50 Jahre SV der Voorburger Schildkröpfer-Züchter Deutschlands
Der Voorburger Schildkröpfer – eine faszinierende Kröpferrasse
Historie und Zuchtstandbeschreibung
Man kann ihn durchaus als eine einmalige Erscheinung bezeichnen: Der „Voorburger Schildkröpfer“, welcher uns mit seinem bestechenden Äußeren beeindruckt und stets Begeisterung hervorruft. Und wenn der „Voorburger“, wie wir ihn kurz nennen, mit seinem beispiellosen Wesen und der kontrastreichen Zeichnung, nämlich dem farbigen Flügelschild auf weißer Körpergrundfarbe, gepaart mit der Bereitschaft dieser temperamentvollen und zugleich auch sehr zutraulichen Kropftaube, sich in ihrer vollen Schönheit und immer eleganten Bewegungen zeigend präsentiert, dann ist es wohl allein der Verdienst seines Erzüchters, des Holländers Cornelius Simon Theodorus van Gink, dessen deutschstämmiger Ehefrau Hendrina und wohl auch einer nicht geringen Anzahl an Züchtern. Insbesondere die Zeichnungsvariante war es, die den hervorragenden Taubenzüchter, Genetiker und Illustrator C. S. Th. van Gink (1890-1968) bereits einige Jahrzehnte vor der Anerkennung des „Voorburgse Schildkroppers“ im Jahre 1938 in den Niederlanden bewegte, einen weißen mittelgroßen Kröpfer mit einem farbigen Schild herauszuzüchten. Lang und mühsam war dieser Weg, den er im Jahre 1929 beschritten hatte. Rassen, wie Norwichkröpfer, Antwerpener Smerlen, Pfautauben, weiße und gelbe Brünner Kröpfer, Steigerkröpfer sowie Schildtauben neben Französischen und Englischen Kröpfern halfen dem äußerst zielstrebigen Züchter C. S. Th. von Gink bei der Verwirklichung seines Kröpfertraumes.
Im Jahre 1935 präsentierte er erste vorzeigbare Ergebnisse seiner jahrelangen züchterischen Anstrengungen. Wenn man sich die Palette der eingesetzten unterschiedlichsten Rassen vor Augen führt, so wird deutlich, welch begnadete Zuchtkunst erforderlich war, um dieses Ziel zu erreichen. Der Nationale Niederländische Verband reagierte im Jahre 1938 mit der offiziellen Anerkennung der „Voorburgse Schildkropper“. Nach van Ginks Tod führte dessen Ehefrau Hendrina van Gink sein Vermächtnis weiter, hatte letztlich ein einzigartiges Verhältnis zu ihren Tauben, die sich sogar auf Zuruf auf ihre Schulter setzten. Sie führte nicht nur den SV in den Niederlanden weiter, sondern gehörte auch als Mitglied dem SV in Deutschland an. Gute Kontakte einiger deutscher Züchter zu Frau van Gink waren die Grundlage, dass erste Voorburger Ende der sechziger Jahre in Deutschland heimisch wurden. Bis zu ihrem Tod im Jahre 1992 gelangten immer wieder Tiere von ihr in die Hände deutscher Zuchtfreunde, sodass dieses Blut gesichert bleibt und zur Festigung der Rassemerkmale ihren Beitrag leistet.
