Rückblick auf GSS Wiener und Budapester Tümmler Gruppe Sachsen
Sonderschau der Gruppe Sachsen des Sondervereins der Züchter Wiener und Budapester Tümmlertauben von 1919 e.V. in Zwönitz
Unsere Gruppensonderschau 2021 fand auf Initiative des Gruppenvorsitzenden Bernd Neukirchner vom 20.-21. November im Ausstellungszentrum Zwönitz (Erzgebirge) statt und war der Allgemeinen Rassegeflügelausstellung des RGZV Zwönitz e.V. angeschlossen. Trotz steigender Covid-19-Inzidenzen und drohender Kontaktbeschränkungen hatte sich der ausrichtende Verein entschieden, die Schau unter Einhaltung der geltenden Hygieneregeln planmäßig durchzuführen. Insgesamt umfasste die Ausstellung 611 Tiere, davon 95 Tiere in der ebenfalls angegliederten HSS der silber- und rebhuhnfarbig-gebänderten Deutschen Wyandotten und rebhuhnfarbig-gebänderten Deutschen Zwerg-Wyandotten sowie ein starkes Meldeergebnis von 87 Wiener und Budapester Tümmlern. An der GSS beteiligten sich 10 Ausstellerinnen und Aussteller, darunter 4 Mitglieder der Gruppe Sachsen und 3 Mitglieder der Gruppe Thüringen. Die Bewertung übernahm SR Lutz Witte (PV Sachsen-Anhalt).
Die Wiener Tümmler, blau mit schwarzen Binden (15,13; 5 Aussteller) eröffneten als quantitativ stärkste Kollektion die GSS. Die Mehrheit der ausgetellten Tauben konnte mit schlanken Figuren, hoch aufgerichteter Haltung, Standfreiheit, markanten Köpfen mit korrektem Schnabeleinbau, aber auch langen, dünnen, senkrecht getragenen Hälsen, leuchtenden Perlaugen und in der Farbe punkten. Die käfergrün schimmernde Halsfarbe wurde vom SR lobend erwähnt. Wünsche bezogen sich auf noch kürzere Hinterpartien, mehr Kopfmarkanz, dunklere Masken und ausgereiftere Schwingen. Aufgrund des hohen Zuchtstandes dieses Farbenschlages konnten auch Farb- und Zeichnungsmerkmale zur Abstufung herangezogen werden – so wurden bei einigen Vertretern die Rückenfarbe dunkler sowie die Binden gleichmäßiger und schmaler gefordert. Insgesamt sechsmal wurde der Wunsch nach mehr Warzenpuder notiert. Generell sind die Schnabelwarzen beim Wiener Tümmler nur wenig entwickelt und häufig auch nur schwach gepudert, insbesondere bei den blauen mit schwarzen Binden und den schwarzen Mittelschnäblern fehlt das Warzenpuder zum Teil sogar ganz. Die genauen Ursachen hierfür wurden bislang nicht systematisch untersucht, allerdings erscheint ein züchterisches Gegensteuern durchaus sinnvoll. Die Mängelliste umfasste graue Iriden, senkenden Schnabeleinbau, helle Masken und offenes Hinterhalsgefieder. Herausgestellt wurden Tauben von Hans-Jürgen Bonke (1,0 jung: v 97) und Wolfgang Schulz (0,1 alt: hv 96).
Es folgte eine kleine Kollektion Wiener Tümmler, schwarz (2,3; 1 Aussteller). Hier stimmten durchweg Figuren, Stand, abfallende Haltung, Halsverlauf, Kopfmarkanz, Iriden und Masken sowie die satte, reine und glänzende Farbe. Insgesamt zeigten die schwarzen sehr elegante Figuren, die aber im Hinblick auf eine weiterhin gute Reproduktionsleistung nicht mehr kleiner und zarter werden sollten. Bei drei Tieren musste auch in dieser Kollektion der Wunsch nach mehr Warzenpuder vermerkt werden. Weitere Wünsche bezogen sich auf noch waagerechteren Schnabeleinbau, noch leuchtendere Iriden und schmaleren Schwanzaufbau. Ein Tier mit 13 Schwanzfedern musste mit g 91 vorlieb nehmen. Hv 96 erreichte Hans-Jürgen Bonke (0,1 jung).
