Hauptjungtierbesprechung 2018 des Modena – Clubs Deutschland
Die Jungtierbesprechung in Berlstedt aus der Sicht des Zuchtwarts
Seit nun mehr 35 Jahren bin ich im Modena-Club Deutschland aktiv, und solange kenne ich schon die Diskussion um Sinn, Form und Ablauf einer Jungtierbesprechung.
Immer mehr Bezirke tun es gleich, und gehen weg vom Ausstellungscharakter.
Also warum nicht auch bei der Hauptjungtierbesprechung des MCD?
Die Züchter- und Preisrichterschulung steht im Vordergrund und alle Anwesenden werden aktiver in die Veranstaltung mit einbezogen. Für mich hat sich die Bewertung durch die Züchter bewährt. Mal selbst an den Tieren Argumentationen für und wider aufzubauen, sich für oder gegen ein bestimmtes Tier zu entscheiden, sich einmal in die Situation des Preisrichters zu versetzen, bringt Verständnis für die andere Seite. Hat man oft den Eindruck es gibt in einem Sonderverein 2 Lager – Sonderrichter und Züchter – kommt man hier um ein Miteinander nicht herum. Rege Diskussionen bei den anschließenden Tierbesprechungen zeigen auch die Gedanken und Probleme der Züchter für uns Sonderrichter auf, auch wir profitieren so davon!
Voneinander, Füreinander, Miteinander!
So die Idee dahinter.
Diese Form der diesjährigen Jungtierbesprechung hat nicht bei jedem Züchter und Sonderrichter sofort und gleichen Anklang gefunden.
Gerne nehmen wir Anregungen und konstruktive Kritik an. Auch Kritik ist Mitarbeit, sofern sie offen, konstruktiv und direkt vorgetragen wird. Verbesserungen sind immer möglich!
Murren im Hintergrund bringt keinem was, außer Unruhe!
Es sollen auch in Zukunft Gespräche und Diskussionen rund um unsere Modenas und deren Zucht und Bewertung im Mittelpunkt stehen. Die Jungtierbesprechung soll nicht einfach nur die erste Schau der Saison darstellen.
Die positiven Erfahrungen aus den Bezirken wollen wir auch im Hauptverein umsetzen.
Der Zuchtwart und der Club sind aber auf das positive Mitwirken der Sonderrichter, Zuchtausschußmitglieder sowie der Züchterschaft angewiesen!
Aber nun zur Hauptsache, unsere Modenas.
Insgesamt kann man mit der Beschickung der Jungtierbesprechung zufrieden sein, besonders gefreut hab ich mich über die gezeigten roten und auch schwarzen Gazzis. Die gezeigte Qualität macht Hoffnung für die Zukunft!
Bei den Blauen und Fahlen Gazzis war Luft nach oben, es war aber auch nur eine Jungtierbesprechung. Bestimmt sehen wir in Narsdorf wieder einige Spitzentiere.
Das von den Züchtern herausgestellte Siegertier – eine braunfahl bronze-gehämmerte 0,1 – von David Menzel.
Bei den Schiettis in den blauen Farbenschlägen das gewohnte Bild. Stabile Tiere mit guten Rundungen auf stabilen Ständern. Tiere, die in den Hauptrassemerkmalen kleine Wünsche offen lassen, haben keine Chance auf vordere Platzierungen. Nach wie vor muss – besonders bei den gehämmerten – auf die Farbe geachtet werden. Sowohl Grundfarbe als auch die Bronzefarbe in der Zeichnung sollten oftmals klarer sein. Das beste Tier stellte Volkmar Schwarze mit einer 0,1 blau bronze-gehämmert.
Bei den Rotfahlen zeigt sich die Arbeit der Züchter an einer reinen Schildfarbe bereits deutlich. Die Spitze liegt hier sehr nahe zusammen, Nuancen werden in Narsdorf über die Spitzennoten entscheiden.
Bei den gehämmerten muss man sich vielleicht auch im Zuchtausschuss einmal über die Bezeichnung der Farbenschläge und deren Definition unterhalten.
Die Zeichnung bei manchen Tieren wünschte ich mir deutlicher.