Zu den ersten namenhaften Züchtern und Ausstellern der Voorburger in Deutschland zählten Josef Wittmann, Karl Zausinger und Bernd Beck, die 1970 anlässlich der Internationalen Taubenschau in München insgesamt 24 Voorburger Schildkröpfer in bereits mehreren Farbenschlägen präsentierten. Die drei genannten Kröpferfreunde waren es auch, die am 17.01.1971 mit den Zuchfreunden Albert Müller, Alois Seitz, Franz Gobernatz und Fritz Hack den Sonderverein der Voorburger Schildkröpfer Deutschlands anl. der Ratisbona-Geflügelschau in Regensburg gründeten. Bernd Beck, ein noch heute sehr aktiver und erfolgreicher Züchter und Sonderrichter von Modena und Voorburger Schildkröpfer, übernahm sogleich auch das Amt des 1. Vorsitzenden, das er kurze Zeit später an Josef Wittmann übergab. In den Folgejahren war es insbesondere Josef Wittmann, der der Rasse in Deutschland seinen Stempel aufdrückte und sich in besonderer Weise um den Fortbestand des SV verdient gemacht hat. 1988 übernahm Edmund Kutscherauer den Vorsitz und führte 15 Jahre die Geschicke des SV. Josef Wittmann wurde für seine Verdienste zum Wohle des SV und der Voorburger zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Im Jahre 1986 – nach 15-jähriger Existenz des SV in Deutschland – richtete unser Ehrenmitglied Otto Pummer, der 31 Jahre als 1. Kassierer im SV tätig war, in Roßtal eine Hauptsonderschau aus, an der sich 31 Aussteller mit 385 Voorburgern beteiligten. Seit diesem Zeitpunkt nahm nicht nur die Tierzahl anl. der HSS und Großschauen ständig zu und hat sich inzwischen auf 500 – 600 Tiere je HSS eingependelt, sondern auch der SV verzeichnete über die Jahre ständig mehr Zuspruch und weist aktuell 145 Mitglieder (5 Jugendliche) auf. Höhepunkt für den SV war sicherlich der Goldene Siegerringwettbewerb im Jahre 2009 anl. der Nationalen Bundessiegerschau in Dortmund mit 452 Tieren. Erringer des Goldenen Siegerrings wurde Paul Herdegen auf rot mit 482 Punkten, gefolgt von Franz Liebl auf blau m. schw. Binden mit ebenfalls 482 Punkte und Christine Raab auf schwarz mit 480 Punkten. 2011 fand die 1. rassebezogenen Europaschau in Ibbenbüren statt. Mit einem tollen Meldeergebnis von 666 Voorburgern mit Züchtern aus Österreich, Holland und Dänemark wurden 21 Europachampionate sowie 12 Europameister vergeben.
Der derzeitige Vorstand setzt sich wie folgt zusammen: 1. Vorsitzender Thomas Müller (Ockstadt), 2. Vorsitzender Georg Müller (Geiselhöring), 1. Schriftführer und Zuchtwart Hermann Sderra (Süsel-Bockholt), 2. Schriftführer Christopher Laaß (Zörbig), 1. Kassierer Michael Niedermeier (Pilsting), 2. Kassierer Kurt Kipping (Rüx), Beisitzer Florian Neumann (Gütersloh) und Jugendleiter Marco Raab (Altdorf). Daneben wurde ein Zuchtausschuss gebildet, dem Heiko Köhler, Sebastian Steinmann und Manuel Dräxler angehören.
Aktivitäten im SV
Die von den Züchterfamilien bestens organisierten und alljährlich im Monat Juni stattfindenden Sommertagungen führten uns in den vergangenen Jahren quer durch Deutschland. Sie sind nach den Hauptsonderschauen die wichtigsten Veranstaltungen im SV. Wir treffen uns bereits am Samstag um 10 Uhr zur Vorstandssitzung. Nach dem Mittagessen ist um 13 Uhr die Preisrichterbesprechung. Hier wird über die abgelaufene Schausaison gesprochen und unsere Rasse für die kommende Ausstellungssaison ausgerichtet. Die Züchter können sich dann bestens darauf einstellen. Diese