Alfred Schickardt, Stuttgart-Gaisburg
Ein Name bürgt für Qualität:
Süddeutsche Mohrenköpfe und Süddeutsche Latztauben aus dem Hause Schickardt
Es waren noch Zeiten, als die Taubenzucht von einer Generation auf die nächste überging und bestimmte Rassen oder Farbenschläge zum Teil mehr als 100 Jahre in einem Haus zu finden waren. Das Wissen um die gezüchtete Rasse wurde so immer weitergegeben, so dass die nächste Generation, war sie willig und mit einem züchterischen Händchen beseelt, wie man so schön sagt, der vorangegangenen immer einen Schritt voraus war. Heute, in einer Zeit, in der alles noch schnelllebiger und auch hektischer geworden ist, findet man eine solche Tradition seltener. Man hat manchmal den Eindruck, dass eine solche Tradition vielleicht auch gar nicht mehr gewünscht ist. Die Jugend muss sich selbst finden und ihren Weg gehen und soll dann schon „ihre“ eigene Rasse haben, mit der sie sich behaupten kann. So, oder so ähnlich wird heute argumentiert.
Ein solches Haus, in dem süddeutsche Farbentauben, und zwar Süddeutsche Mohrenköpfe und Süddeutsche Latztauben eine lange Tradition haben, ist das von Alfred Schickardt, Stuttgart-Gaisburg. Der heute 81jährige führt mit großem Erfolg die Zucht dieser Rassen fort, die sein Vater, Eugen Schickardt (15.4.1905 – 8.1.1965), bereits begonnen hat.
Es muss zu Beginn des 20. Jahrhundert gewesen sein, als sich Eugen Schickardt die ersten Mohrenköpfe und Latztauben zulegte und sie oberhalb der Werkstätte, mitten in Gaisburg, einem Stadtteil von Stuttgart, unterbrachte. Freiflug war damals eine Selbstverständlichkeit und so flogen die Tiere ihre Runden. Selbstverständlich war auch das Feldern, also die Eignung zum Fliegen auf die Felder, um sich dort größtenteils selbst zu versorgen, gewünscht. Der Bereich des heutigen Stuttgarter Hafens und der umbauten Industrieanlagen, waren damals noch landwirtschaftliche Nutzflächen, so dass die Tauben dort jede Menge fanden. Aber auch den „Berg hoch“, auf die Fildern, sind die Tauben geflogen. Es war eine Zeit, wie man sie heute nicht mehr findet und nur noch aus den Erzählungen her kennt.
Die Farbenschlagvielfalt war schon immer gefragt im Hause Schickardt, und so sind eigentlich neben den schwarzen Süddeutschen Mohrenköpfen auch immer die drei anderen Farbenschläge, also blau, rot und gelb zu finden gewesen. Und selbst bei den Latztauben versteifte man sich nicht nur auf die damals vorkommenden Braunen und Gelben, sondern setzte alles daran, auch Schwarze und Blaue zu bekommen. So ist es bis heute geblieben, dass man eigentlich alle diese Farbenschläge findet, wenn man die großzügigen Schläge besucht. Dabei geht Alfred Schickardt auch gern einmal den Weg über eine Farbenschlag-Kreuzung, wenn es darum geht, ein Merkmal zu verbessern. Ja, selbst andere süddeutsche Farbentaubenrassen werden eingekreuzt, um andere wieder aus dem Tief zu holen. Nur einmal, als es darum ging, die gelben Süddeutschen Latztauben wieder erstehen zu lassen, wurden Fränkische Trommeltauben zu Hilfe geholt.
