Die 45. HSS des MCD und Franz Kraus Gedächtnisschau in Neudrossenfeld 2019
Die 45. HSS des MCD und Franz Kraus Gedächtnisschau in Neudrossenfeld 2019
861 zur Schau gemeldeten Modenas, dazu noch rund 240 Tauben in der Verkaufsbörse von 65 Ausstellern aus 5 Nationen, sowie Gäste aus ganz Europa, Asien und sogar aus arabischen Ländern, zeigten wieder einmal dass unsere Lieblinge und Neudrossenfeld eine gewisse Anziehung in der Taubenwelt besitzen.
136 Gazzis, 711 Schietti und 14 Magnani: Für die Hauptsonderschau des MCD und insbesondere für die „Franz Kraus Gedächtnisschau“ war dies ein würdiger Rahmen an einem besonderen Ort.
Der Bezirk Bayern als Ausrichter griff auf ein erprobtes Rezept zur Durchführung der Schau aus dem Jahr 2010 zurück, und komprimierte die Schau auf 3 Tage. Der Zeitdruck für die Organisatoren ist dann natürlich gegeben, aber alles in allem überwiegen die Vorteile. Der Aufbau am Freitag klappte reibungslos und die Einlieferung der Tiere war trotz Schneetreiben und schlechter Straßenverhältnisse und bis zum Abend erledigt.
Fast alle Aussteller reisten schon zur Einlieferung am Freitag (manche sogar schon Donnerstagabend) an, und blieben bis Sonntag. Für die Gemeinschaft unter uns Modenazüchtern war dies optimal und schon am Einlieferungstag ergab sich ein geselliger Abend. Die Halle in Neudrossenfeld bietet ja auch zur Bewirtung, die der Bezirk in Eigenregie durchführte, optimale Voraussetzungen. Hier sei dem GuKZV Neudrossenfeld mit seinem 1. Vorsitzenden Harald Kull für diese Möglichkeit herzlich gedankt, und natürlich auch unserem Chefkoch Hans Neumüller für die hervorragenden Speisen. Allen helfenden Händen des Bezirks, es waren ja ganze Familien zum Helfen angereist, sei hier auch nochmals herzlichst gedankt. Aber auch allen anderen die auch Hand anlegten und die Aussteller aus allen Bezirken und den Nachbarländer möchte ich danken!
Ihr alle habt dieses Modena-Fest erst möglich gemacht. Ich wage zu behaupten, dass auch die in Bayern gelebte Züchtergemeinschaft ansteckend war und für dieses kameradschaftliche Modena-Wochenende eine Basis war.
Bedanken möchte ich mich auch bei meinen Sonderrichterkollegen und unserem Obmann und Europabeauftragten Jacky Grauss für die Reibungslose und flinke Bewertung am Samstagvormittag.
Auch für die Zuarbeit meiner Kollegen zu diesem Bericht möchte ich mich herzlich bedanken, war ich selbst ja auch mit dem Ablauf der Schau eingespannt und der fehlende Ausstellungstag machte es unmöglich, mir selbst von allen Tieren einen exakten Eindruck zu verschaffen.
Zum ersten Mal wurden auf unserer Hauptsonderschau 9 anstatt 7 Champions aus den 3 Varietäten gekürt. Zur Schonung der Tiere wurden sie in ihren Käfigen belassen und nicht separat in einer Championskollektion herausgestellt. Ihre Käfige wurden besonders geschmückt und mit von Michael Schmitt gestifteten Championrosetten und Blumenschmuck herausgestellt. Dies ersparte ihnen bestimmt einigen Stress und sollte in meinen Augen so beibehalten werden.
Vielen Dank an Michael für die Idee und Stiftung.
Den Züchtern der Modena-Champions 2019 gratuliere ich recht herzlich:
Paul Switalla 2x (Gazzi, 1,0 jung, rotfahl gehämmert und Gazzi, 0,1 alt, blau mit bronze Binden), Hubert Neubauer (Schietti, 1,0 jung, silber), Günther Schubert (Schietti, 0,1 alt, schwarz), Frank Lehmann (Schietti, 1,0 jung, gelbfahl), ZG Bretting (Schietti, 0,1 jung, braunfahl mit bronze Binden), Thomas Hertle 2x (Schietti, 1,0 alt, rotfahl und Schietti, 0,1 alt, blau mit bronze Binden) und Peter Anders (Magnani, 0,1 alt, vielfarbig).
Doch nun zu den ausgestellten Tieren.
Es wurden 136 Gazzis in 20 Farbenschlägen präsentiert. Prozentual ein etwas geringerer Anteil als im Vorjahr, aber ein paar seltenere Farbenschläge in vorzeigbarer Qualität und mehr Züchter stimmen mich dennoch positiv, dass es mit den Gazzis weiter voran geht.