Form hat sich hervorragend bewährt, da die Sonderrichter in die Entscheidungen der Vorstandschaft mit eingebunden sind und die rasserelevanten Punkte somit bestens umsetzen können. Hierbei wird auch die Einteilung der SR/PR für die Haupt- und Sonderschauen vorgenommen. Daran schließt sich ab 15 Uhr unsere Jahreshauptversammlung mit umfangreicher Tagesordnung an. Gleichzeitig findet für die mit angereisten Züchterfrauen das sogenannte „Damenrahmenprogramm“ in Form von Ausflügen oder Besichtigungen der Sehenswürdigkeiten am Tagungsort statt. Nach dem gemeinschaftlichen Abendessen schließt sich der Züchterabend an. Hier werden die großen Preise der letzten Schausaison den Erringern überreicht. Weiterhin werden langjährige verdiente Mitglieder mit den Ehrennadeln des SV oder des VDT geehrt. Auch werden hierbei die Kameradschaft und die fachlichen Züchtergespräche gepflegt, was sehr wichtig für das harmonische Miteinander im SV ist. Die musikalische Unterhaltung mit Tanz kommt dabei auch nicht zu kurz. So mancher Züchterabend endete oft erst in den Morgenstunden. Am Sonntagvormittag findet die Besprechung der mitgebrachten Jungtiere durch den Zuchtwart und die anwesenden Sonderrichter statt. Dies ist besonders wichtig, werden doch Vorzüge oder Mängel der Jungtiere in Augenschein genommen und mit den Züchtern besprochen. Auch sieht man hierbei, ob in den einzelnen Farbenschlägen Fortschritte zu erkennen sind. Der jeweils beste Jungtäuber und die beste Jungtäubin erhalten einen Voorburger-Wimpel. Nach dem gemeinsamen Mittagessen, den Dankesworten und einem Erinnerungswimpel an den Ausrichter verabschieden sich alle und begeben sich wieder auf die Heimreise. Jedes Jahr führen wir außerdem eine Hauptsonderschau (HSS) durch. Zur Nationalen Bundessiegerschau und der VDT-Schau ist grundsätzlich eine Sonderschau angeschlossen. Nicht zuletzt um für unsere schönen Voorburger zu werben und neue Mitglieder zu gewinnen. Ggf. werden weitere Sonderschauen den LV-Schauen angeschlossen, wenn mindestens 80 Tiere gemeldet werden. In den letzten Jahren wurde die Hauptsonderschau als gesonderte alleinige Schau durchgeführt. Dies hat den Vorteil eines niedrigen Standgeldes. Die Übernachtungs- und Aufenthaltskosten sind dann meist erträglich. Außerdem sind wir unter uns und können im Rahmen eines kameradschaftlichen Züchterabends die Preisverteilung im Kreise Gleichgesinnter durchführen. Angeschlossen ist auch eine Verkaufsbörse, bei der ein reger Austausch der Tiere unter den Züchtern erfolgt. Der Sonderverein unterstützt die HSS und Sonderschauen mit zusätzlichen Preisen. Auf 80 Tiere kommen ein SV-Band und 3 SE zur Vergabe. Im Jubiläumsjahr findet die Sommertagung am 19. + 20. Juni in Bad Frankenhausen/Thüringen statt. Die Jubiläumshauptsonderschau wird vom 17. – 19. Dezember 2021 in Pfarrkirchen/Ndby. der Höhepunkt im Jubiläumsjahr. Hier wird auch das Jubiläum am Züchterabend gebührend gefeiert. Anlässlich der Nationalen Bundessiegerschau 2022 in Leipzig wartet dann schon der nächste Höhepunkt, nämlich die Vergabe der „Goldenen Taube“ auf Voorburger Schildkröpfer. Der Deutsche Bauernverlag hat uns freundlicher Weise auf Grund des 50-jährigen Bestehens die Teilnahme an diesem Wettbewerb ermöglicht.
Was macht nun den Reiz des Voorburger Schildkröpfers aus, der sich ständig wachsender Beliebtheit unter den Kropftaubeninteressenten erfreut?