Im Zweiten Weltkrieg ging auch das alte Stuttgart in Schutt und Asche unter und bedauerlicherweise wurde auch die Werkstatt der Familie Schickardt von einer Bombe getroffen. Davon blieb auch der Taubenschlag mit samt den darin lebenden Tauben nicht verschont. Kein einziges Tier überlebte das Inferno, so dass die Zucht danach wieder mühsam aufgebaut werden musste. Erste Hilfe, wenn man so sagen will, leistete Fritz Joas aus Stuttgart-Wangen, der im Grund um die Ecke wohnte. Dass die Tauben dabei in bester Pflege waren, versteht sich von selbst und wurde gleich nach Kriegsende, 1947, bei der ersten Sonderschau des wieder gegründeten Sondervereins der Züchter Süddeutscher Farbentauben in Stuttgart-Wangen unter Beweis gestellt. Ein schwarzer Süddeutscher Mohrenkopf von Eugen Schickardt wurde als beste Taube dieser Rasse herausgestellt. Damit wurde eindrucksvoll an die Vorkriegserfolge angeknüpft und auch zu späterer Zeit war es oftmals so, dass es hieß: Sieger = Schickardt! Zu dieser Zeit war es auch, als Alfred Schickardt in die Zucht des Vaters mit einstieg und sich verstärkt um die Süddeutschen Latztauben kümmerte.
Als Eugen Schickardt aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft entwischen konnte, baute man, kaum zu Hause angekommen, einen neuen Taubenschlag, und zwar im Hausgarten. Da das Baumaterial sehr schwer zu bekommen war, griff man auf Luftschutztüren aus Holz zurück, die ihrem ursprünglichen Zweck entsprechend sehr massiv gebaut waren.
Die Tauben jedenfalls liebten den Schlag, denn die Erfolge ließen nicht lange auf sich warten, wie ich bereits erwähnt habe. Es war selbstverständlich, dass die Tauben wieder Freiflug bekamen, obwohl eine vorgebaute Voliere angebracht war. Sie war allerdings für die Hühner reserviert. Denn Großvater Schickardt hatte rebhuhnfarbige Italiener und schwarze Zwerg-Rheinländer.
Diese Heimstatt konnten die Tauben bis Ende der fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts genießen, ehe ein Onkel auf dem Gartengelände ein Haus bauen wollte. Eugen Schickardt entschloss sich dann, in der Gemeinschaftszuchtanlage des Kleintierzüchtervereins Stuttgart-Gaisburg eine Parzelle zu übernehmen. Da war es dann allerdings mit dem Freiflug vorbei. Denn die in einem Seitental gelegene und von Wald umgebene Zuchtanlage hatte und hat massiv mit Greifvögeln zu kämpfen.
Eugen Schickardt war ein vielseitig begabter Mann. Sein gelernter Beruf war Malermeister. Er studierte an der Kunstgewerbeschule, der heutigen Kunstakademie in Stuttgart bei sehr renommierten Professoren, so dass er es sich leisten konnte, sich als Kunstmaler und Grafiker selbstständig zu werden. Zudem war er Lehrer an der Höheren Meisterschule für Lackierer und das Malerhandwerk in den Bereichen Freihandzeichnen, Form und Farbe, Schriftgestaltung sowie graphische Demonstration. Die Nachfolgeinstitution ist die heutige Akademie der Künste in Stuttgart. Es ist verständlich, dass er sein Talent nutzte, um auch Tauben zu malen. Die gelockerte Darstellung der Tauben, der heute wirklich als Raritäten geltenden Taubengemälde, fällt auf. Aber auch Wandbilder an öffentlichen Gebäuden in Stuttgart und Umgebung sind bekannt. In diesem Zusammenhang muss an dieser Stelle auch einmal herausgehoben werden, dass das Logo des Verbandes Deutscher Rassetaubenzüchter auf einen Entwurf von Eugen Schickardt zurückgeht. Er hatte für die 13. Deutsche Rassetaubenschau 1965 in Stuttgart ein Emblem für den Taubenzüchterverein Groß Stuttgart und Umgebung entworfen. Dieses fand bei den Verbandsoberen solchen Anklang, dass es mit kleinsten Veränderungen zum Verbandslogo erhoben wurde. Ein Beweis, dass Eugen Schickardt ein Künstler war, der so modern arbeitete, dass dessen Werk auch nach mehr als 40 Jahren noch anerkannt ist und unseren Verband repräsentiert. Dass er trotz vielfältiger beruflicher Aufgaben sich die Zeit nahm, in Vereinen zu engagieren, spricht für ihn. Das Weiterkommen der süddeutschen Farbentauben lag ihm sehr am Herzen und als 2. Vorsitzender im Sonderverein (von 1954 bis zu seinem Tod) tat er sehr viel dafür.