Mit insgesamt 15 Tauben (8,7; 4 Aussteller) machten die Wiener Tümmler, hellgestorcht ihre Aufwartung. Vorzüge waren die gleichen wie bei den blauen und schwarzen Wiener Mittelschnäblern. Wünsche bezogen sich auf kürzere Hinterpartien, waagerechteren Schnabeleinbau, schmalere Schwänze und beständiger abfallende Haltung. Leider musste in diesem Farbenschlag sechsmal die Note g vergeben werden – Gründe hierfür waren in erster Linie trübe, graue Iriden (5x), aber auch senkender Schnabeleinbau und 11 Schwanzfedern. Die Ursachen für graue Iriden können vielfältig sein – neben dem Alter des Tieres und damit dem Reifezustand der Regenbogenhaut kommen genetische Ursachen, aber auch Fütterungs- und Haltungsfaktoren (Licht) in Betracht. Tiere, die trotz der Rasse angepasster Haltung und Fütterung im reifen Zustand keine leuchtenden Iriden zeigen, sollten nur mit äußerster Vorsicht zur Zucht verwendet werden. Nicht ganz banal ist das angestrebte Farbbild der Hellstörche. So sollten einige Vertreter noch durchgefärbtere Handschwingen, eine sauberere Schildfärbung – hier bereiten oftmals Pigmente im Bindenbereich Probleme, eine typischere Schwanzfärbung und eine reinere Kopffarbe aufweisen. Letztere ist meist auch durchaus putzbar. Das bester Tier zeigte hier Torsten Engelbrecht (0,1 alt: hv 96).
Eine kleine Sammlung von 2,2 Wiener Tümmlern, dunkelgestorcht (1 Aussteller) setzte den Reigen der auf dem Schimmelfaktor basierenden Varianten dieser Rasse fort. Diese Seltenheiten besaßen bereits typische Wienerfiguren, markante Köpfe mit dem geforderten waagerechten Schnabeleinbau sowie sehr gute Augen- und Maskenfarben. Die gewünschte dunkle Helmfarbe und die zarte Starelung im Halsbereich waren vorhanden. Auch in diesem Farbenschlag bestand wiederum das Problem der zu gering ausgeprägten Warzenpuderung. Ein Tier musste aufgrund eines trüben Auges auf g 92 herabgestuft werden.
Eine Überraschung sowohl in Quantität als auch in Qualität und ein echter Hingucker der GSS war die Kollektion der Wiener Tümmler, Kiebitz rot, die zu den absoluten Raritäten innerhalb der Rasse zählen (3,4; 1 Aussteller). Sie überzeugten in Figur, Stand, Haltung, Kopfform, Schnabelsitz und Halsführung. Fein waren auch überwiegend die Farbe und der korrekte Brustschnitt auf Höhe des Flügelbuges. Wünsche bestanden teilweise noch in der korrekten Rücken- und Schwanzfarbe (möglichst ohne Blauanteile), Ortfederfarbe (durchgefärbte Außenfahnen), Kürze der Hinterpartie und noch helleren Iriden. Ein Zuchtschwerpunkt für die Zukunft wird die Schnabelfarbe sein, die fleisch- bis hellhornfarbig gefordert wird. Gerade die Täubinnen zeigten in diesem Farbenschlag noch Tendenzen in Richtung dunkelhornfarbig, was aber zuchtstandsbezogen toleriert wurde. Angesichts des nicht zu unterschätzenden Putzaufwandes der Kiebitze im Rahmen der Schauvorbereitung und der Zuchtschwierigkeiten eine insgesamt beachtliche Präsentation (0,1 alt: hv 96, Torsten Engelbrecht).
Eine besondere Variante innerhalb der Wiener Tümmler sind die kurz belatschten, die in zwei Farbenschlägen von einem Aussteller präsentiert wurden (hellgestorcht: 2,2; blau mit schwarzen Binden: 1,1). Auch hier wurden in der Vorzugsspalte der Bewertungskarte die abfallende Haltung, Bein- und Halslänge, Kopfform, Maskenfarbe und Farbe/Zeichnung aufgelistet. Ebenso konnten die kurze Belatschung mit gut entwickelten Geierfedern lobend erwähnt werden. Hinzuarbeiten ist auf noch reinere und leuchtende Iriden, nicht zu lange Hinterpartien und bei den Hellgestorchten saubere Schildfärbung ohne Bindenansatz sowie reine Kopffarbe, während den Blauen eine dunklere Bauch-, After- und Schenkelfarbe gewünscht wurde. Zu beachten ist ebenso, dass die Innenzehen eine Befiederung aufweisen müssen. Die Note g gab es für nur 11 vorhandene Schwanzfedern zum Zeitpunkt der Bewertung.