Ein neues Gesicht in den Reihen der Sonderrichter – wenn auch nur in Deutschland neu– fand sich mit Guillaume Wurtz aus Frankreich. Dort ein geschätzter Kollege und selbst Gazzizüchter, hatte seine Freude. Ist es ihm doch in der Heimat meist durch seine eigene Teilnahme als Aussteller an den Schauen verwehrt die Gazzis zu bewerten. Zusammen mit seiner Sekretär-„in“ Pierre Beyler machte er sich an den ersten Teil der Gazzis.
16,11 blaue mit bronze Binden bildeten den Anfang. In diesem qualitativ hochwertigen Farbenschlag gleich 2x 97 Punkte auf seine 2 ausgestellten Tiere (1,0 jung und 0,1 alt) in diesem Farbenschlag für Paul Switalla und noch einmal 97 Punkte für Manfred Borger (1,0 alt), sowie jeweils 96 Punkte für Helmut Bauer (2x), Thomas Hertle und Rudi Lutz auf eine sehr junge 0,1 von der wir im nächsten Jahr noch mehr sehen wollen. Die Zahl der hohen Noten lässt die Gesamtqualität erahnen, und so waren dann auch nur kleine Wünsche im Stirnansatz, Halseinbau oder Stand manchmal schon entscheidend in der Abstufung.
Die 5,2 blau bronze-gehämmerten erschienen heuer etwas schwächer im Typ und Körper als die bindigen. Ein guter Tag von Guillaume – seine eigene Aussage! – und die Betrachtung der doch schwerer zu ziehenden Dreifarbigkeit in der Hämmerung, ergab auch hier 97 Punkte für Paul Switalla für eine sogar farblich sehr komplette Modena. Gleich daneben noch eine weitere junge 0,1 vom selben Züchter die nur auf Grund des nicht ganz so freien Standes mit 96 Punkten bedacht wurde. Entwertet wurde ein Tier durch seine schlechte Zeichnung.
Unter den 4,5 dunkel bronzeschildig ungesäumten und gesäumten wie immer wieder mal ein schlechter blau bronze-gehämmerter. Diese offensichtlichen Mischprodukte oder Fehlfarben wollen wir in den Ausstellungskäfigen nicht mehr sehen. In den Hauptrassemerkmalen war die Tendenz der Vergangenheit wieder zuerkennen, gut gerundete und kraftstrotzende Körper mit Wucht und Ausdruck im Stand. Wünsche waren im Schenkelgefieder (zu beachten für eine durchgehend gerundete Unterlinie) und bei der ein oder anderen im Halseinbau. Für die ZG Wiesner gab es hier 97 und 96 Punkte.
Die braunfahlen waren mit 6,9 bronze-bindigen und 1,7 bronzegehämmerten vertreten. In den Hauptrassemerkmalen waren auch sie in Neudrossenfeld wieder einer der Lichtblicke und 1x 97 und 5x 96 für Rudi Lutz sprechen Bände.
Dennoch musste der Sonderrichter ein Problem in der Kollektion mit Scherenschwingen und schlechter Flügellage ansprechen. Dem sollte aber nicht nur in diesem Farbenschlag ein Auge geschenkt werden.
Unter den 7 khakifahlen mit sulfur Binden und sulfur-gehämmerten heuer sogar 3 Täuber. Die lange Reise aus Dänemark steckte den Tieren vermutlich noch bei der Bewertung in den Knochen. 2x 95 Punkte war bestimmt nicht die erhoffte Ausbeute für Edwin Houpst.
Der französische Kollege wurde im Nachgang der Bewertung gefragt, ob nun die französischen oder deutschen Modenas die besseren sind. Beantworten konnte er dies nicht direkt, seine Antwort: „Wein muss man in Frankreich trinken, Bier ist viel besser bei Euch! Die Antwort bekommen wir 2020 bei der Europaschau in Belgien!“
Er könnte Politiker werden!
Die weiteren Gazzi durfte ich selbst bewerten.
Ein dominant roter, 4,0 rotfahle und 4,3 rotfahl-gehämmerte präsentierten sich. Nach wie vor ein auf und ab sowohl in den Körperrundungen, beim Halseinbau und beim geraden Stand. Auch ein festeres Gefieder war der Wunsch. 97 Punkte auf einen 1,0 jung bei den gehämmerten und 96 Punkte auf einen 1,0 jung rotfahl. Na für wen wohl? Paul Switalla.
Ein enttäuschendes Bild bei den gelbfahlen und gelbfahl-gehämmerten. Hier fehlte es zum Teil sogar in den Hauptrassemerkmalen. Den geforderten geraden Stand hatte kaum eine, die gleichen Proportionen in Körperbreite, -länge und –höhe musste man suchen und eine runde Unterlinie kaum vorhanden. Hier gilt es was zu tun.
