Projektarbeit: Viren als mögliche Ursachen der Jungtaubenaufzuchtprobleme?
Liebe Jungzüchter, Züchterinnen und Züchter,
wir Menschen erheben ja gerne den Anspruch alles erklären zu können. Bei den Problemen in der Jungtaubenaufzucht versuchen wir es schon seit Jahrzehnten erfolglos!
Unter den Züchtern kommt immer wieder der Vorwurf, dass die Wissenschaft zu wenig/nichts macht.
Jetzt haben wir mit Michael Kümpel einen jungen, sehr erfolgreichen Rassegeflügelzüchter Puten (Bourbon, Rotflügel), Gänse (Höckergänse) große seltene Hühnerrassen ( Deutsche Reichshühner), Zwerg Nackthalshühner, der nun in Leipzig Tiermedizin studiert. Er selbst züchtet auch sehr erfolgreich Rassetauben (Thüringer Schildtauben), in seinem Bestand noch nie Probleme mit der sogenannten “JTK”. Seine Tauben haben Freiflug (somit viel Bewegung, der Geist ist gefordert, ..) , gefüttert mit einer soliden Körnermischung (hoher Anteil an Hafer!) mit viel Getreide aus der örtlichen Landwirtschaft, bekommen “Mittelchen” nur wenn unbedingt notwendig und er selektiert sehr hart auf Vitalität!
Michael ist es gelungen die Institute (Tierärztliche Fakultät, Vogelklinik und Virologie) in Leipzig davon zu überzeugen, zu erforschen, ob und wenn welche Viren unsere Probleme auslösen könnten?
Prof. Markus Freick hat ja in seiner Dissertation 2005 ( finanziell unterstützt vom Brieftaubenverband) ( „Eine virologische Studie zur Ätiologie der Jungtaubenkrankheit (Young Pigeon Disease Syndrome) Circoviren als mögliche Auslöser näher untersucht. Leider wurden die Erkenntnisse damals nicht weiter verfolgt! 14 Jahre verlorene Zeit! Es bleibt die Hoffnung, dass dies nicht noch mal passiert!
Dazu benötigt er natürlich “Untersuchungsmaterial”! Da es keine Kosten verursacht, sollte dieses Angebot intensiv angenommen werden.
Somit hat die deutsche Taubenzucht die einmalige Gelegenheit, ihre Beständ virologisch kostenlos untersuchen zu lassen!
Auf dem Internationalen Brieftaubenkongress in Essen stellte Dr. Dennis Rubbenstroth seine vielversprechenden Forschungen im Labor mit Rotaviren bei Brieftauben vor. (Dazu mehr in den nächsten Monaten)
Bei den Gesprächen in Essen konnte vereinbart werden, dass Michael Kümpel durchaus auch bei Dr. Rubbenstroth praktizieren kann. Somit werden die Erfahrungen und Ergebnisse ausgetauscht und Kompetenzen gebündelt. Selbstverständlich ist man auch in regelmäßigen Kontakt mit der Uni Hannover, Frau Dr. Peus und Weiteren.
Ergebnis noch völlig offen, aber eventuell kann man zumindest etwas ausschließen!
Reinhard Nawrotzky, 16.07.2019
P.S: Wer Rassetauben unter ähnlichen Bedingungen hält und ernährt wie die Nutztiere in den industriellen Haltungen, der muss sich nicht wundern, wenn sich ähnliche Probleme auftun, die dort teils nicht mehr gelöst werden können! Ich weis von was ich spreche/schreibe, bin seit 1976 Nutztierhalter!
Die teils drastischen Änderungen in der Nutztierhaltung ( Deutlich kleinere Einheiten, Artspezifische Bedürfnisse erhalten einen immer größeren Stellenwert (z.B. Beschäftigungsmaterial für Schweine…) sollten uns motivieren auch unsere Taubenhaltungen zu überdenken und nicht erst zeitversetzt zu reagieren!
Immer mehr Mitmenschen fehlt das Gespür für die Natur!
Dazu zwei Beispiele:
- Das lautlose “Monster” sprich “Robi” wird eingesetzt um noch mehr Freizeit zu haben, vernichtet aber jede Futtergrundlage für Insekten und tötet oder verletzt alle Kleintiere, die sich ihm in den “Weg stellen”!
- Um unser Gewissen zu befriedigen, reichlich “Biosprit” einzusetzen, “verbrennen” wir die Orang-Utangs in Indonesien.
