Tauben gegen das PiCV (Taubencircovirus) impfen?
Man kann wieder über die Impfung unserer Tauben gegen das PiCV (Taubencircovirus) lesen.
Ich habe versucht, bekannte Fakten über das PiCV zusammenzutragen. Einen Impfstoff gegen PiCV gibt es nicht, rechtlich ist die Durchführung der Impfung mit dem Impfstoff gegen PCV2 aus der Schweinehaltung als zulassungsübergreifende Anwendung laut Stellungnahme der StIKo Vet möglich (im Einzelfall nach tierärztlicher Entscheidung)!
2005 schloss Prof. Markus Freick seine Dissertation (Doktorarbeit) ab :
“Eine virologische Studie zur Ätiologie der Jungtaubenkrankheit (Young Pigeon Disease Syndrome)”
Die Dissertation ist im Downloadbereich verfügbar. Diese Arbeit unterstützte der Verband Deutscher Brieftaubenzüchter e. V..
Es wurde wissenschaftlich nachgewiesen, das das PICV sehr wahrscheinlich mitverantwortlich ist für das Krankheitsgeschehen bei den Jungtauben. Es wurde aber das PICV auch bei nicht erkrankten Jungtauben nachgewiesen und bei den Alttauben. Da das Virus nicht in den Eiern nachgewiesen werden konnte, muss die Infektion über Kot und/oder Federstaub über die Alttiere geschehen!
2006 gelang es einer Arbeitsgruppe (Duchatel et al.,) PiCV auch in embryonierten Taubeneiern nachzuweisen, sodass eine Übertragung über das Ei nicht ausgeschlossen werden kann.
Daraus kann man folgern, dass unsere Jungtauben sehr früh in ihrem Leben bereits mit dem PICV in Kontakt kommen. Laut Dr. Warzecha und anderen Autoren kann man das Cirovirus in ca. 97 % unserer Bestände nachweisen. Aber nicht alle Bestände haben Probleme und nicht alle Rassen oder Farbenschläge.
„Einen gewissen Durchseuchungsgrad gibt es nach einer gewissen Verweildauer in einem infizierten Bestand sicher. Es gibt derzeit aber keine groß angelegten Untersuchungen dazu, zu welchem Zeitpunkt welcher Anteil der Jungtauben im Feld eine nachweisbare Immunreaktion zeigt (z.B. eben Antikörper), ob diese protektiv ist und wie lange diese nachweisbar ist. Auch gibt es hierzu sicherlich große Unterschiede zwischen den Beständen – wäre zu untersuchen.“: Prof. Freick
Unsere Tauben jetzt mit dem Circovirusimpfstoff aus der Schweinezucht (PCV2) zu impfen sehen viele Fachleute wie die Leiterin der Brieftaubenklinik in Essen, Frau Dr. Peus, sehr kritisch!
Welche Fragen beschäftigen die Fachleute?
· Der Impfstoff ist für das Immunsystem der Schweine ( Säugetiere) entwickelt, das der Tauben funktioniert ganz anders! Wenngleich die in Zellkultur vermehrte Viren und ähnliche Adjuvantien auch in der Vogelmedizin verwendet werden.
· Mit der Impfung wird das Schweinecircovirus auf eine andere Art/Tauben übertragen! Da es sich um einen Totimpfstoff handelt – werden zumindest keine vermehrungsfähigen Viren übertragen.
· Es existieren keine langjährigen Erfahrungen. Mastschweine leben ca. 120 Tage und Zuchtschweine oft auch nicht länger als ein Jahr und unsere Tauben? Welchen Einfluss hat das Schweinecircovirus auf Vitalität/ Fruchtbarkeit u.s.w ?
· Werden durch die Impfung gegen das PCV2 trotzdem weiter PICV ausgeschieden?
Bei so viel ungeklärten Fragen wäre es angebracht, bis weitere Untersuchungsergebnisse vorliegen die Impfung sehr kritisch zu hinterfragen.
Prof. Freick: „Trotzdem erachte ich es als wünschenswert, geeignete Impfstoffe zu entwickeln und auch einzusetzen. Natürlich ist eine Anpassung an jeweils aktuelle Stämme von Zeit zu Zeit notwendig. Außerdem müssen Forschungsarbeiten zur Identifikation der Faktoren, die im PiCV-infizierten Bestand zum Ausbruch der YPDS führen sowie zur Entdeckung weiterer, möglicherweise bislang unbekannter Erreger, die an der YPDS ursächlich beteiligt sein könnten, vorangetrieben werden“.
Sehr informativ ist auch nachfolgender Beitrag von Tomasz Stenzel and Andrzej Koncicki (PL) aus dem Jahr 2017
The epidemiology, molecular characterization and clinical pathology of circovirus infections in pigeons – current knowledge
Department of Poultry Diseases, Faculty of Veterinary Medicine, University of Warmia and Mazury, Olsztyn, Poland
1…………..5…..
