gehörtest schon ausgangs der siebziger Jahre zu seinen Enthusiasten und hast ihn peripher in Deiner Funktion als Züchter, Aussteller und des Vereinsvorsitzenden stabilisiert und ihm samt Deiner aktiven Mitglieder während der Ära Erich Müller zu großem Ansehen verholfen. Auch danach noch. Demnach das Bewusstsein seiner Basis gestärkt.
Verkennen wir nicht die feinsinnige VDT-Struktur mit ihren förderlichen Programmen und den diversen Aufgaben: Das bisher im 3-Jahresrhythmus statt gefundene VDT-Meeting, VDT-Zuchtausschuss, jährliche Print-Informationen, die letzten hervorragend gelungenen Jahrbücher. Das sind Quellen und miteinander verwobene Stränge zugleich, die sich an den Karfreitagen elementar sogar beim Internationalen Taubenzüchtertreffen im Deutschen Taubenmuseum niederschlagen. Ein weitverzweigtes Netz, das es kommunikativ weiter zu spinnen gilt. Zu positiv-praktischen Ergebnissen führen muss. Der alljährliche Höhepunkt – das Erntedankfest der deutschen Rassetaubenzucht, die weltweit geschätzte VDT-Schau, derzeit welkend – muss wieder zum Blühen gebracht werden. Somit schließlich das gesamte VDT-Konstrukt unserer gemeinsamen Unterstützung bedarf, unseren Dachverband nicht von der Bildfläche verschwinden zu lassen. Vorbilder, die hierzu beitragen, sind notwendiger denn je.
Lieber Günter,
du wie ich und vieler derer die noch ein Funken Hoffnung haben das die gewachsenen Strukturen im VDT aufrecht erhalten bleiben wurden Enttäuscht. Haben sich abgewandt vom VDT. Gründe für diesen desolaten Zustand in dem sich der VDT befindet sind vielfältig und bedürfen hier keine Wiederholte Darlegung. Lieber Günter ich muss dir so schwer es mir auch fällt bekunden das ich mich vom VDT abgewandt habe. Ich verabscheue große Worte denen keine Taten folgen. Den Zustand im VDT kann und darf man nicht nur einer Pandemie zuordnen wie es getätigt wurde und noch getätigt wird. Selbstkritik jener die für die Außen wie Innendarstellung des VDT Verantwortung tragen, wo ist sie, wo bleibt sie ! Viele dem VDT angeschlossene OV/SV verweigern die Beitragszahlung woher kommt diese Einstellung ! Es gibt Augenblicke wo Konsequente Haltung wie Handlung wichtiger erscheinen als jegliche Rücksichtnahme. Ich höre immer noch dein Rufen, willst Du noch länger rufen !
Kopf hoch lieber Günter wie betreiben doch ein Hobby die Rassetaubenzucht die uns mehr gibt als der VDT.
Ich kann Günter Stach gut verstehen. Er hat über Jahrzehnte im Verband mitgearbeitet und viel Gutes dazu beigetragen, immer darüber berichtet und auf gute Kontakte Wert gelegt. Der Verband liegt ihm am Herzen, versteht sich. Die Absage der Deutschen Rassetaubenschau in Erfurt macht mich einerseits sprachlos, andererseits wütend und traurig zugleich. Ich kann mir vorstellen, dass es anderen auch so geht. Nun man einige Hoffnung hatte, „naja, irgendwie geht es doch vorwärts“, wurde sie durch die Absage abrupt zerstört. Die Absage in dieser zu lang andauernden Misere empfinde schon fast als Todesstoß für den Verband. Dieser scheint überfordert zu sein. Es stimmt schon länger nicht, wenn man in vdt online liest, „dass die Kommunikation zumindest zu Teilen des Restvorstandes leider seit Absage der JHV in Leipzig nahezu vollständig abgebrochen ist, der Aufforderung zur Durchführung einer Telefonkonferenz des Restvorstandes wurde leider trotz mehrfacher Einforderung von nahezu allen verbliebenen Vorstandsmitgliedern bisher ohne Reaktion nicht stattgegeben.“ Welche Grundlage gibt es damit noch für eine konstruktive Arbeit? Keine. Die Aufforderung des BDRG am 1. Dezember 2021, bald wieder in normales Fahrwasser zu kommen, war schon peinlich geug für den Fachverband, der noch gar nicht lange her Vorbildcharakter hatte und sich durch hohe Selbstständigkeit und Innovation kennzeichnete. Was ist davon übrig geblieben? Sie kennen die Antwort. Unter diesen Voraussetzungen scheint keine vernünftige Verbandsarbeit mehr möglich zu sein. Der Verband kann froh sein, unter dem Dach des BDRG als Sparte Unterschlupf zu finden. An seinem inzwischen schlechten Ruf hat der Verband selber beigetragen, indem keine Verbandsnachrichten, keine Newsletter und kein Jahrbuch erscheinen, Homepage und fb-Gruppe Brach liegen und nicht die geringste Reaktion auf Hilferufe und Fragen von VDT-Mitgliedern folgt. Da ist es klar, dass darauf Frustation und Kritik folgen.
Lieber Günter, Hochgeschätzter Zuchtfreund,
wie muss es in dir aussehen ! Ich höre deinen Weckruf, hören ihn auch jene die für die Blamable Außen wie Innendarstellung des VDT verantwortlich sind ! Nein ich bin keiner der sich jeglicher Kritik entzieht, bin gar dankbar für Instruktive Kritik die der Sache unserer Sache dienlich sind. Ich höre dein Rufen, habe ihn vernommen. Bleib mir wohlgesonnen in allen Lebenslagen. Das Schweigen jener habe ich auch vernommen.