An einer heute leicht zu heilenden Erkrankung starb Eugen Schickardt im Alter von nur 59 Jahren im Jahr 1965. Danach war es für seinen Sohn, Alfred Schickardt nur verständlich, dass er die Zucht nun allein weiterführen musste. Die Schläge des Vaters in der Gemeinschaftszuchtanlage des Kleintierzuchtvereins Stuttgart-Gaisburg wurden weitergeführt und sind noch heute in „Betrieb“. Sie bilden die Heimat für eine der erfolgreichsten Zuchten der genannten Rassen, und dies nun schon seit mehr als 90 Jahren.
In dieser langen Zeit haben Eugen und Alfred Schickardt die „Umgestaltung“ des Süddeutschen Mohrenkopfes wesentlich mitgeprägt. Das Erscheinungsbild dieser Rasse war nämlich in früheren Zeiten keinesfalls so gleichmäßig, wie man das heute kennt. Die Latzlänge durfte von der Mitte des Halses bis zum Flügelbug hin variieren und selbst die heute als Württemberger Mohrenköpfe bekannten Tiere waren im Standard der Süddeutschen Mohrenköpfe aufgeführt. Der große Sprung nach vorne kam eigentlich erst, als man die Latzgröße des heutigen Süddeutschen Mohrenkopfes bis zur Mitte des Halses festlegte. Diese weitsichtige Entscheidung des Sondervereins in Abstimmung mit den Züchtern hatte zur Folge, dass der Rosettensitz wesentlich verbessert werden konnte. Denn bei einem großen Latz müssen die Rosetten etwas tiefer sitzen, will man sie weiß halten. Schon allein aus diesem Grund darf man auch Süddeutsche Mohrenköpfe und Latztauben keinesfalls mit einander vergleichen. Es sind zwei grundverschiedene Rassen, die sich nicht nur durch den weißen Schwanz unterscheiden.
Mit der verbesserten Höhe des Rosettensitzes, wir wollen das Zentrum in Ohrenhöhe, wurde auch die Haubenfülle, sprich Federlänge und –volumen ungemein gesteigert. Ein voller Haubenkamm gehört deshalb eben so dazu, wenn es darum geht, Spitzenbewertungen zu erhalten, wie die anderen Merkmale. Der Kopf ist schon ein Hingucker beim Süddeutschen Mohrenkopf, so dass die Züchter nun schon seit Jahrzehnten darauf schauen. Eine gewisse Kopfbreite und ein harmonischer Stirnanstieg sind zu fordern und wird von den meisten Tieren auch ausnahmslos gezeigt. Ein großes Problem war hingegen die zweifelsfreie Festigung des dunklen Auges. Während man bei den Schwarzen und Blauen relativ schnell vorankam, hatte man bei den Roten und Gelben aufgrund der viel geringeren Zuchtbasis lange Zeit erhebliche Probleme. Heute kann man sagen, dass dieses Merkmal gefestigt ist und die Züchter nicht mehr belastet. Den größten Schritt nach vorne konnten wir mit der Augenrandfarbe erzielen. Der umgebenden Gefiederfarbe angepasst, steht im Standard – die Realität sah lange Zeit anders aus. Vor allem die Schwarzen hatten zum Teil unschöne, helle Ränder, so dass man fast nur Jungtiere ausstellen konnte. Dies ist durch intensive Zuchtauswahl nun völlig anders geworden. Bei Jungtieren in Spitzenqualität ist der Rand im Grund nicht mehr sichtbar. Ja, selbst bei Alttieren finden wir heute noch absolut dunkle Augenrandfärbungen. Diesem Trend haben sich auch die Blauen angeschlossen, während die Gelben hier eigentlich kaum einmal Probleme haben. Der Augenrand ist hier zumeist schmal und hell und passt sich harmonisch an. Großzügiger muss man diesbezüglich beim ewigen „Problemfarbenschlag“ rot sein. Nichtsdestotrotz hat die kleine Schar der roten Mohrenkopfzüchter in den vergangenen Jahren großartiges geleistet. Diese Tendenz zu fördern, muss die Aufgabe der Preisrichter sein, die diesen Farbenschlag zur Bewertung übertragen bekommen.