“6. Conclusions
Circovirus infections pose a serious problem in pigeon breeding around the world. The prevalence of PiCV infections is relatively high, but stable. Breeding practices that violate biosecurity principles significantly contribute to the transmission of PiCV in pigeon populations. Vaccines against PiCV have not yet been developed. Due to the genetic diversity of PiCV and the presence of additional factors that cause YPDS, immunization with the PiCV antigen alone, aimed at reducing immunosuppression in pigeons, may be insufficient. In view of the high prevalence of subclinical infections and PiCV infections, the efficacy of such vaccines is also doubtful. Further research is needed to test the effectiveness of the proposed methods for the prevention of PiCV infections in pigeons.”
6. Schlussfolgerungen
Circovirus-Infektionen stellen weltweit ein ernstes Problem bei der Taubenzucht dar. Die Prävalenz von PiCV-Infektionen ist relativ hoch, aber stabil. Zuchtpraktiken, die gegen Biosicherheitsprinzipien verstoßen, tragen wesentlich zur Übertragung von PiCV in Taubenpopulationen bei. Impfstoffe gegen PiCV wurden noch nicht entwickelt. Aufgrund der genetischen Diversität von PiCV und dem Vorhandensein zusätzlicher Faktoren, die YPDS verursachen, kann eine Immunisierung mit dem PiCV-Antigen allein, die darauf abzielt, die Immunsuppression bei Tauben zu reduzieren, unzureichend sein. Angesichts der hohen Prävalenz von subklinischen Infektionen und PiCV-Infektionen ist die Wirksamkeit solcher Impfstoffe ebenfalls zweifelhaft. Weitere Untersuchungen sind erforderlich, um die Wirksamkeit der vorgeschlagenen Methoden zur Prävention von PiCV-Infektionen bei Tauben zu testen.
Alle Probleme in der Jungtaubenaufzucht sind auch nicht der YPDS (JTK) zuzuordnen. Es wird ja bei Taubenzüchtern meist nach wie vor zu wenig Diagnostik betrieben!
Ein Rassetaubenfreund berichtete kürzlich über massive Probleme nach einen „Zuflieger“. Laut Prof. Freick stellt ein Zuflieger natürlich immer ein enormes Risiko bezüglich der Einschleppung von Erregern dar. Diese Tauben sind ja in der Regel geschwächt, damit immunsupprimiert und scheiden somit oft viele Erreger aus – erhöhen damit den Infektionsdruck im Bestand. Vielleicht bringen sie einen neuen Stamm PiCV mit, der bislang im Bestand nicht vorhanden war, oder eben auch andere Viren (Herpes-, Adeno-, …), bakterielle oder parasitäre Erreger. Darum ist bei einem “Zuflieger”, aber auch grundsätzlich bei neuen Bestandstieren eine Quarantäne zwingend notwendig!
Verantwortungsvolle Tierärzte und natürlich auch Tierhalter behandeln, außer in Notfällen, erst nach ausführlicher Diagnostik meist mit Blutbild und nicht was „Zuchtfreunde“ und soziale Medien in Ferndiagnostik empfehlen!
Dass Tauben mit einem intaktem Immunsystem mit den unstrittig bereits bei fast allen Taubenbeständen vorhandenen PICV relativ gut klar kommen, bestätigen immer mehr Zuchtfreunde, wie auch Andreas Gehrmann in Kassel!
Unsere Tauben müssten es uns wert sein, diesen nachhaltigen, wenn auch längeren Weg des intakten Immunsystems zu gehen!
Reinhard Nawrotzky
Auszug aus der Dissertation von Prof. Freick:
„Untersuchung von Organ- und Blutproben von Alttauben. Im Rahmen weiterführender Untersuchungen zum PiCV wurden Organ- und Blutproben von einjährigen Alttauben aus Brieftaubenbeständen untersucht, in denen im Vorjahr die YPDS ausgebrochen war. Mit Hilfe der PCR wurde auch hierbei versucht, das Genom des PiCV zu detektieren.
Es reagierten 100 % der untersuchten Bursaproben, 71,4 % der Milz- und 57,1 % der Leberproben positiv, aber nur 3 der 22 getesteten Blutproben (13,6 %) (Tab. 9, S. 52; Abb. 16, S. 53; Anhang B, Tab. 14, S. 125). Interessant im Hinblick auf eine mögliche Virusausscheidung sind auch die Nachweisraten des PiCV im Darm mit Inhalt (57,1 %) und Haut mit Federresten (57,1 %) (Abb. 17 A, S. 53; Anhang B, Tab. 14, S. 125).
Landwirtschaftliche Fachliteratur:
„So macht sich das PCV im Schweinebestand bemerkbar:
PMWS ist zwar eine langsam fortschreitende Krankheit, doch kann die Gesamtmortalitätsrate hoch sein (mehr als 10% der Absatzferkel): Die Ferkel verlieren an Gewicht und magern zunehmend ab. Das Haarkleid der Tiere wird struppig, die Haut ist blass und zeigt gelegentlich die für eine Gelbsucht typische Färbung. Es treten häufig Atemwegsprobleme auf, auch Enteritis kann vorkommen. Plötzliche Todesfälle sind möglich.