Weiter bergauf geht es bei den schwarzen Gazzi! 11,10 Tiere zeigten sich mit einer dunfarbigen und 3 braunen zusammen im Durchschnitt gegenüber 2019 nochmals verbessert. Die Spitzentiere zeigten mit 97 Punkten Manfred Hantke (0,1 jung) und mit 96 Punkte Ralph Meinzer (2x) sowie wiederum Manfred Hantke. Tiere die im Seitenprofil nicht rund oder im Stand nicht gerade sind, haben auch hier nun keine Chance mehr nach vorne zu kommen.
In anständiger Qualität und auch Anzahl die rezessiven. 7,5 rezessiv rote und 1,2 rezessiv gelbe waren in der Körpersubstanz sehr ansprechend und mit 3x 96 Punkte – 2x für Frank Ramdohr in rot und 1x für Edwin Houpst in gelb – in der Kollektion entsprechend bewertet. Schmale lange Körper, schwache Köpfe und Ständer hatten keine Chance, jedoch fehlte auch bei den Spitzentieren ein Quäntchen zur Höchstnote.
Ein bronze indigo von Manfred Hantke konnte gefallen und wird vermutlich im nächsten Jahr bei den schwarzen Gazzi helfen.
Einen noch sehr seltenen Farbenschlag bei den Gazzis präsentierte Edwin Houpst mit einem milky blau bronze-gehämmert. Hoffnungsvoll aber mit einigem Potential nach oben. Würde mich sehr freuen diesen Farbenschlag bald auch aus deutscher Zucht zu bewundern.
Rotfahl dunkelgehämmert! Unter dieser Bezeichnung bei uns bisher noch nicht gezeigt und hier somit unter AOC laufend, könnte dieser Farbenschlag schon bald in die Modenalandschaft gehören. Immer wieder stehen wir ja vor dem Problem in den rotfahl gehämmerten in der Zeichnung abzustufen. Also warum hier nicht an andere Rassen angleichen? Gespräche mit dem BZA laufen.
Das Tier von Rudi Lutz konnte auf alle Fälle trotz kleiner Probleme in der Schwingenlage auch in der Qualität überzeugen, war aber von der Größe her am oberen Limit!
Die 711 Schiettis (82% Anteil, 45 Farbenschläge) starteten in blau mit bronze Binden.
Die Täuber der Farbenschläge blau mit bronze Binden und blau bronzegehämmert bewertete unser dänischer Kollege Edwin Houpst, mit den Damen hatte Michael Schmitt das Vergnügen. Insgesamt 143 Tiere – 39,36 in blau mit bronze Binden und 31,37 bei den gehämmerten – hatten sie in Union zu beurteilen. Nach wie vor gehören diese beiden Farben zu den beliebtesten und mit dem typischen Modena-Bronze in der Zeichnung für mich auch zu den attraktivsten. Allein schon die große Kollektion lässt darauf schließen dass ein hoher Maßstab angelegt werden kann. Das wir farblich mit Fingerspitzengefühl die richtige Richtung weisen, bewährt sich immer mehr. Nur noch wenige bei den Bindigen die stark vom geforderten bronzefarbton abweichen. Auch bei den gehämmerten wird das Bild sowohl in der Grundfarbe wie in der Zeichnung einheitlicher. Abweichler haben keine Chance mehr in die vorderen Ränge zu kommen. Das Thema Größe beschäftigt uns aber auch hier. Man wird nicht drum herum kommen auch darauf mal mehr – aber mit Fingerspitzengefühl – Augenmerk zu legen.
2 Tiere mit 97 Punkte von der ZG Bretting (1,0 alt) und Thomas Hertle (0,1 alt) sowie 6 Tiere mit 96 Punkten von 6 verschiedenen Züchtern (ZG Bretting, Manfred Borger, Oliver Gärtner, Robert Brendel, Florian Kraus und Sven Vogel) sind auch ein Beweis für die Qualitätsdichte.
Ähnliches Bild bei den gehämmerten: 2x 97 Punkte (Sven Vogel, 1,0 alt; Thomas Hertle, 0,1 jung) und sogar 9x 96 Punkte für 7 verschiedene Züchter (2x Rudi Schatz, Andre ten Hoeve, Volkmar Schwarze, Thomas Hertle, Bernd Beck, Ernst-Heinrich Lickert und 2x Florian Kraus).
1,1 blaue mit weißen Binden und 4,4 blau-hellschildig gesäumte waren wieder einen Schritt weiter als im letzten Jahr. Natürlich noch nicht zu vergleichen mit den durchgezüchteten Farbenschlägen, aber Andreas Haupt leistet hier gute Arbeit und lässt uns auf den Ausstellungen daran teilhaben. Von Robert Becker gab es verdientermaßen 97 Punkte auf eine 0,1 jung rotfahl hellschildig gesäumt und 96 Punkte für seine 0,1 jung blau mit weißen Binden. An den gleichen Proportionen und am gestreckteren Stand muss hauptsächlich noch gearbeitet werden.
