Felegyhazaer Tümmler – Rasse im Wettbewerb um den Goldenen Siegerring des BDRG 2021
Eine Liebeserklärung an eine einmalig schöne Taubenrasse
Die Heimat der Rasse
Anfang des 1900 Jahrhundert wurde die Rasse in Kiskunfelgyhaza einer Kleinstadt von ca. 35000 Einwohner in der ungarischen Pusta erzüchtet. Die Identität zur Stadt spiegelt sich in ihren Namen wieder.
Dort, in dieser sehr Geflügelzucht affinen Region, zählt sie seit dem Jahr 2000 zum nationalen Kulturerbe. In Deutschland wurden sie in den 60ziger Jahren einführt. Bekannt gemacht wurden sie in der Kurzform des Städtenamen als Felegyhazaer Tümmler bzw. mit dem Kosenamen „Felis“
Nach meinen Informationen entstanden sie aus der Kreuzung von Komorner, von Ihnen erbten sie das Temperament, mit Köröser Tümmler, diese legten ihnen die Zutraulichkeit in die Gene und Palanger Tümmler, eine zuchtfreudige Regionalrasse mit besonderer Fluggewandheit. Da von jeder dieser 3 Rassen jeweils das Beste vererbt wurde und die einmalige Ganselzeichnung dazu kam, nannte man sie zu Recht „Stolz der ungarischen Taubenzucht“. Sie waren sehr begehrt, kaum zu bekommen und wurden deshalb nur zu hohen Preisen gehandelt. Die Verbreitung der Rasse im Heimatland ist jetzt breitgefächert. Welt weit steigt ihre Beliebtheit stetig und Ihre Verbreitung verteilt sich auf 5 Kontinente mit ca. 60 Länder.
Die Entwicklung der Rasse in Deutschland und Europa
Als die Felis 1963 erstmals nach Deutschland importiert wurden hatten sie es anfangs schwer sich gegen die vielen deutschen Rassen durchzusetzen, zumal sie damals im Vergleich zu heute qualitativ eher bescheiden waren. Ende der 70er und in den 80er Jahren gelang der Durchbruch. Mit der Wiedervereinigung Deutschlands gab es nochmals einen deutlich spürbaren Aufschwung, so dass auf den Sonderschauen regelmäßig zwischen 150 bis 200 Felis im Wettbewerb stehen. In diesem Jahr ist die Rasse mit 14 weiteren SV Rassen zum Golden Siegerring Wettbewerb nominiert, so dass trotz der für die Rasse Ungünstigen Witterung in diesem Frühjahr, um die 200 Felis in Leipzig erwartet werden. Die Qualität in Deutschland erfährt aktuell eine hohe internationale Wertschätzung.
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Was macht die Felis so einmalig?
Ihr ganzes Wesen ist von Zutraulichkeit bestimmt, dabei sind sie sehr lebhaft und verträglich. Sie eignen sich für Freiflug und Volierenhalten gleichermaßen. Ein besonderer Blickfang ist ihre Zeichnung: Die Ganzelzeichnung beginnt am Kopf mit einer farbigen, breit angesetzten Schnippe, die in der Mitte des Kopfes endet und zum Auge idealer weise durch einen schmalen weißen Rand getrennt wird. Den Kopf ziert eine möglichst üppige Haube mit Rosetten und Mähne. Die Haube ist innen weiß und an der Rückseite inklusive der Rosetten und Mähne farbig. Ein möglichst breiter weißer Latz ziert eine breite Brust. Farbig sind das Rückenherz, der Bauch und der Schwanz. Die Keilfedern werden farbig angestrebt. Bei Tieren mit besonders großen Lätzen, darf bis zu einem Drittel des Aftergefieders weiß sein. Die Figur ist kurz und gedrungen wirkend. Die Brust ist breit und etwas vorgewölbt. Sehr wichtig sind die Kopfpunkte. Die Stirn eines edlen Feli ist breit und ansteigend, der Kopf leicht gerundet ohne Platte. Der Schnabel wird substanzvoll gewünscht. Er ist hell. Bei schwarz-, silber- und blaugeganselt werden angelaufene Schnabelwarzen im Mutterlandland Ungarn aktuell toleriert und sollten deshalb auch bei uns kaum oder maximal 1 Punkt Abzug bedacht werden. Tiere mit völlig dunklem Schnabel erhalten G- Bewertungen. Sie werden deshalb kaum noch ausgestellt. Sie finden aber bei erfahren Züchter, wenn sie in den anderen Punkten hochwertig sind, in der Zucht Verwendung und werden meistens an Tiere mit Kronenzeichnung verpaart.
Die Farbenschläge:
Felis werden überwiegend in geganselt, rot, gelb, schwarz und blau gezüchtet. Wunderschön, aber noch sehr jung, sind die Silbergeganselten. Ganz selten sind die Blaugegehämmert geganselten. In einfarbig dominieren die Weißen.