Werte Züchter,
Die sogenannte „Jungtaubenkrankheit“ hält die Züchterschaft seit Jahren in Atem. Längst sind nicht nur Jungtauben, sondern oft auch Alttiere betroffen. Deswegen möchte ich im Rahmen meiner Projektarbeit an der veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig den Ursachen der Jungtaubenkrankheit auf den Grund gehen. In Zusammenarbeit mit der Klinik für Vögel und Reptilien und dem virologischen Institut soll vor allem die Rolle von Rota-, Circo- und einigen anderen Viren im Zusammenhang mit der Jungtaubenkrankheit beleuchtet werden. Dazu benötigen wir Probenmaterial in Form von erkrankten Tieren zur Sektion. Pro Bestand sollten drei bis sechs Tiere untersucht werden. Die Tauben werden virologisch untersucht und die Ergebnisse nach Abschluss der Untersuchung den Züchtern mitgeteilt. Das Ganze ist natürlich kostenlos. Wichtig ist, dass die Tiere so frisch wie möglich, am besten noch lebend, in der
Klinik für Vögel und Reptilien
Veterinärmedizinische Fakultät
An den Tierkliniken 17
04103 Leipzig
ankommen.Zwingend notwendig ist das Ausfüllen des Anmeldebogens. Diesen können Sie sich im Download dieser Homepage runterladen:
https://www.vdt-online.de/download/anmeldebogen-fuer-untersuchung-universitaet-leipzig/
Die Probensammlung und –auswertung sollte bis Ende 2020 abgeschlossen sein.
Sollten Züchter betroffen sein und Tiere zur Sektion abgeben wollen stehe ich gerne unter
Handy 016098687788
e-mail kuempel.michael97@gmail.com
für Rückfragen zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Michael Kümpel
Ich finde das Projekt von Michael sehr gut und stehe mit ihm in Kontakt. Bei meinen Vorträgen in Vereinen verteile ich seine Projekte und wenn die Ursachenforschung beendet ist werde ich dem Michael weiterhin unterstützen.
MfG Jörg Franz
Hallo liebe Taubenfreunde, wenn schon die top gesunden & damit vitalen Schirastümmler aus unserer Zucht als “Aufreißer” für den Artikel über die Ursachen-Forschung der “JTK” durch Zfr. Michael Kümpel herhalten müssen, so gestattet uns dazu einen kurzen Einwurf. Wenn man nun denn die Beteiligung von Viren am Ausbruch der “JTK” – die es ja SO gar nicht gibt – abklären möchte, ist das sicher verdienstvoll und der Unterstützung wert. Nur – Zfr. Kümpel wird es wissen, dass auch eine Untersuchungen von “JTK” freier Beständen zwingend erfolgen muss. Die Frage ist nur ob er es durchsetzen kann (kostet etliche “Taler”) und sich tatsächlich solche Zuchten finden lassen. Die Zahl der “freien” zu beprobenden Bestände müsste schon im dreistelligen Bereich liegen etwas an Aussagekraft zu haben. Allem am Projekt Beteiligten wünschen wir viel Erfolg und Freude bei der doch sehr umfangreichen Arbeit. LG Dorothea Somfleth & Hubert Borgelt
Liebe Dorothea und Hubert,
das hoffe wir auch, dass die “Leipziger”, als eine der renommierteste Uni im Veterinärwesen im Bereich Geflügel mit Hannover wissen, was zu tun ist. Als ich Prof. Heinritzi von der LMU München immer erkrankte Schweine zur Untersuchung brachte, bekam ich zur Antwort: Ich brauche zur Diagnostik auch gesunde Schweine aus deinem Bestand, denn bei den Erkrankten finde ich sowieso alle Erreger!
Die besten Ärzte in der Welt,
trotz aller Neider, aller Hasser,
es sind, im Bunde treu gestellt:
Diät, Bewegung, Licht, Luft, Wasser.
Philo vom Walde
(1858 – 1906), schlesischer Dichter
Die besten Ärzte auf der Welt,
trotz aller Neider, aller Hasser,
sind sich im Bunde gleichgestellt:
Bewegung, Licht, Luft, Diät und Wasser.
bearbeitet von
Klaus Höchsmann, Brandenburger Taubenzüchter
Ich finde es ganz toll, wenn es Forschungen, wie dieses Vorhaben von Michael Kümpel gibt, die uns bei der Gesunderhaltung unserer Tauben helfen können.
Leider kann ich meine Deutschen Schautauben wie die meisten anderen Züchter mit vielen anderen Rassen ihre Tiere nicht im Freiflug halten. Wie gerne würden wir uns auch an solchen Bildern erfreuen. Die Volierenhaltung ist ja nicht unser Wille, sondern wir müssen unsere Tauben vor dem Raubwild schützen. Einen durchgezüchteten Stamm zu erzüchten, erfordert mehrere Generationen und wenn dann wichtige Zuchttiere Opfer der Raubvögel werden, wirft das die Zucht um Jahre zurück. Deshalb ist es für uns wichtig, dass wir wissenschaftliche Hilfe und Unterstützung bekommen, um unsere Tauben unter diesen aufgezwungenen Haltungsbedingungen gesund erhalten und sie erfolgreich züchten zu können.
Zum 200. Geburtstag von Theodor Fontane (1819 – 1898): “Luft und Bewegung sind die eigentlichen geheimen Sanitätsräte.” Die Haltungsmethode von Michael Kümpel bestätigt bereits die wichtigsten Grundvoraussetzungen für die Gesunderhaltung der uns anvertrauten Tiere.