Auch in Bezug auf die Schnabelfarbe machen die Roten die größten Probleme – und das schon seit ewigen Zeiten, wie man unschwer erkennen kann, wenn man alte Fachberichte aufmerksam durchliest.
Bei Schwarzen und Blauen wird ein schwarzer Schnabel verlangt und bei den Gelben soll er hell sein. Dies alles klappt eigentlich ganz gut. Nur die Roten haben hier, und namentlich bei den Täubinnen, zum Teil massive Probleme. Man kennt heute zwei Richtungen. Die einen haben einen hellen, so genannten wachsfarbigen Schnabel und damit einhergehend helle Augenränder. Die anderen haben schon eine Tendenz zum rötlichen, bei Einzeltieren schon roten Augenrand, und eine „dunklere“ Färbung des Schnabels. Auch ist aufgefallen, dass die ersteren relativ klar begrenzte Farbeinlagerungen zeigen, die zum Teil schon sehr dunkel sind, während bei den Zweiteren die Schnabelwurzel eher dunkler gefärbt ist. Auch im roten Farbton unterscheiden sie sich: Von sehr sattem, dunklen Rot, bis hin zum leuchtenden Rot findet man eigentlich alles. Die einen zu fördern und die anderen zu verdammen kann dabei nicht die richtige Lösung sein, da es weitere Zuchtschwierigkeiten gibt. Die Abwägung des derzeit züchterisch Machbaren und die behutsame Förderung dieses ungemein schönen Farbenschlages müssen die Grundlage bei der Bewertung sein.
Obwohl sich die Züchter mit der Augenfarbe schon immer einig waren, dunkel wird sie gefordert, wurde dies von Außenstehenden zum Teil anders gesehen. So gibt es einen alten Schriftverkehr, in dem von so genannten „Experten“ ein orangefarbiges oder gar Perlauge als ideal angesehen wurde. Wie hier unsere Altvorderen reagiert haben, kann man sich noch heute vorstellen. Jedenfalls diejenigen, die einen Wilhelm Reichle, Karl Schlecht, Fritz Joas aber auch Eugen Schickardt noch kennen lernen durften. Denn es war ein langer Weg, bis man die Rasse durchweg so weit hatte. Aber selbst heute kontrollieren die Mohrenkopfzüchter stetig die korrekte Augenfarbe. Denn selbst nach so vielen Generationen kann es immer wieder vorkommen, dass ein gebrochenes Auge auftritt. In der Farbe gibt es eindeutige Forderungen: Alle Farben satt, glanzreich und die Blauen in einem schönen, hellen Ton.