Es ist in erster Linie das Wesen, das dieser mittelgroße Kröpfer verkörpert. Wer schon einmal bei einer Sonderschau oder Großschau an den Käfigen der Voorburger verharrte und sich mit den dort präsentierten Tauben nach Kröpfermanier „unterhielt“, wird diesen herrlichen Wesenszug erfahren haben. Insbesondere die Täubinnen – entsprechend auf die Schau vorbereitet – lassen sich sehr leicht stimulieren und zeigen sogleich ihr typisches Balzverhalten. Hinzu kommt der herrliche Kontrast satter farbiger Flügelschilder zum ansonsten weißen Gefieder. Für Kropftauben eher außergewöhnlich ist die Zuchtfreudigkeit dieser Taube. 6-8 Jungtiere in einer Zuchtperiode sind die Regel. Auf Ammenzucht, wie es häufiger in der Kröpferzucht anzutreffen ist, kann völlig verzichtet werden. Somit besteht bei den Voorburgern auch nicht die Gefahr, dass die Zuchtfreudigkeit (häufig eine Folge der Ammenaufzucht) leidet. Neben der „handlichen“ Größe und der Anspruchslosigkeit bezüglich der Unterbringung der Tauben gibt es selbst bei evtl. notwendigen Futterumstellungen keinerlei Probleme. In der Standhöhe, dem Blaswerk und der Zartheit ist der Voorburger Schildkröpfer in keiner Weise überfordert. Selbstverständlich ist der Voorburger auch für den Freiflug geeignet. Man kann ihn als pflegeleichte Taubenrasse bezeichnen und somit jedem Anfänger oder Jungzüchter empfehlen. Wenn das nicht für diese Kropftaube spricht!
Wie wünschen wir uns den Voorburger?
Wir fordern einen nahezu kugelförmigen Kropf, der zustande kommt, wenn unser Voorburger einen gut ausgebildeten Nackenbogen (Nackenwallung) bildet, der durch eine betonte Taille unterstützt wird. Der Hals sollte allerdings nicht zu kurz sein. Also: Nur eine „aufgesetzte“ Kugel reicht nicht! Der Kopf ist länglich und gut gerundet mit einer leicht gewölbten Stirn. Eine Kopfplatte ist verpönt! Der Schnabel ist gut ausgebildet und hell. Die Augenfarbe ist dunkel. Der sie umgebende Rand ist möglichst zart und hell. Die Flügel sind fest anliegend und decken den Rücken gut. Ein leichtes Kreuzen ist nicht zu strafen, sondern ausdrücklich gestattet. Das Flügelschild soll nur so breit sein, dass die Brustbeinlinie von der Seite noch klar erkennbar ist. Die Binden sind farblich rein, nicht zu breit und durchgehend. Das bis vor der Aktualisierung des EE-Standards geforderte Raumverhältnis von 3/5 zu 2/5 ist nicht mehr aktuell und daher nicht mehr zu fordern.
Die Körperlänge sollte allerdings so beschaffen sein, dass der gut geschlossen getragene Schwanz den Boden nicht berührt. Die Schenkel sowie Läufe werden – wie erwähnt – verhältnismäßig lang gewünscht. Die gut befiederten Schenkel sollten ohne betonte Winkelung den Körper verlassen. Sogenannte Froschschenkel mit einem betonten Bogen sind als Mangel einzustufen. Die gut gespreizten Zehen sind unbefiedert. Die Farbe der Zehennägel bleibt unberücksichtigt. Auf eine leichte Winkelung des Fersengelenks ist zu achten. Obwohl wir keine Farbentaube züchten, stellen wir an die Schildfarbe relativ hohe Ansprüche. So wünschen wir bei den Lackfarben ein möglichst lackreiches Gefieder, was insbesondere beim schwarzen Farbenschlag bereits häufig vorzufinden ist. Oftmals anzutreffen sind Farbflecken im weißen Grundgefieder sowie Wechselschwingen, was verpönt ist. 7-12 weiße Schwingen sind standardgemäß. Mehr als 3 weiße Schwingen Unterschied stellen ebenfalls einen Mangel dar. Darüber hinaus fordern wir nicht mehr und nicht weniger als 10 Handschwingen. Sofern diese Forderungen in einem Tier erfüllt sind, so gibt es keinen anschaulicheren Kröpfer! Nicht toleriert und als grober Fehler erkannt werden Wechselschwingen im gesamten Flügelbereich. Auch wenn derartige Phänomene immer wieder auftreten, ist selbst bei ansonsten ansprechendem Typ immer gut zu überlegen, ob solch ein Tier in die Zucht eingestellt wird. Mit einer Ausbreitung dieses Fehlers – insbesondere bei Zusammenfallen gleicher Mängel bei den Partnern – ist zu rechnen. Die Daumenfedern werden farbig angestrebt, sind aber selbst für die Höchstnote nicht Bedingung. Treten sie allerdings auf beiden Seiten farbig auf, so unterstützt dieses in der Regel auch die gesamte Grundfarbe. Weiße Daumenfedern werden nicht gestraft. Wenige farbige Federn hinter den Schenkeln sind zu tolerieren. Die standardgerechte Entwicklung begleiten z. Zt. 10 Sonderrichter, die sicher auch ein gerüttelt Maß Verantwortung dafür tragen, dass die in Deutschland ausgezeichneten Spitzentiere dem Idealtyp des Voorburger Schildkröpfers auch am ehesten entsprechen. Die Züchter sind sich ihrer Aufgabe bewusst, den Voorburger Schildkröpfer zu hegen und zu pflegen in höchster Vollendung zu züchten, damit wir uns alle an ihm weiterhin erfreuen dürfen. Der Herauszüchter C. S. Th. van Gink würde seine wahre Freude an seinem ehemaligen „Lieblingskind“ haben.