Unter die gemeldeten schwarzen Wiener Weißschildern (3,1; 1 Aussteller) hatte sich ein Altösterreichischer Tümmler, Kiebitz blau mit schwarzen Binden, gesellt. Dieser überzeugte in den Hauptrassemerkmalen, sollte aber im Rücken noch abgedeckter sein. Aufgrund von zum Bewertungszeitpunkt beidseitig nur 9 vorhandenen Handschwingen gab es die Note g. Hervorragend der Alttäuber unter den Wiener Weißsschildern, der in Merkmalen wie Figur, Stand, Kopfrundung, Auge, Rand, Halsaufbau, knapp mittellanger Schnabel und Schildrundung vollständig überzeugte. Lediglich der Wunsch nach einer Idee mehr Brustfülle verhinderte die Höchstnote (hv 96, Bernd Neukirchner). Bei der Täubin sollten das Gesicht noch gefüllter, der Scheitel gewölbter und die Gesichtsfarbe reiner sein.
Die Gruppe der fast kurzen Rassen unter den Wiener und Budapester Tümmlern wurde von den Wiener Kurzen in zwei Farbenschlägen (1,1 rot und 0,2 gelb von einem Aussteller) eröffnet. Durchweg zeigten die Tauben den geforderten kleinen, gedrungenen, waagerecht getragenen Körper mit tiefem Stand, den Würfelkopf mit waagerecht eingebautem Schnabel und eine satte, gleichmäßige Farbe. Bei den beiden Roten sollte der Rücken unbedingt abgedeckter sein. Weitere Wünsche bezogen sich auf breitere Hinterköpfe – auch dies ist für einen perfekten Würfel erforderlich, noch kolbigere Schnäbel und mehr Randfeuer.
Die eng mit den Wiener Kurzen verwandten Wiener Gansel wurden im schwarzen Farbenschlag gezeigt (2,2; 1 Aussteller). Beachtlich in den Hauptrassemerkmalen präsentierte sich der Alttäuber mit kompakter Figur und feinem Würfelkopf mit breiter, steiler und hoher Stirn sowie der namensgebenden Ganselscheckung. Bei ihm sollte der Rücken aber besser abgedeckt sein. Wünsche bezogen sich bei den weiteren Tieren auf waagerechteren Schnabeleinbau, kürzere Hinterpartien und durchgefärbtere Ortfedern. Ohne Putzen geht es auch bei dieser Rasse nicht, besonders im Bereich des breiten und tief geforderten Latzes. Die Note g musste einmal wegen zu heller Maske und zu stark senkendem Schnabel vergeben werden.
Den Abschluss der GSS bildeten die Budapester Kurzen in zwei Farbenschlägen (3,3 Budaer blau mit schwarzen Binden und 1,3 Budaer blau-gehämmert; 1 Ausstellerin). Diese kleine, graziöse Rasse zeichnet sich durch einen aufgerichtete Körperhaltung und einem breiten, markanten Kopf mit vertieftem Scheitel und hervortretenden Augenwölbungen aus, was auch die in Zwönitz gezeigten Tauben in hohem Maße verkörperten. Typisch für die Rasse ist weiterhin eine grau-blaue, punktierte Iris sowie bei den Budaern dunkel-graublaue Masken und schwarze Schnäbel. Wünsche des SR bezogen sich auf eine bessere Rückendeckung, glattere Federstruktur mit vollständig geschlossenen Fahnen, schmaleren Schwanzaufbau mit geordneter Federlage, durchgefärbtere Rücken und reinerer Deckenfarbe bei den Bindigen bzw. deutlicher ausgeprägter Hämmerung bei den Gehämmerten. Für unfertige Schwänze und abgebrochene Schwanzfedern mussten g-Noten vergeben werden. Bestes Tier der Kollektion war eine 0,1 jung blau mit schwarzen Binden (hv 96, Alexandra Huth), bei der allerdings ein nicht ganz korrekter Schnabelschluss vorlag. Hierauf und auf eine ausreichende Schnabelsubstanz ist in Zukunft auch unter Tierschutzaspekten verstärkt zu achten, da ein vollständig geschlossener Schnabel mit ausreichend Substanz beim Vogel für eine physiologische Atmung und ungestörte Nahrungsaufnahme von Bedeutung ist. Dies kann durch züchterische Maßnahmen und zeitgerechte Schnabelpflege erreicht werden.
Dank für diese gelungene Schau, die wohl am letzten möglichen Schauwochenende der Saison 2021/22 stattfand, gebührt dem Team des RGZV Zwönitz e.V. um AL Mike Kunstmann, SR Lutz Witte für die zuchtstandsbezogene und richtungsweisende Bewertung sowie allen Ausstellerinnen und Ausstellern für die Präsentation ihrer Wiener und Budapester Tümmlertauben.