Trinkwasser für Tauben
Tauben verfügen über eine tolle Eigenschaft, die nur ganz wenigen Vögeln vorbehalten ist: das Saugtrinken. Dadurch können Tauben aus der kleinsten Pfütze trinken, was in trockenen Regionen von Vorteil ist (Wüsten, Savannen). Auch in den Tropen ist das von Vorteil, wenn Tauben in den Baumkronen die Regentropfen von den Blättern saugen können; sie müssen dafür nicht auf den Boden fliegen, wo Fressfeinde auf sie lauern. Unseren Haustauben haben es einfacher: Ihnen wird eine Wassertränke bereitgestellt.
Wenn auch heute in der Regel Wassertränken mit einem Speicher, d. h. einem Dom für mehrere Liter verwendet werden, ist das Wasser dennoch regelmäßig zu wechseln und nicht erst nach dem letzten Tropfen. Es ist also besser, die Tränke mit kleineren Wassermengen und des öfteren aufzufüllen. Somit kann zugleich die Tränke gereinigt werden. Denn der Züchter sollte bedenken, dass nun etwa 20 oder mehr Tauben aus einer Quelle Wasser aufnehmen und beim Schnabeleintauchen zum Aufsaugen des Wassers eventuelle Krankheitskeime freigegeben werden, die sich in der Tränke vermehren und sich dann im Taubenbestand verbreiten. Aber keine Panik: Mit einem Schwamm gereinigt und frischem Wasser ausgewaschen, geht die gefüllte Tränke wieder in den Schlag (Sie brauchen keine Seife, das hat keinen Sinn!).
Mit der Zucht und mit steigenden Temperaturen wird es für den Züchter wieder wichtiger, die Trinkwasserversorgung zu beachten. Frisches Trinkwasser ist für unsere Tauben sehr wichtig, versteht sich. Fehlt den Tauben das Trinkwasser, dann ist das schlimmer als wenn mal eine Fütterung ausbleibt, z. B. wenn der Züchter erst spät abends nach Hause kommt. Das Wasser wird in sauberen Tränken gereicht. Nicht nur bilden sich unter dem Einfluss von Licht und Wärme schneller Algen und Mikroorganismen in der Tränke, die einen glitschigen Belag in der Tränke verursachen (zu sehen, wenn man das Wasser wechselt), sondern die Zuchttauben brauchen nun mehr frisches Trinkwasser zur Versorgung der Taubenkinder in den Nestern.
Am besten stellt man die Tränke an einer schattigen, möglichst kühlen Stelle im Schlag oder in der Voliere, auf keinen Fall in der prallen Sonne. Gut gemeint, wird das immer wieder falsch gemacht und ist besonders auch in Hühnerausläufen zu beobachten. Es bedarf keine Erläuterung, dass Trinkwasser gekühlt seine höchste Qualität behält. Wenn Sie Trinkwasser aus der Regentonne nehmen wollen, dann ist dagegen nicht zu sagen, vorausgesetzt, das aufgefangene Wasser ist sauber und ruht in einer sauberen Tonne, die im Schatten steht.
Noch besser ist es die Tränken zu wechseln und gereinigte Tränke zu trocknen. Die gut gemeinte “Dauerreinigung” ist nicht notwendig, denn gesunde Tauben müssen sich bei einem guten Gleichgewicht im Taubenschlag mit Bakterien auseinander setzen können und werden aufgrund ihrer Vitalität dadurch nicht beeinträchtigt. Gute Unterbringung und nicht zu viele Tauben in einem Abteil gehören dazu.
Das erhöhte Aufstellen der Wassertränke auf einer Steinplatte, auf Gittern und so weiter bewirkt, dass das Wasser nicht verschmutzt oder Staubpartikel leicht hineingeraten. Darauf zu achten ist, dass der Boden rundum die Tränke trocken bleibt, weil bei dauerhafter Feuchtigkeit ein neuer Herd für Krankheitskeime gegeben ist.
Mit dem Verabreichen von Medikamenten über das Trinkwasser ist die Tränke regelmäßig zu reinigen. Sowieso muss das Wasser nun täglich gewechselt werden, da die Medikamente und Vitamine ihre Wirkung nur beschränkte Zeit behalten. Auf regelmäßige Zusätze wie Apfelessig und Produkte mit organischen Säuren zur Absenkung des ph-Wertes schwören heute viele Züchter, andere belassen es bei frisch verabreichtem Trinkwasser. Zusätze können sinnvoll sein, wenn sie regelmäßig verabreicht werden, und sie eine sichtliche positive Veränderung bei den Tauben hervorrufen und nur dann eingesetzt werden, wenn ihre Verwendung notwendig erscheint; „mal probieren“ oder auf „gut Glück“ ergibt keinen Sinn.
In jeder Zuchtsaison kommt es vor, dass abgesetzte Jungtauben die Wassertränke auf Anhieb nicht finden. Lustlos sitzen sie am Boden, und man könnte meinen, dass sie krank sind. Sie verraten jedoch vornehmlich durch das Blinzeln der Augen, dass sie Durst leiden. Mittels Eintauchen des Schnabels einer solchen Jungtaube sieht man, dass das Wasser gierig aufgenommen wird. Bald lernen die Jungen, wo sich das Wasser befindet. Und wenn nicht, dann ist es hilfreich, das Eintauchen zu wiederholen, dann geht nichts mehr schief.
Problematisch wird es, wenn junge Tauben Durst leiden und lernen, aus der bereitgestellten Wanne mit Badewasser das Wasser aufzunehmen; sie warten einfach, bis die Wanne zum Baden wieder gefüllt wird, was ja dauern kann. Tauben sind Gewohnheitstiere: Auch habe ich erlebt, dass “trinkfeste” Jungtauben die Tränke (vorerst) nicht finden, wenn sich diese auf einmal auf der anderen Seite im Schlag befindet. Somit ist es sinnvoll, die Tränke auf einer Stelle mittels Steinplatte oder einer anderen Unterlage quasi zu markieren, so dass auch ein Urlaubsvertreter weiß, dass hier die frisch aufgefüllte Wassertränke hingestellt wird.
Remco de Koster