Zu den Farbenschlägen:
Durch den seit 2017 gültigen Europa-Standard ist die Auswahl mit 32 anerkannten Farbenschlägen groß, so dass für jeden Geschmack etwas dabei ist.
Der Schwarze Farbenschlag hat während der letzten Jahre Einzug bei exzellenten Züchtern gehalten und verkörpert heute einen sehr erfreulichen Zuchtstand. Figur und Größenrahmen stimmen überwiegend, hinzu kommt der Dass dieses Bild nicht so einfach zu erzüchten ist, kann derjenige Züchter nachvollziehen, der sich einmal mit diesem anspruchsvollen Farbenschlag versucht hat. Sollten bei diesem Scheckungsbild die Daumenfedern alle schwarz sein, so folgt dieser erwünschten Tatsache aber auch schon einmal eine Farbausbreitung u.a. im Schenkelbereich. In derartigen Fällen ist zu einer Ausgleichspaarung mit einem Vertreter zu raten, der farblich rein ist und weniger farbige Klappenfedern aufweist. Wenn zu diesem geschilderten Farbkontrast eine aufgerichtete Haltung mit einem ausgesprochen runden und locker getragenen Blaswerk hinzu kommt, so ist auch die Begeisterung des Preisrichters sicher. Ein flüssiger Schenkelverlauf ist bei diesem Farbenschlag relativ gefestigt.herrliche Farbkontrast des lackreichen schwarzen Flügelschildes zum ansonsten weißen Federkleid.
Die Braunen Voorburger wurden bisher in kleineren Zahlen bei Schauen vorgestellt, zeigten aber teilweise einen recht ansprechenden Typ. Die Größe variiert noch verschiedentlich. Farbintensität und Gleichmäßigkeit wurden hier verbessert. Die zwar noch wenigen aber sehr erfolgreichen Züchter sind hier auf dem richtigen Weg!
Der Rote Farbenschlag ist der immer noch meistgezüchtete und beliebteste. Es fehlt aber noch die Ausgeglichenheit in der Größe. Oftmals finden wir noch Tiere vor, die den angestrebten Größenrahmen bereitsüberschritten haben. Dass es aber auch anders geht, beweisen uns unsere Spitzenzüchter, die es vermögen, alljährlich gut proportionierte Exemplare vorzustellen und zu hohen Auszeichnungen zu kommen. In dieser Varietät werden die aufgehellten Enden der farbigen Hand – und Armschwingen deutlich, ein Erbe des dominant – roten Faktors. Dieses Phänomen ist zu akzeptieren; eine womöglich angestrebte Änderung durch Verankern der rezessiv – roten Farbe würde nicht nur viele Jahre in Anspruch nehmen, sondern auch den erreichten Typ gefährden. Bei einem Teil der vorgestellten Tiere sollten die Farbe noch intensiver, die Flügelschilder sowie der Rücken schmaler und der Schenkelverlauf etwas flüssiger sein. Was für unsere Roten festgestellt werden kann, gilt auch teilweise für die
Gelben. Auch hier müssen wir den Größenrahmen beachten und noch weitere Verbesserung im Typ erreichen. Die gegebenen Anregungen haben die meisten Züchter dieser Farbvariante erfreulicher Weise umgesetzt. Auch hier gelten die Anmerkungen zu den roten Voorburgern bezüglich der Schild – und Rückenbreite.Farblich ist teilweise ein noch satteres Gelb anzustreben. Die während der letzten Jahre hin und wieder festgestellte gelbliche Augenrandfarbe scheinen unsere Zuchtfreunde überwiegend „in Griff“ bekommen zu haben.