Leider war von den besseren Tieren keines bereit sich fotografieren zu lassen. Aber um den attraktiven Farbenschlag zu repräsentieren …
Wieder einmal hatte Sven Vogel die Nase vorn bei den blaufahlen. 1x 97 (1,0 alt) und 2x 96 (1,0 und 0,1 alt) bei den blaufahlen mit sulfur Binden sowie 1x 96 Punkte bei den gehämmerten (0,1 jung) für seine Mannschaft. 23 Tiere waren es insgesamt (7,9 mit sulfur Binden; 1,6 sulfurgehämmerte) die als Kollektion sehr gut gefallen konnten. In der Körper und Kopfsubstanz sowie bei kräftigen Ständern muss man den Verdünntfaktor im Auge haben und manchmal noch Abstriche machen. Ein besser anliegendes Schenkelgefieder und ein feinerer, verschliffenerer Gesamteindruck wäre der ein oder anderen noch besser zu Gesicht gestanden. Alles in allem dürfte der Zuchtstand allen Züchtern in diesem Farbenschlag Mut für die Zukunft machen.
Oliver Gärtner hatte es mit 65 Tieren in den dunklen Farbenschlägen zu tun.
19,8 in ungesäumt und 18,18 in der gesäumten Variante zeigten sich sehr ausgeglichen im Farbspiel. Rein aus Interesse hätte ich den einen dunkel bronzeschildig gehämmerten gern selbst in Augenschein genommen, ist die Variante doch eigentlich fast nie zu sehen. Ebenso die Dame in ocker sulfurschildig ungesäumt.
Die Spitzentiere mit 97 Punkten zeigten die ZG Wiesner (0,1 alt) in ungesäumt und Gebhard Dörfel (1,0 jung) in gesäumt. 96 Punkte gab es für Dr. Ulf Schneider (3x), Gebhard Dörfel (2x) sowie die ZG Wiesner.
In Halseinbau, Stand- und Frontbreite konnte die Kollektion überzeugen. Auch in den Köpfen gab es Verbesserungen, wenn auch der Stirnansatz bei manchen noch voller sein könnte. Eine vollere Unterlinie war der ein oder anderen zu wünschen.
Sehr hochwertige Kollektionen fand Sonderrichterkollege Manfred Wiesner bei den braun- und khakifahlen vor.
8,15 braunfahle mit bronze Binden und 3,9 braunfahl bronze-gehämmerte lassen an der Geschlechterverteilung die genetische Hierarchie und die Zucht der Braunen erkennen. In den meisten Zuchten sind die Braunen – und da nehme ich jetzt ihre verdünnten, die Khaki, mit dazu – Nebenprodukte. Damit fallen vor allem Täubinnen an. Die Reinzucht der beiden Farbenschläge wird nicht von vielen Züchtern betrieben. Umso bemerkenswerter die Qualität und Quantität in der braunen Gruppe. Modelle mit Defiziten in Stand, Haltung, runden Proportionen oder Kopfpunkten, die in anderen Farbenschlägen noch als Wünsche durchgehen, lassen hier oft keine 93 Punkte mehr zu. Farblich gab es nur vereinzelt Anlass zur Kritik.
97 Punkte bei den braunfahlen mit bronze Binden für die ZG Bretting (0,1 jung) und 96 Punkte für Peter Anders, Bernd Beck und die ZG Bretting. Bei den gehämmerten kamen mit 96 Punkten die Spitzentiere von Helmuth Krengel und Ernst-Heinrich Lickert.
Jeweils einmal gingen 97 Punkte an eine 0,1 alt in khakifahl mit sulfur Binden und in khakifahl sulfur-gehämmert an die ZG Bretting, weitere 3x 96 Punkte auf die beiden Variationen ebenso an die ZG Bretting.
Ein dominant roter wusste zu gefallen.
Hartmut Rose bewertete diesen und noch 64 rotfahle (32,32) die es ihm aufgrund der guten Qualität nicht leicht machten abzustufen. Die in der Musterbeschreibung geforderte allseitige Rundung mit gleichen Proportionen in Körperhöhe, -breite und -länge, sowie die waagerechte Haltung verkörpert vermutlich kein Farbenschlag in dem Maße wie die rotfahlen. Straffes Gefieder bei sehr guter Schild- und Bindenfarbe führte richtungsweisend zu den Höchstpunkten bei einem 1,0 alt von Thomas Hertle und einem jungen Mädchen von Bernd Beck.