Wie in allem, sind auch hier die Schwarzen das Maß aller Dinge. Schwärzer als schwarz geht nicht, sollte man meinen und dennoch gibt es vor allem am Kopf Tiere, bei denen man den Eindruck hat, als wäre dieses doch möglich. Intensiv schaut man heute auf die Durchfärbung des Schwanzes, denn Schilf tolerieren wir nicht mehr. Um dieses Merkmal zu bewerten, öffnen wir das Schwanzgefieder auf doppelte Breite des geschlossenen Zustandes. Sieht man dann keine Aufhellungen ist es in Ordnung. Grünglanz am Kopf und am Latz ist zwar gerne gesehen, bringt aber auch die Gefahr des Schwanzschilfes mit sich, denn der schöne Grünglanz „frisst“ Pigment, wie wir sagen, so dass Schilf die logische Folge daraus ist.
Einen gewaltigen Schritt nach vorne haben die Blauen gemacht. Fristeten sie noch vor Jahren ein so genanntes Mauerblümchendasein, haben sie sich zu einer festen Größe gemausert. Die farbliche Gleichmäßigkeit ist unser derzeit erklärtes Ziel. Die Helligkeit allein ist nicht das Maß aller Dinge. An die Schwanzbinde können wir noch keine allzu hohen Anforderungen stellen. Dieses Zeichnungsmerkmal haben wir über mehrere Jahre hinweg aufmerksam beobachtet und fördern es. Die Reduzierung des Farbenschlages auf dieses Merkmal wollen wir jedoch nicht und lehnen es auch entschieden ab. Denn was nützt uns die schönste Schwanzbinde, wenn das Tier keinen „Kopf“ hat oder die Sache andersrum ist. Gerade in der Haubenfülle und der Rosettenausprägung haben sie nämlich einen gewaltigen Schritt nach vorne gemacht. Die helle Außenfahne der Ortfedern ist naturgegeben und keinesfalls mit Schilf gleichzusetzen, wie es auch schon passiert sein soll.
Ein Farbenschlag, der in den letzten Jahren von sich Reden gemacht hat, sind die Gelben. Eine kleine, aber verschworene Züchtergruppe hat sich diesem Farbenschlag angenommen und kann Tiere zeigen, wie man sie sich vor Jahren nicht zu erträumen wagte. Ungemein fein ausgeprägte Hauben samt Rosetten und das alles bei feiner Farbe sehen wir heute. Zur Farbe ist zu sagen, dass sie sehr leuchtend wirkt und die Zeit der duffen, „Ockerfarbigen“ eigentlich vorbei ist. Die Durchfärbung des Schwanzgefieders ist zwar noch nicht so weit fortgeschritten, wie bei den schon beschriebenen, doch dürfen wir diesbezüglich wahrscheinlich gespannt sein, was die Züchter noch erreichen.
Wie bereits erwähnt, sind die Roten der vielleicht schwierigste Farbenschlag. In der Haube sind sie in Ordnung, wenngleich sie hin und wieder noch etwas federreicher erscheinen dürften. Die farbliche Gleichmäßigkeit hingegen bereitet zum Teil massive Probleme. Die Kopf- und Halsfarbe ist meistens in Ordnung. Eine Säumung auf dem Kopf, wie man sie vor Jahren noch öfter sah, gehört, wie es den Anschein hat, der Vergangenheit an. Probleme bereitet aber immer noch die Schwanzfarbe. Selbstverständlich sind sie nicht so satt durchgefärbt wie die Schwarzen – dies tolerieren wir. Größere Probleme bereitet uns die Schwanzfarbe in der Fläche. Bläuliche Einlagerungen auf der Schwanzdecke und im Keil sieht man immer wieder. Dazu kommt eine absetzende Färbung der Schwanfedern zur –decke. Hier alles unter einen Hut zu bekommen, scheint eine beinah unlösbare Aufgabe zu sein. Dass die Züchter diesem Farbenschlag die Treue halten, wie im Fall von Alfred Schickardt nun schon in der zweiten Generation, zeugt von wahrem Fanatismus und Liebe zur Rasse und diesem ganz besonderen Farbenschlag.
