Grundanforderungen zum Gesamteindruck bei unseren Sächsischen Farbentauben
Grundanforderungen zum Gesamteindruck bei unseren Sächsischen Farbentauben
Aktuell sieht man auf unseren Ausstellungen bei den Farbentauben zunehmend farbentaubenfremde Typen, die nicht mehr den einfach wirkenden, schlichten Typ der Feldtaube entsprechen. Dieser Trend macht auch vor unseren Sächsischen Farbentauben nicht Halt und ist bei allen Rassen unserer Gruppe anzutreffen. Häufiger bei den Mönch- und Flügeltauben, weniger oft zum Beispiel bei den Weißschwänzen. Da sich dieses Thema offensichtlich in zeitlichen Abständen wiederholt, soll ein Auszug aus der Geflügelbörse/ Leipzig vom 13.10.1936, in dem Paul Hahn einen Beitrag zu den Sächsischen Flügeltauben veröffentlicht hat, zeigen, wie sich die Dinge zu diesem Thema entwickeln und hoffentlich abwenden lassen.
,, … Und gerade in der Zucht und Beurteilung unserer belatschten Farbentauben haben sich seit Jahren eine Menge recht fragwürdiger Ansichten und Einseitigkeiten, ja geradezu Verbohrtheiten breitgemacht, die gar manchem alten Liebhaber die Zucht verleidet und dem Neuling von vornherein abgestoßen haben. Es wird daher höchste Zeit, dass wir einmal, ehe es zu spät ist, die Musterbeschreibung unserer sämtlichen Farbentauben gründlich unter die Lupe nehmen und klare Richtlinien festlegen, die klar die wesentlichen Merkmale von den nebensächlichen scheiden. Nach vorstehenden Gesichtspunkten seien heute die Rassemerkmale der belatschten Flügeltaube betrachtet.
Von der Gestalt heißt es in den alten wie in den neuesten Beschreibungen fast einheitlich: „Wie die Feldtaube, etwas größer und federreicher.“ – Das Ideal des Normaltyps einer Feldtaube wird also als bekannt vorausgesetzt. Nur selten wird er beschrieben; kein Wunder also, wenn die verschiedensten Auslegungen bestehen. Jedenfalls soll doch der Ausdruck
„Feldtaube“ besagen, dass er sich bezüglich der Gestalt um eine gewöhnliche, einfache, kräftige und bewegliche Taube handelt, frei von allen extremen Merkmalen in den einzelnen Körperteilen. Da unsere belatschten Flügeltauben in der Gestalt noch etwas größer sein sollen, so müssen entschieden alle kurzen, leichten und schmalbrüstigen Vögel als stark fehlerhaft bezeichnet werden. Gewiss sind unsere Flügeltauben „Farbentauben“, aber diese Auffassung darf nicht so weit gehen, dass Gestalt und Form als nebensächlich betrachtet und die größten Abweichungen geduldet werden.“, so Paul Hahn im Jahr 1936.
Betrachten wir heute unseren Rassetaubenstandard, so wird man feststellen, dass der Gesamteindruck bei der Bewertung aller Farbentauben an erster Stelle steht. Zu diesem gehört in hohem Maße die Gestalt der Taube, wozu der Stand und die Haltung zählen welche man zwangsläufig zuerst in Augenschein nimmt. Gibt es in diesem Bereich störende Abweichungen, so ist eigentlich eine höhere Bewertung schon ausgeschlossen. Was jedoch gehäuft auf den Schauen gezeigt wird, hat mit einem harmonischen Gesamtbild nicht mehr viel zu tun. Brustlose, aufrechte Typen, die auch keine notwendige Körperhöhe zeigen und
damit Farbentaubenfremd sind, prägen das Bild und das mit zunehmender Akzeptanz der Preisrichter und Aussteller (siehe Bild 1).
Betroffen sind jedoch nicht nur die Sächsischen Farbentauben auch bei den Thüringer und Süddeutschen Farbentauben sind zunehmend solche
Tendenzen festzustellen. Das einseitige Züchten auf Farbe bringt wohl intensive Färbungen und saubere Zeichnung nur werden die Tauben ansonsten unansehnlich.
Die Forderungen zu den Bestandteilen des Typs bei unseren Sächsischen Farbentauben sehen wie folgt aus: Der Stand sollte mittelhoch sein, wirkt aber durch die Latschen und Geierfedern optisch gedrückt. Die Haltung aller Sächsischen Farbentauben ist annähernd waagerecht, was sich eindeutig auf die Unterlinie der Taube bezieht, da die Rückenlinie bei waagerechter Unterlinie automatisch leicht abfallend ist. Eine geschlossene und fest aufliegende Rückendeckung ist ebenso eine Grundforderung. Die volle Brust, die nahtlos aus der waagerechten Unterlinie entspringt, deckt gleichzeitig den Flügelbug mit Federn ein. Ist jetzt noch der Hals elegant geführt und frei getragen haben wir schon die einfache, natürliche aber
auch elegante Form einer veredelten Feldtaube (siehe Bild 2).
Der Typ und die Figur stehen bei allen Rassegruppen der Tauben, auch bei den Hühnern, vorne an. Diese prägen im Wesentlichen den Gesamteindruck, welcher im Standard an erster Stelle der Bewertungsschwerpunkte steht. Gefolgt meist vom kräftigen Körper oder der Figur. Farbe, Zeichnung und Scheckung folgen im Anschluss. Andere rassespezifische Dinge wie Haube etc. folgen darauf.
Der Typ variiert von Rasse zu Rasse, da die Betonung der einzelnen Scheckungsmuster durch die Ausprägung der unterschiedlichen Körperteile verstärkt werden. Beispielsweise steht der Verkehrtflügelfarbentaube und dem Brüster eine betonte Brust besonders gut. Die Schildtaube und die Pfaffen profitieren von einer stärkeren Schildhöhe, was für die Flügeltaube nicht unbedingt zutrifft. Der Typ kann und muss also an das entsprechende Scheckungsmuster angepasst sein. Die Gemeinsamkeit aller Farbentaubenrassen ist die waagerechte Körperhaltung, die Bestandteil der Figur und damit des Typs ist.
Schauen wir also wieder verstärkt auf den Typ unserer Sächsischen Farbentauben und runden damit die Eigenschaften, welche einen vollkommenen Gesamteindruck ausmachen, ab. Denn wer möchte sich nachsagen lassen, dass er nicht einmal den einfachen Typ einer Feldtaube auf seine Tauben bekommt.
Verfasser: Michael Gallasch
Früher konnten solche Berichte auch in den Fachzeitungen gelesen werden, heute ist dafür aufgrund der Schauberichterstattung und der Organisationsnachrichten leider kein Platz mehr. Ich bitte alle Leser, im eigenen Verein die Farbentaubenzüchter auf diesen Bericht aufmerksam zu machen, Prädikat lesenswert. Dankeschön, natürlich auch an den Autor.