Die Blauen mit und ohne Binden liegen im richtigen Größenrahmen, können im Körper aber teilweise noch etwas eleganter wirken. Ein zu breiter Rücken in Verbindung mit einem ebenfalls breiten Flügelschild stören das angestrebte Gesamtbild. Auf entsprechend aufgerichtete Haltung und die gewünschte Standhöhe ist noch mehr Wert zu legen. Bei den Bindigen ist hin und wieder auf noch reinere und getrennte Binden zu achten. Rost in den Binden ist zu strafen. Farblich verblüffen die Tauben überwiegend durch ein typisches Taubenblau.
Die Rot– und Gelbfahlen Farbenschläge haben einen lobenswerten Zuchtstand erreicht. Hier können wir immer häufiger den angestrebten Größenrahmen sowie die gewünschte Figur antreffen. Die Standhöhe ist überwiegend stimmig.
Die Gelbfahlen zeigen in der Regel eine feste, glatte Feder und ein feines Farbspiel, sofern das Flügelschild hell und rein ist und von zwei gut getrennten und farblich satten Binden verziert wird. Der weiße Farbausbreitungsfaktor ist allerdings in erster Linie dafür verantwortlich, dass oftmals nicht nur die Klappenfedern weiß sind, sondern auch weiße Farbfelder im Bugbereich des Flügelschildes auftreten. Diese Tatsache verschwindet in der Regel, sofern – wie angestrebt – die Klappenfedern farbig sind. Die überwiegend bei den Gelbfahlen hin und wieder anzutreffenden lockigen Federn im Bindenbereich scheinen inzwischen erfolgreich verdrängt worden zu sein.
Bei den Rotfahlen ist vermehrt auf eine reinere Schildfarbe zu achten. Auch hier gilt die Feststellung, dass bei einem farblich reinen Schild und einer satt roten Binde der Farbenschlag schnell die Blicke auf sich zieht. In diesem Farbenschlag konnten wir in der letzten Zeit erfreuliche Rassevertreter in den Käfigen bewerten.
Die Blaufahlen mit dunklen Binden haben während der letzten Jahre deutlich aufgeholt und präsentieren sich sehr erfreulich. Die Neigung zu leicht rostigen Binden gilt es aber zu beachten. Leider behindern sie oftmals die Vergabe höherer Noten. Hier haben überwiegend die Täubinnen in der Bewertung „die Nase vorn“.
Die Blaufahlen ohne Binden schwanken in den Ausstellungszahlen und auch in der Qualität. Für die 1,0 gilt noch häufiger die Forderung nach einem besseren Stand mit möglichst paralleler Laufstellung. Auch der Schenkelverlauf ist noch flüssiger anzustreben. Für viele 0,1 ist noch etwas mehr Standhöhe zu wünschen. Die sehr gefällige Farbe hätte mehr Züchter und Aussteller verdient.
Die braunfahlen Voorburger haben es einigen qualifizierten und erfahrenen Züchtern zu verdanken, dass sie alljährlich mit einigen sehr gefälligen Exemplaren aufwarten. Der richtige Typ ist bei einigen Tieren bereits fest verankert; zu verbessern sind jedoch noch die Schildfarbe und zum Teil auch die Bindenfarbe.
Besonders erfreulich sind die festgestellten Fortschritte beim blaugehämmerten Farbenschlag. Haben sich doch mittlerweile einige engagierte Züchter dieses Farbenschlags angenommen und in den letzten Jahren auf den HSS immer Spitzentiere präsentiert. Sie zeigen nicht nur den gewünschten Voorburger–Typ, sondern brillieren durch eine sehr ausgeglichene Hämmerung, die nicht nur den interessierten Rassefreund begeistert, sondern auch mit manch einer Farbentaube zu konkurrieren vermag.