Über 96 Punkte freuten sich Erwin Bürner, Volkmar Schwarze, Frank Lehmann, Werner Friedrich (je 1x) sowie Jan Schimmel und Bernd Beck (je 3x).
Bei den von Norbert Hallen bewerteten rotfahl-gehämmerten (22,34) konnten die Herren nicht ganz so überzeugen wie die Damen.
In Quantität und Qualität war die Weiblichkeit überlegen. Die Spitzentiere standen ihren bindigen Farbkollegen in nichts nach, doch war bei den 1,0 des Öfteren der Wunsch nach einer ausgewogeneren Haltung, mehr Körperbreite oder mehr Wucht zu lesen. Grundsätzlich überzeugen konnten sie mit kräftigen zurückgelegten Hälsen und dem entsprechenden Modenatyp. 96 Punkte für Georg Schiller und Rudi Jobst bei den Täubern. Die Täubinnen zeigten was hochwertige Modenas bedeuten. Nur wenige mit Wünschen in den Hauptrassemerkmalen, die dann aber nur noch maximal im unteren sg-Bereich rangierten. Nur einzelne mit kleinen Wünschen im Seitenprofil oder in der Stirn. Mit Wünschen in Gefieder, Schwingenlage oder in der Zeichnung wurde die Feinabstimmung gemacht. 97 Punkte für zwei Damen von Paul Switalla (jung) und Thomas Hertle (alt), sowie 96 Punkte für die Damen von Hans Neumüller, Uwe Pohl und wiederum Paul Switalla. Und wie die Bilder zeigen, die Spitzentiere mit ausgezeichneter Zeichnung.
16,32 gelbfahle und 6,8 gelbfahl-gehämmerte bildeten den von Klaus Kretschmer bewerteten Abschluss der Klasse der Fahlfarben. „Last but not least“ wie man so schön „neudeutsch“ sagt. In Typ und Rundungen stehen die Verdünnten den rotfahlen in nichts nach. Doch fehlt es einigen am kraftstrotzenden Ausdruck und Wucht, sowie an Größe und kräftigen Ständern. Gerade bei den gehämmerten war man hier schon weiter und auch zahlenmäßig schon stärker vertreten. Die Arbeit der letzten Jahre am Zeichnungsbild der bindigen wie auch gehämmerten zahlt sich aus. Wie bei
den rotfahlen war es durchwegs besser und einheitlicher.
An kürzeren Hinterpartien wird bei allen Fahlen in Zukunft zu arbeiten sein.
Frank Lehmann zeigte einen bindigen Jungtäuber der alle Feinheiten zeigte und mit 97 Punkten bewertet wurde, ebenso wie eine 0,1 alt von Bernd Beck. Mit 96 Punkten wurden Tiere von Volkmar Schwarze (2x), Bernd Beck (2x), und Frank Lehmann und Paul Switalla bei den Bindigen herausgestellt. Einmal 96 Punkte gab es noch bei den gehämmerten für Frank Lehmann.
Den guten Zuchtstand bei den Schwarzen stellte in Neudrossenfeld Bernd Beck fest, und machte ihn mit 2x 97 Punkte und 9x 96 Punkte deutlich. Gut war zu erkennen, dass die Kingeinkreuzungen weiter verdrängt werden. Die groben Schnäbel sind nur noch bei wenigen Tieren vorhanden. Form und Stand wussten allgemein zu gefallen und die meisten Tiere waren auch sehr gut im Lack. Einzeltiere noch mit etwas dünnen Beinen fallen bei der Bewertung deutlich ab. Auffällig viele Tiere neigen jedoch zu Scherenschwingen.
2x 97 Punkte gab es für Günther Schuffert und 96 Punkte für Tiere der Zuchtfreunde Reinhold Schmidt (4x), Günther Schuffert (2x) sowie Hans Neumüller und Paul Treimer.
Fünf Braune waren ohne Höhepunkte und konnten den Schwarzen nicht das Wasser reichen. Wäre schön wenn die Züchter der Schwarzen hier ein bisschen mehr Mut zur Einpaarung und Zucht hätten.
Ein leichter Fortschritt ist bei den Rezessiven festzustellen. Jörg Wunderlich konnte mit zuchtstandsbezogenen Abstrichen auf eine Jungtäubin von Helmut Gundermann 97 sowie auf einen Jungtäuber unseres 1. Vorsitzenden Helmut Krengel 96 Punkte auf rot vergeben. Die Spitzentiere der 6,6 rezessiv roten in einem gleichmäßigen Größenrahmen, mit sehr guter Farbe und freier Schnabelhaltung. Wünsche gab es zur Abstufung in der waagerechten Körperhaltung, gestreckterem Stand oder in der Stirnfülle. Sowohl bei den rezessiv roten wie auch den gelben wäre ein inliegenderes Gefieder wünschenswert. Unter den 1,4 rezessiv gelben einmal 96 Punkte auf eine Jungtäubin von Helmut Gundermann. Beim Rest war von einem gerundeteren Seitenprofil oder kürzerer Hinterpartie in den Wünschen zu lesen.