Mit den volleren Hauben und der breiteren Feder kam natürlich auch ein gesteigertes Körpervolumen, so dass die Tauben heute kräftiger Wirken, als das noch vor Jahrzehnten war. Eine kräftige Feldtaubengestalt, wie sie der Standard fordert, ist heute bei allen Farbenschlägen erreicht. Dass dazu auch die verbesserte Fütterung natürlich ihren Teil dazu beigetragen hat, versteht sich von selbst. Obwohl schon Eugen Schickardt für damalige Verhältnisse sehr gut gefüttert hat, stehen seinem Sohn Alfred heute natürlich ganz andere Futtermischungen zur Verfügung. Ein Standardfutter gibt es bei Alfred Schickardt nicht. Vielmehr wechselt er immer wieder die Futtermischung ohne dabei Nachteile bei seinen Tauben festzustellen. Grit und Taubenstein haben sie sowieso ständig zur Verfügung und wird auch in größerem Umfang gefüttert. Aber auch Grünfutter in allen möglichen Varianten wird ihnen angeboten und gerne aufgenommen.
Dies alles trägt zu einer recht straffen Feder bei, wie man sie schon fordern sollte. Denn auch eine Haube ist nur schön, wenn sie straff erscheint. Während man das Problem der etwas langen Hinterpartien in den Griff zu bekommen scheint, hat sich vor Jahren auf einmal ein recht tiefer Stand bei den Mohrenköpfen bemerkbar gemacht. Wie aus heiterem Himmel gab es Tauben, die eigentlich ausnahmslos auf den Fersengelenken aufsaßen. Glücklicherweise haben wir dieses Übel rechtzeitig erkannt und aus den Zuchten verbannt, in dem wir bei der Bewertung konsequent darauf geachtet haben. Dass dies in unserem Sonderverein auf Ankündigung und im Konsens mit den Züchtern geschieht und nicht aus heiterem Himmel, versteht sich von selbst.
Alfred Schickardt ist sich sicher, dass dieser Hochstand der Süddeutschen Mohrenköpfe und auch Latztauben nur deshalb möglich war, weil Spitzenzüchter immer wieder Tiere zu mehr als fairen Preisen, oftmals auch im Tausch, abgegeben haben. In diesem Zusammenhang denkt er immer gern an den allzu früh verstorbenen Helmut Will aus Wiesbaden zurück, mit dem ihn eine sehr lange Freundschaft verband.
Auch wenn er es so wahrscheinlich nicht sieht, so muss ich doch sagen, dass gerade in diesem Punkt unser Alfred Schickardt vorzügliches geleistet hat. Nie war und ist er verlegen und gibt immer gerne ab. Die Rasse steht nämlich bei ihm im Vordergrund und nicht das ins Licht rücken seiner Person. Es gibt heute wohl kaum eine Zucht, in deren Blutbahnen nicht ein Teil „Schickardt´sches Blut“ fließt. Dieses zu Wissen und den Hochstand der Mohrenkopf- und Latztaubenzucht maßgeblich mit geprägt zu haben, ist für ihn wichtiger, als jedes errungene Band – und die gibt es im Hause Schickardt wahrlich in großer Zahl.
Wenn ich die ebenfalls bei Alfred Schickardt vorhanden Süddeutschen Latztauben nur am Rand erwähnt habe, dann hat das seinen Grund. Der zur Verfügung stehende Platz ist leider begrenzt. Wer sich mit ihnen, den Süddeutschen Mohrenköpfen oder sonst einer unserer süddeutschen Farbentauben beschäftigen will, ist aufgerufen, sich mit dem zuständigen Sonderverein in Verbindung zu setzen (1. Vorsitzender Wilhelm Bauer, Schellingstraße 91, 72622 Nürtingen, Tel. 07022 – 211 571). Ausführliche Informationen und Züchteradressen sind hier zu bekommen, so dass einem erfolgreichen Start in der Zucht Süddeutscher Farbentauben nichts im Weg steht.
Wilhelm Bauer