Schlesische Kröpfer – Veit Johannesmann, Wulferdingsen – Bad Oeynhausen
Einmal Züchter, immer Züchter
Die Geschichte von Veit Johannesmann und seinen Schlesischen Kröpfern
Er wohnt in einem kleinen Dorf mit Namen Wulferdingsen, einem Ortsteil von Bad Oeynhausen rund 50 Kilometer von Bielefeld entfernt, „im schönen Ostwestfalen“, wie Veit Johannesmann seine Heimat beschreibt. Nicht nur dort ist er bestens bekannt, noch aus der Zeit als er dem runden Leder nachjagte, besonders aber wegen seines Hobbys der Rassetaubenzucht. Seine Kropftauben haben Veit Johannesmann inzwischen weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt gemacht.
Und so hört sich die persönliche Geschichte des heute 40-Jährigen an: Zur Taubenzucht kam ich, als ich sechs Jahre alt war durch meinen Großvater Ewald Kalleß, der Elsterkröpfer züchtete. Von ihm bekam ich meine ersten Schlesischen Kröpfer in Weiß. Einige Jahre später kam mit den Gelbschimmeln noch ein weiterer Farbenschlag dazu. Als mein Opa starb, behielt ich die Schlesischen Kröpfer noch so lange bis ich wegen meiner Ausbildung und des Studiums wegziehen und die Schlesier schweren Herzens abgeben musste. Ich konnte die letzten Zuchtpaare aber glücklicherweise bei meinen Zuchtfreund Lars Chimento in gute Hände abgeben. Ich überließ sie ihm mit der Abmachung, dass – wenn ich wiederkomme – ich von ihm ein paar schöne Schlesier erhalte.
Die Zeit verging, das Studium war abgeschlossen und ich fing an zu arbeiten. Meine Frau Maren und ich zogen in das Haus meiner Oma und wohnten dort mit ihr zusammen. Als sie starb und ich im gleichen Jahr Vater wurde, traf ich zufällig Dennis Offer und Lars Chimento wieder. Sie luden mich zur Ausstellung meines ehemaligen Ortsvereins ein und als ich dort die schönen Schlesier sah, war es wieder um mich geschehen. Glücklicherweise hatte ich die alten Ställe meines Opas noch nicht abgerissen, so dass ich sofort beginnen konnte, die Anlage wieder in Stand zu setzen.
Lars und Denis hielten Wort und besorgten mir drei schöne Zuchtpaare in Weiß. Ein Paar, Ursprung von Walter Hoffmann, ein schönes Zuchtpaar von Lars und etwas später ein weiteres Paar von Andreas Gäck. Als zweiten Farbenschlag wollte ich ursprünglich wieder gelbschimmel züchten, jedoch waren leider keine zu bekommen. Als ich damals zufällig mit meiner Frau mal darüber sprach und sie sich die Bilder im Heft von Wilhelm Berger ansah, stieß sie dort sofort auf das Bild einer schwarzen Weißplatte – und meine Entscheidung, schwarze Weißplatten als zweiten Farbenschlag zu züchten, war gefasst.
Ich muss dazu sagen, dass Maren bis dahin nichts mit Tauben und schon gar nichts mit Kropftauben zu tun hatte und ich war froh, dass sie mich dabei unterstützte. Also fragte ich Denis und Lars, ob sie mir ein paar schwarze Weißplatten besorgen könnten. Dank der super Kontakte der beiden bekam ich ein Paar von Friedhelm Niehus und ein Paar von einem Geflügelhof. Später lernte ich auch Carsten Lange aus Horgau kennen, von dem ich weitere Zuchttauben erhielt. Der Kropftaubenvirus hatte mich also wieder gepackt! Ich trat wieder meinem Heimatverein dem RGZV Horst und dem Taubenclub RTC Hille-Porta Westfalica bei, in dem mein Opa schon aktiv war.
Gleich im ersten Ausstellungsjahr bei meiner ersten großen Ausstellung in Hannover lernte ich Friedrich Günther kennen und trat dem Sonderverein der Schlesischen Kröpfer bei. Heute bin ich 1. Kassierer im Sonderverein und habe in diesem Jahr meine Preisrichterausbildung begonnen. Im Laufe der Zeit kamen weitere Farbenschläge dazu. Mittlerweile züchte ich noch Weißplatten in rot, gelb, gelbfahl und gelbgehämmert sowie in schwarz mit weißen Binden.
Meine Frau Maren und meine Kinder Paul (10 Jahre) und Nele (5 Jahre) sind inzwischen auch aktiv dabei und züchten Rheinische Ringschläger in rotfahl, gelbfahl und den gehämmerten Varianten, Thüringer Schnippen in schwarz, Thüringer Schildtauben in rot sowie Lausitzer Purzler in blau geelstert.
Die Geschichte von Veit Johannesmann zeigt, dass vom Taubenvirus Infizierte immer wieder zu den gefiederten Schätzen zurückfinden. Der selbstständige Diplom-Bauingenieur und seine Frau erwarten noch in diesem Monat Familienzuwachs, „auf den ich mich auch schon sehr freue“, wie der sympathische Züchter aus dem etwas über 400-Seelen-Dorf am südlichen Wiehengebirge erklärt.
Ach übrigens: Auf dem Grundstück der Familie Johannesmann befindet sich nicht nur die Anlage für seine Rassetauben,
ihre Frühstückseier beziehen sie von einem feinen Stamm Amrocks.
Peter Jahn