Sehr selten und meist in deutlich bescheidener Qualität sind schwarze, rote, gelb und blaue in Einfarbig zu sehen.
Die Schwarzgeganselten sind durch ihre kontrastreiche Zeichnung sehr beliebt und haben ein sehr hohes Zuchtniveau. Sie zeigen meistens die größten Hauben mit gut ausgeprägten Rosetten, dazu überwiegend substanzvolle Schnäbel und große Lätze. Die Rotgeganselten stellten in den letzten Jahren oft auf den Ausstellungen die größten Kollektionen. Sie vererben die Zeichnung am konstantesten und sind in der Regel sehr zuchtfreudig. Typmäßig sind aktuell die Gelbgeganselten sehr hochwertig. Sie haben in der Spitze oft die substanzvollsten Schnäbel und das breiteste Stirnvolumen. Die Blaugeganselten sind seltener, verbessern sich qualitativ ständig und werden immer beliebter.
Die begehrten Silbergeganselten wurden erst vor wenigen Jahren anerkannt und erfreuen sich zunehmender Beliebtheit und hoher Nachfrage.
Mit dem allgemeinen Trend zu attraktiven Tauben, welche aber ohne größeren Putzaufwand in der Schauvorbereitung ausgestellt werden können, stieg das Interesse an der Einfarbigen Variante. Die Weißen konnten in den letzten Jahren Ihren Züchterkreis deutlich erweitern und sich qualitativ sehr verbessern. Aktuell sind sie auf den besten Weg, wie im Mutterland Ungarn, zu einem führenden Farbenschlag aufzusteigen. Die übrigen Farben werden selten gezüchtet und haben in der Qualität noch sehr auf zu holen.
Die Zucht und Haltung
Felis lieben die Sonne, vertragen jedoch auch Kälte bis zu minus 20°C im Winter problemlos.
Für die Zucht ist es besser, wenn frostfreie Winterung herrscht. Meine Tauben zum Beispiel werden nach Zuchtende, meistens Anfang September nach Geschlechtern getrennt gehalten und je nach Witterung erst Ende Februar/ Anfang März verpaart. Das Zusammenstellen der Paare erfolgt bei mir direkt in der Nistzelle. Nach 3 Tagen haben meistens alle Paare ihre Nistzelle sicher im Besitz. Sie legen in der Regel sehr schnell und alle 4-5 Wochen wieder. Weil sie oft gleich das erst Ei bebrüten, nehme ich dieses ab und lege bis zur Ablage des zweiten Eies, ein Holzei unter. Dadurch schlüpfen die Küken in der Regel am gleichen Tag und beginnen gleichmäßig zu wachsen. Wenn dann, aus welchen Gründen auch immer, ein Taubenküken während der Aufzucht zurückbleibt, versuche ich es umzulegen. Deshalb verpaare ich alle 20 Zuchtpaare am gleichen Tag. Die Eiablage erfolgt dann zwischen 8-14 Tagen. In den letzten Jahren zog ich von meinen 20 Zuchtpaaren um die 80 bis 100 Jungtiere pro Jahr. Dabei ist in der Aufzucht große Aufmerksamkeit von Nöten, besonders im Alter von 6 bis 8 Tagen, wenn die Tauben das Nest zeitweise verlassen und mit dem Treiben beginnen, besteht die Gefahr der Unterkühlung. Erfahrene Züchter setzten dann Wärmenistschalen ein. Außerdem ist zu beachten, dass die Einmaligkeit der Zeichnung und die Haubenstruktur, nicht immer in Perfektion vererbt wird, so dass sich nur ca. 50-70% der Jungen zur Weiterzucht eignen. Ein Zeichnungsfehler, ist bei sonstiger Feinheit, kein Hinderungsgrund für eine Einstellung in den Zuchtbestand.
Dafür erfreuen Felis jeden Tag ihren Züchter mit einer Sinfonie aus Zutraulichkeit, Verträglichkeit, Lebhaftigkeit und Schönheit.
Felegyhazaer Tümmler sind die Taubenrasse, „für Jedem, der das Besondere liebt!“
Hochattraktiv sind Felis im Freiflug. Diese Haltungsform ist leider wegen der Raubvogelpopulationen nur noch selten möglichen. Aber sehen sie selbst wie imposant Felis in Garten auf grüner Wiese wirken können. (Bild Zielinski)
Mit ihrer Verträglichkeit sind sie natürlich auch für Volieren Haltung bestens geeignet.