Leider nur 1,3 andalusierfarbigen von denen zwar keiner negativ auffiel, aber auch über 95 Punkte nicht hinaus kam. Bewundernswert die Qualität von Farbe und Zeichnung. Den Züchtern bleibt zu wünschen, dass ihnen ihr Ehrgeiz und vielleicht die Zusammenarbeit weiterhilft dran zu bleiben.
Ein Comeback nach Maß erlebte einer der leider einige Jahre eine züchterische Auszeit genommen hatte. Und zu meiner Freude – vielleicht bin jetzt etwas befangen? – in einem Farbenschlag, an dem auch mein Herz hängt und ich schon in den Achtzigern in Deutschland bewunderte, der aber über Jahrzehnte hier ausgestorben war: silber, oder früher lavendel genannt.
Nun ist Hubert Neubauer mit Feuereifer und auch gleich entsprechendem Erfolg wieder dabei. Gratulation zu dem jungen Täuber, der auch gleich noch zum Champion gekürt wurde. 4,3 Tiere waren es insgesamt und sie bildeten eine ansehnliche Kollektion. Vielleicht sollten sie zum Teil noch gerader in den Ständern und gerundeter im Seitenprofil sein, aber der Jungtäuber mit der Höchstpunktzahl war nicht der einzige der gefallen konnte.
5,6 weiße waren ohne wirkliches Highlight. 96 Punkte für eine aber sehr ansehnliche junge 0,1 von Bernd Heinlein.
Seitenprofil gerundeter, kürzerer Schnabel und strafferes Gefieder war das ein- oder andermal bei den Wünschen zu lesen. Auffällig auch die Unterschiede in der Größe bei den wenigen Tieren sowie starke Halswirbel. Durch die Bank waren sie aber ordentlich in den Kopfpunkten.
27 dunkel-bronzeschildige Schecken und Tiger – die 9 schwarzen noch gar nicht mitgezählt – stellten sich Jörg Wunderlich zur Bewertung. In der Stückzahl war das schon lange nicht mehr der Fall. Hat mein Aufruf vom Vorjahr geholfen? Kräftige Tiere – oft an der oberen Grenze – mit gut zurückgelegten Hälsen, schöner Frontbreite und Körperhöhe sowie waagerechter Haltung waren zu sehen. Der Hinweis aus dem Vorjahr, dass auf das Zeichnungsbild geachtet werden sollte, wurde jedoch noch nicht erhört oder war in einem Zuchtjahr nicht wesentlich zu verbessern.
97 Punkte für Gebhard Dörfel auf eine 0,1 jung dunkel-bronzeschildig gescheckt und 2x 96 Punkte für den gleichen Züchter im selben Farbenschlag waren verdiente Spitzentiere.
Bei den von Bernd Beck bewerteten 2,7 schwarzgescheckten gab es 97 Punkte auf einen Jungtäuber und nochmals 96 Punkte auf eine Jungtäubin von Günther Schuffert.
Die überraschend hohe Gesamttierzahl machte einen Einsatz unseres Preisrichterkollegen Detlef Gasthuber nötig. Ihm sei für das spontane Einspringen herzlich gedankt.
Für einen Allgemeinrichter schlug er sich meiner Meinung nach wacker, obwohl er mit der hohen Qualitätsdichte bei den Schimmeln keinen leichten Job hatte. Die Kollegen und allen voran Jacky Grauss standen ihm hilfreich zur Seite.
50 Schimmel, aufgeteilt in 7,10 blauschimmel mit bronze Binden, 1,1 blaufahlschimmel mit sulfur Binden, 15,11 rotfahl-schimmel und 1,4 gelbfahl-schimmel zeigten eine sehr hohe Durchschnittsqualität. Die Kritikpunkte aus den Farbenschlägen ohne den Schimmelfaktor waren auch hier zu finden. Bemerkenswert ist mittlerweile wirklich die Qualität in Farbe und Zeichnung. Leider nur einmal 97 Punkte auf eine 0,1 jung rotfahl-schimmel von Volkmar Schwarze, aber dafür 8x die 96 Punkte für Tauben von Thomas Hertle (5x), Volkmar Schwarze (2x) und Marc Kühl.
Es folgten 2 indigo reinerbige ohne groß zu glänzen. Sie werden aber hoffentlich der Modenazucht erhalten bleiben und helfen, die Andalusierfarbigen weiter zu bringen.