Nichts desto trotz sehr runde und typhafte Tiere in allen fahlen Farbenschlägen, die es den Preisrichtern nicht leicht machen werden, in der Spitze zu differenzieren.
Tiere mit abgewinkelten Beinen oder abgeduckter Haltung haben keine Chance mehr.
Die Modena welche die meisten Züchterstimmen auf sich vereinen konnte, eine 0,1 rotfahl-gehämmert von Frank Lehmann.
Bei den Einfarbigen und Schecken zeigte sich dann wie gut der neue Ablauf der Jungtierbesprechung unseren Modenas tut. Die gezeigte „fehlfarbige“ von Zuchtfreund Teubner überzeugte die
Züchter in den Hauptrassemerkmalen und wurde als beste der Klasse prämiert.
Nur von einem Sonderrichter bewertet, wäre dieses Ausnahmetier vermutlich gering bewertet nicht positiv aufgefallen. So wird sie sicher als Zuchttier weiter Beachtung finden und hat dem ein oder anderen durch die Diskussion zwischen Sonderrichter und Züchtern während der Tierbesprechung die Bedeutung solcher „Zuchttiere“ deutlich gemacht.
Vielen Dank hier an Roland, der sich bestimmt keinen Preis mit dieser Taube erwartet hatte, sie aber zur Diskussion zeigen wollte. Das macht in meinen Augen den Sinn einer Jungtierbesprechung!
In der letzten Bewertungsgruppe wurden Schimmel, AOC und Magnani zusammengefasst.
Die Schimmel werden immer gleichmäßiger in der Farbe und stehen in Typ und Rundungen den Fahlen und Blauen nicht mehr nach.
Leider die gelbfahlen Schimmel und die Blauen mit schwarzen Binden immer noch in der AOC-Klasse.
Mal sehen ob sich da nicht doch noch mit dem Zucht- und Anerkennungsausschuss reden lässt.
Aus leider nur 7 vielfarbigen Magnani doch das Spitzentier der Gruppe eine 0,1 von Ulf Schneider.
Das Spitzentier typhaft und auf stabilen Beinen, dürfte die Farbe auch bei den Magnani wieder etwas mehr Beachtung finden. Mit Fingerspitzengefühl muss meines Erachtens bei den Vielfarbigen wieder mehr Wert auf die mandelgelbe Grundfarbe gelegt werden.
Grundsätzlich darf weiterhin über eine zuchstandsbezogene Bewertung diskutiert werden. Wie schwer das ist, wird den Züchtern hoffentlich auch durch den in Berlstedt praktizierten Ablauf unserer Jungtierbesprechung klarer. Ohne hier die Siegertiere herabzuwürdigen, hätte – wie in der Tierbesprechung klar wurde – z.B. bei den Gazzis bei der Bewertung durch den Sonderrichter mit Blick auf den Zuchtstand eine Taube aus einem anderen Farbenschlag gewonnen.
Sehr intensiv wurde der Artikel zum Kopf der Modena in der News von Jacky Grauss besprochen und in der Tierbesprechung am lebenden Objekt erläutert. Hier nochmals ein großer Dank an Jacky, der sich hier sehr deutlich zur Zucht unserer Modenas äußert, und Einblicke in seine Zuchtmethoden erlaubt, die von Züchtern allzu gerne als „Schlaggeheimnisse“ behandelt werden.
Wie sehr der Stand zu einem kraftstrotzenden Modena beiträgt, wurde nicht erst in Berlstedt deutlich. An einem geraden und stabilen Stand kommt man für einen entsprechenden Gesamteindruck unserer Modena nicht vorbei!
Um als Zuchtwart auch in Zukunft im Sinne unserer Modena wirken zu können, baue ich weiter auf eine gute Zusammenarbeit mit meinen Vorgängern und meinen Sonderrichterkollegen.
Auch der Zuchtausschuss soll gelebt werden.
Ich freue mich auf Narsdorf
Besten Dank noch an Rudi Schatz und Jan Schimmel für die Bilder!
Reinhard Bretting
Zuchtwart im MCD