Die Bewertungsschwerpunkte
Laut Standard stehen Figur und Kopfpunkte deutlich im Fokus der Bewertung, während Zeichnung und Farbe das schmückende Beiwerk sind und letztlich also nur noch den I-Punkt bilden. Einen edlen Feli erkennt man an einer breiten, tiefgestellten, kurzen Figur. Die möglichst breite Brust sollte, im Idealfall etwas vorgewölbt getragen werden. Im Herkunftsland Ungarn sind die Kopfpunkte sehr bedeutungsvoll. Hierbei stehen, eine Breite ansteigende Stirn, ein substanzvoller 10-12 mm langer Schnabel und eine üppige gut gefütterte Haube, im Blickpunkt.
Möglichst gleichmäßige Rosetten mit einer Mähne zieren den Kopf. Der Blickfang weißes Innenfutter und farbige Außenhaube sollte vorhanden sein, aber bitte nicht gleich deutlich abwerten, wenn mal ein bis zwei Federn nicht ganz exakt stehen. Der Latz, welcher möglichst groß und gut gerundet gewünscht wird, muss geputzt werden. Trotzdem schieben sich im Schaukäfig gerne mal einzelne farbige Federn in den weißen Bereich oder umgekehrt.
Dies sollte, bei richtig hochwertigen Tieren, bitte nicht zu einer deutlichen Abwertung führen, höchstens bei annähernd Gleichwertigen zur Differenzierung dienen. Genauso, wie etwas weiß im Aftergefieder, keinen Fehler darstellt. An die Farbe sind keine Farbentaubenanforderungen zu stellen. Bei dem Schwierigkeitsgrad der Zucht, loben erfahrene Preisrichter die Tiere, welche farblich erstklassig sind und schicken, die in diesem Punkt nicht ganz Perfekten, nicht in den Notenkeller.
Eine richtige züchterische Herausforderung stellt die Standardforderung, eine kurze, breite und tiefstellte Figur zu züchten und gleichzeitig perfekte Rückendeckung zu erreichen. In vielen Ländern darunter Deutschland, wird bei der Bewertung darauf ein deutliches Augenmerk gelegt. In Ungarn dagegen, wird dieser Forderung bei der Bewertung kaum Bedeutung beigemessen, so dass auch Tiere mit Stülpflügel, bei super Kopfpunkten, durchaus 96 Punkte erhalten. Die Internationale Ausrichtung der Rasse und die sehr guten Züchterkontakte zwischen den Hauptzuchtländern ist Segen und Fluch zu gleich. Einerseits hat sich die Qualität durch viele Besuche, gemeinsame Tagungen und Schauen und regen Tieraustausch deutlich verbessert und international angeglichen. Andererseits erhöhte sich der Schwierigkeitsgrad für uns Züchter, weil regionale Betrachtungen und Schwerpunktsetzung in die Bewertungen mit einfließen. Zum Beispiel: In Deutschland wurde in der Vergangenheit oft ein perfekt gedeckter Rücken von den Obleuten für hohe Noten zwingend vorausgesetzt. Im Mutterland Ungarn, als Standard bestimmendes Land, hat dieser Punkt bei der Bewertung kaum Einfluß auf die Punktvergabe. Hier ist zu hoffen, dass die 2019 erfolgte Standardanpassung in Deutschland, für die zukünftige Bewertung einen etwas größerer Spielraum bietet und sich somit als hilfreich erweisen wird. Gleichfalls bitte ich alle PR und Obleute den Schwierigkeitsgrad der Rasse bei der Punktevergabe mit zu bedenken.
Schlußgedanken
Besonders gute Brieftaubenzüchter sagen von sich, mit einer Taube im Herzen geboren zu sein.
Schaue ich mir unsere Felis genauerer an und sehe, wie schön und gepflegt sich diese präsentieren, dann möchte ich behaupten, dass mindestens ein Dutzend der Züchterinnen und Züchter unseres SV, ihre Tiere fest im Herzen tragen.
Die Schönheit der Felis auf den Ausstellungen ist für die Ausstellungsbesucher, eine Sinfonie für die Sinne.
Deshalb möchten wir sie, zusammen mit den Züchtern der anderen Südosteuropäischen Rassen ganz herzlich einladen, uns in Leipzig zu besuchen. Gerne geben wir Ihnen Einblick in die Magie Südosteuropäischen Tümmler und in deren Zucht.
Alle Züchter möchte ich aufrufen, wieder viele ihrer Tiere in Leipzig zu zeigen und auch für zu erwartende Kaufinteressenten, verkäuflich zu melden.
Freuen wir uns doch schon ab heute ein wenig darauf und hoffen wir, dass endlich das Erlebnis „Siegerring“ stattfinden kann.
Jürgen Wutzler
Liebe Taubenfreunde, hier muß man Remco völlig Recht geben. Geht die Entwicklug SO weiter wird es in einem Desaster für diese wunderschöne Rasse enden. LG Hubert
Schöner Beitrag und gute Werbung für den anstehenden Wettbewerb, auch wenn ich es bedauerlich finde, dass der Schnabel immer kürzer beschrieben wird.