Die Blaufahl- und Rotfahlgehämmerten erfordern noch einigen Züchterfleiß, um neben dem angestrebten Typ auch die richtige Grundfarbe und ausgeglichene Hämmerung zu zeigen. Dass diese Wünsche nicht einfach zu erreichen sind, ist jedem Züchter klar, der sich hier einmal versucht hat. Die häufigsten formulierten Wünsche beziehen sich hier auf den möglichst rein – weißen Farbanteil auf dem Flügelschild.
Die Braunfahl- und Gelbfahlgehämmerten haben – bedingt durch einige engagierte Züchter – in den letzten Jahren sehr gute Fortschritte erzielt. Der Weg zu einer akzeptierten Hämmerung und den angestrebten – möglichst reinen Binden ist steinig. An der Standhöhe und einer kürzeren Hinterpartie ist ebenfalls noch zu arbeiten.
Die weißbindigen Voorburger gehören leider zu den Raritäten und stellen höchste Anforderungen an den Züchter. Trotzdem ist den vereinzelten Anhängern dieser Varietät, die den Mut aufbrachten, sich auf diesem Feld zu betätigen, Durchhaltevermögen zu wünschen und den in dieser Kategorie eingesetzten Preisrichtern zu raten, viel Fingerspitzengefühl zu zeigen. Was es bedeutet, möglichst reine weiße Binden auf die Flügelschilder zu „zaubern“, vermag nur derjenige Züchter zu beurteilen, der sich je mit diesem anspruchsvollen Farbbild züchterisch auseinandergesetzt hat. Deshalb ist hier stets das richtige Augenmaß zu bewahren.
Besonders hohe Ansprüche an ihre Züchter stellen die gesäumten Farbenschläge, wobei die rot- und gelbgesäumten oftmals den angestrebten Größenrahmen noch beachten müssen. Wie attraktiv diese Zeichnungsvarianten jedoch sein können, verdeutlichen immer wieder einige lobenswerte Exemplare, in erster Linie anl. unserer HSS. Es ist schon eine Augenweide, eine möglichst gleichmäßig auftretende Kollektion dieser Zeichnungsvariante in den Käfigen bewundern zu dürfen.
Leider wurden von den Gesäumten in Schwarz, Braun und Blau in den letzten Jahren keine Tiere vorgestellt. Allerdings hört man von ersten erfolgreichen Zuchtergebnissen aus dem einen oder anderen Züchterschlag!
Auch die Isabellfarbigen neben den Weißgeschuppten sind während der letzten Jahre auf unseren Schauen nicht mehr gesichtet worden. Schön wäre es, sie wieder in den Käfigreihen anzutreffen.
Seit einiger Zeit befassen sich einige Zuchtfreunde mit der Herauszüchtung der durchaus apart wirkenden Andalusierfarbigen. Dieses Ansinnen ist auch bereits sehr fortgeschritten. Einzelne Tiere vermochten durchaus bereits auf Schauen zu überzeugen. Es scheint nur noch ein kurzer Weg zu sein, bis wir diesen Farbenschlag als festen Bestandteil unserer Groß- und Hauptsonderschauen bewundern dürfen.
Obwohl es unseren engagierten Mitgliedern des Sondervereins zweifellos gelungen ist, in der Mehrzahl den Standard unserer Voorburger in höchstem Maße verwirklicht zu haben, sollten wir jedoch trotzdem nicht nachlassen, das aktuell gewünschte Ideal zu erreichen und in der Breite zu festigen.
Weitere Informationen auf Facebook und unter www.sv-voorburger-schildkroepfer.de.
Hermann Sderra Zuchtwart und Thomas Müller 1. Vorsitzender
Ein schöner Beitrag pünktlich zum 52. Todestag des großartigen C. S. Th. van Gink (25.10.1890 – 11.02.1968). Herzlichen Glückwunsch zum 50-jährigen Vereinsjubiläum! Ein kleiner Kröpfer aus dem holländischen Voorburg ist inzwischen in der ganzen Welt beliebt.
Ich meinte natürlich den 53. Todestag, aber das letzte Jahr konnte man schließlich wirklich nicht mitrechnen.