Ein hartes Brot hat Marc Leix mit seinen schwarz bronze-gehämmerten. Allein auf weiter Flur bei den Modenas muss er sich Anleihen aus anderen Rassen holen. Dass dies aber bei entsprechender Beharrlichkeit von Erfolg gekrönt sein kann bewies er mit den 3 Tieren die in den Hauptrassemerkmalen sehr weit waren und farblich gefallen konnten. Ein weiteres Mal 96 Punkte gab es für Andreas Haupt bei den hellblau hellschildig gesäumten. Für die Interessierten sei gesagt, dass hier zu den anerkannten Hellschildern noch der Opalfaktor dazu kommt, was die hellblaue Grundfarbe, die helleren Schwingenfahnen und die hellere Schwanzbinden auslöst. Leider ist diese attraktive Farbvariante nicht anerkannt, aber wenigstens wurde erkannt, dass diese Variante getrennt von den blau hellschildigen zu betrachten ist.
Nach dem erfolgreichen Anerkennungsverfahren werden die blau bronze- gehämmerten milky, nun nach der VDT-Schau in Leipzig, endlich anerkannt. So dürfen sie nun zusammen mit der bindigen Variante offiziell auf allen Ausstellungen gezeigt werden.
Auf unserer HSS war noch eine weitere Farbvariation der milky zu sehen, braunfahl. Der bindigen Ausführung hätte etwas mehr Substanz gut getan. 96 Punkte auf eine gehämmerte Alttäubin der ZG Bretting vertrat die gehämmerte Variante hervorragend.
Bei den blau bronze-gehämmerten milky können bereits fast die Ansprüche ihres Ausgangsfarbenschlages angesetzt werden. Substanzvolle Exemplare mit den typischen runden Proportionen mit geradem und breitem Stand sowie entsprechenden Kopfpunkten waren zu sehen. 97 Punkte für eine junge 0,1 der ZG Bretting und ein weiteres Mal 96 Punkte auf einen 1,0 jung waren der verdiente Lohn.
Selbigen Weg geht momentan Werner Friedrich mit den Blauen mit schwarzen Binden.
In Leipzig standen sie nun zuerst einmal zur Sichtung. Der Zulassung zum Anerkennungsverfahren sollte aber bei der gezeigten Qualität nichts im Wege stehen.
Robert Becker konnte mit 97 Punkten für einen 1,0 jung von Werner Friedrich eine stete Entwicklung des Farbenschlages, der mit 6,9 Tieren vertreten war, bestätigen.
11,3 Magnani vielfarbig!!!
Mit 3 Ausrufezeichen, da meines Wissens noch nie so wenige Magnani auf einer HSS in Deutschland zu sehen waren.
Ich hoffe inständig dass die Züchter wieder mehr Gefallen an diesem Farbenschlag finden und in Europa wieder eine einheitliche Zuchtausrichtung bekommt. Es scheint, als würden meine Worte in Europa gehört. Die Europaschau in Belgien wird es zeigen.
Vermutlich sind wir Modenazüchter in Deutschland zu Deutsch. Aber der EE-Standard gibt nun mal eine mandelgelbe Grundfarbe mit der vielfarbigen Sprenkelung vor, keine Bindenzeichnung und keine blaue Grundfarbe.
In früheren Jahren wurde die Varietät auch in jedem Zuchtschlag der dunklen gesehen. Lassen sich vielleicht die wieder mehr werdenden Züchter der dunklen Farbenschläge begeistern?
Die wenigen Züchter die dieser Linie und dem Farbenschlag noch treu geblieben sind, zeigten dafür ansprechende Qualität. 97 Punkte für eine Alttäubin von Peter Anders und nochmals 96 Punkte für einen Jungtäuber vom selben Züchter, die alle Rassemerkmale inklusive der Farbe prima verkörperten. Tiere mit schmalen oder im Seitenprofil nicht gerundeten Körpern haben auch hier keine Chance mehr auf vordere Ränge.
Das Highlight des Wochenendes bildete sicherlich der Züchterabend. Mit knapp 100 Gästen hatte keiner gerechnet, und so musste sogar noch Bestuhlung herangeschafft werden. Aber auch hier war man in Bayern gerüstet. Die ausgewählte Lokalität, in der auch die meisten Zuchtfreunde übernachten konnten, das Essen á la carte und der dezente Musiker schafften eine Stimmung, die sich bis an die Bar fortsetzte, bis in die Morgenstunden hielt und sämtliche Bezirks-, Landes- und Sprachgrenzen aufhob.
Schließlich mussten ja auch die vergebenen Modenabänder und Champions gebührend gefeiert und begossen werden.
Höhepunkt der abendlichen Siegerehrung war sicher aber die Vergabe des „Franz Kraus Gedächtnispreis“ in Gedenken an den verstorbenen Kassier des Bezirks Bayern und geschätzten Sonderrichterkollegen Franz Kraus. Initiiert von Reinhard Bretting wurde ein Gemälde von Benedikt Stammler mit einem Porträt von Franz und 2 Modenas in den von ihm gezüchteten Farbenschlägen im Stile des Grandchampion-Modus des VDT vergeben. Aus den 9 Champions der Schau wurde somit rückwärts gelost. Die Spannung war groß als Katharina, 8 jährige Tochter von Thomas Hertle, als Glücksfee agierte und Kapsel für Kapsel aus dem Topf zog.
Bis zur vorletzten Kapsel! Um die Spannung nicht schon vor dem Siegerlos zu nehmen, wird die vorletzte Kapsel als Gewinner gezogen.
Und was hätte es schöneres geben können, als dass die kleine Katharina ihren Vater zieht.
Ehrlich gesagt, gegönnt hätte ich persönlich jedem diesen Preis, aber gefreut hat es mich schon besonders, dass er in Bayern bleibt, bei einem Züchter der Franz nahe Stand und bei dem der Preis garantiert in Ehren gehalten wird.
Der Höhepunkte war aber noch lange nicht genug als unser erster Vorsitzender Helmuth Krengel das Mikrofon nochmals an sich nahm. Er hatte keinen Sieger mehr zu ehren, er hatte noch was ganz besonderes vor an diesem Abend.
Der MCD hatte beschlossen, den Europabeauftragten für Modena, geschätztes und prägendes Mitglied und Sonderrichter auch in unserem Sonderverein, Jacky Grauss, zum Ehrenmitglied zu ernennen. Wem würde diese Ehre mehr gebühren als ihm? Der Mann hat Modena-Blut in seinen Adern, mehr muss man dazu nicht sagen! … ausser: Herzlichen Glückwunsch!
Mit seinem unwiderstehlichen „Modena, Modena, Modena“-Lied bedankte sich Jacky und brachte die Stimmung zum Kochen, welche noch bis in die Morgenstunden anhielt!
Mein Fazit der Schau als Zuchtwart fällt durchwegs positiv aus.
Die Spitzentiere und besonders die ausgewählten Champions verkörperten EINEN Modenatyp.
Jacky Grauss als alleinigen Obmann der Schau sei hier für sein gutes Auge und seine herausragende Arbeit gedankt. Ebenso den amtierenden Richterkollegen für die richtungsweisende Arbeit, die sich in meinen Augen trotz Kritiken tendenziell vereinheitlicht. Ich bin davon überzeugt, dass den Mitgliedern im MCD und den Ausstellern dieser HSS ein klarer Weg und IN Bild unserer Charaktertaube aufgezeigt wurde.
Mir ist aufgefallen, dass kaum mehr überlange Tauben zu sehen sind, und wir dem Zuchtziel, dem den Kopf nur wenig überragenden Schwanz, schon verdammt nahe sind. So manchem Modena wünschte ich noch eine freiere Schnabelhaltung. Auch was die Wirbel im Halsgefieder anbelangt sollten wir aufpassen. Die vom Zuchtausschuss in vielen Rassen immer wieder angesprochene Sichtfreiheit ist bei uns auf dem Schirm, und wird mit dem Zuchtziel von mehr Scheitelhöhe, kürzeren Warzen und weg von den flachen Oberköpfen, vermieden. Wenn wir es schaffen in der Größe durchwegs noch einheitlicher zu werden, den selteneren und schwerer zu züchtenden Farbenschlägen weiterhin mit Fingerspitzengefühl und zuchtstandsbezogener Bewertung weiterzuhelfen, sowie uns in züchterischer Hinsicht gegenseitig kameradschaftlich zu unterstützen, sind wir sowohl was die Tierqualität betrifft, wie auch in den gemeinschaftlichen Belangen unseres Sondervereins, weiter auf einem guten Weg. Ich hoffe Neudrossenfeld hat dazu seinen Beitrag geleistet!
Die 3-Tage-Schau hat dazu beigetragen Zeit wie Geld zu sparen, und so bestimmt den ein oder anderen Züchter mehr dazu bewogen, die Tage vor Ort zu verbringen und unter Gleichgesinnten zu verweilen. Ich glaube nicht, dass der Eindruck getäuscht hat: die Modenagemeinschaft ist in Neudrossenfeld noch enger zusammengewachsen.
Unsere Augen und Ohren sollten in Zukunft auch nach außen gerichtet sein, und man sollte über den sprichwörtlichen Tellerrand hinausschauen, wo sich Tendenzen und Strömungen in der Rassegeflügelzucht abzeichnen. Auf Großschauen sollten wir andere Rassen mit beobachten und den Verbandsoberen und Obmännern Gehör schenken, um zu erkennen, was wir als „Rasseblinde“ oft geneigt sind zu übersehen.
Reinhard Bretting, Zuchtwart im MCD
Die Championpreise (Handgemalt von Benedikt Stammler auf Federn der original Champion-Tauben)