PDNS ist gekennzeichnet durch Hautveränderungen im Bereich der Flanken und im Perianalbereich. Es treten punktförmige bis flächenhafte Blutungen auf. Die Tiere zeigen ein gestörtes Allgemeinbefinden und die Mehrzahl der Tiere kümmert oder verendet. „
Bei den Schweinen wurde 1962 erstmals in Norddeutschland PCV nachgewiesen. Nun hat PCV weltweit die Schweinebestände im Griff. Bis zur Jahrtausendwende dominierte das Virus vom Genotyp PCV2a. Dieser Genotyp ist die Grundlage aller weltweit zugelassenen Impfstoffe. 2003 wurde er vom aggressiveren Genotyp PCV2d global abgelöst, da durch die Impfung PCV2a zurückgedrängt wurde. Jetzt wurde in den USA, Dänemark und Deutschland bereits PCV3 festgestellt!
Immer mehr Schweinehalter klagen trotz Impfung von schwerwiegenden PMWS-Erkrankungen wie Bindehautentzündungen mit Augenausfluss, geschwollene Lymphknoten, auffallend blasse Tiere und eine insgesamt verringerte Vitalität.
Leider fehlen uns die wissenschaftlichen Studien, wie Zuchtfreund Höchsmann richtig bemerkt. Es wird auch in naher Zukunft keine für uns Züchter nützliche Studien geben. Für solche Ergebnisse wäre der Wissenschaftliche Geflügelhof grundsätzlich der richtige Ansprechpartner. Dafür müsste er entsprechend erweitert und ausgebaut werden. Der BDRG hingegen kürzt die Zuschüsse. Eine für mich total unverständliche Entscheidung. Scheinbar hat der WGH für den BDRG nur eine Alibifunktion! Ergebnisse der Brieftaubenklinik, so sie dann überhaupt ausreichend vorliegen, können nicht unbedingt 1:1 auf unsere Rassetauben übertragen werden. Z.Zt. gibt es leider noch kein Patentrezept um der so genannten “Jungtaubenkrankheit” bekämpfen zu können. Durch gewissenhafte Selektion, angemessene Platzverhältnisse, abwechslungsreiches Futter, entsprechende Impfungen und nicht zu viel Ausstellungsstress müssen wir versuchen unsere Tauben trotz stark veränderter Umweltbedingungen in die Zukunft zu bringen.
Ich habe im Forum eine Diskussion zum Thema Ansäuern eröffnet, wo ich mich über eine rege Diskussion freuen würde.
Alles gut und schön, aber wer soll dem Taubenzüchter die klinischen Studien bereitstellen? Es wurde doch richtig festgestellt: wir haben keine Lobby und mit uns ist kein Geld zu verdienen. Deshalb sind wir Taubenzüchter darauf angewiesen uns selber zu helfen und nach Alternativen zu suchen. Erfahrungen müssen die Studien ersetzen. Mit klarem Wasser werden wir die Probleme nicht lösen!
Und wenn dann, wie im Falle des Ansäuerns des Trinkwassers beim GEFLÜGEL, welches durch Studien, Versuchsreihen und millionenfachen Einsatz bestätigt ist, aus unerklärlichen Gründen in Frage gestellt wird, ist es für mich nicht nachvollziehbar.
Klaus Höchsmann
Werter Zuchtfreund Höchsmann, wer der Meinung ist, dass Ansäuern die Lösung des Problems sei, der soll das für sich so nutzen. Wie aber in verschiedenen Ausführungen zu dem Thema dargelegt, wird sich hier kein langfristiger Erfolg einstellen, weil es auch negative Einflüsse auf den Stoffwechsel hat. Noch schlimmer ist aber die Erkenntnis, dass annähernd keimfreies Trinkwasser letztendlich das Immunsystem entlastet und nicht fördert, wie in obigen Beiträgen dargelegt. Oder wie läst sich die nachlassende Nachfrage nach Mischungen mit organischen Säuren sonst erklären?
Für mich bleibt die alles entscheidende Frage für sämtliches Tun und Handeln bei unseren Tauben: Ist mein Handeln für das aktive, leistungsfähige Immunsystem förderlich oder hinderlich?
Eine Frage, die sich viele Züchter leider zu selten stellen, wie mir die Erfahrung zeigt.
Martin Gangkofner
Lieber Zuchtfreund Gangkofner, genau diese “verschiedenen Ausführungen” kann ich nicht unterstützen, denn es gibt keine wissenschaftlichen Erkenntnisse auf die sie sich berufen können. Es sind nur EIGENE MEINUNGEN, die ihren Ursprung in der Übersäuerungslüge aus der menschlichen Ernährung haben. “Sauer macht krank”, das hat doch noch fast jeder im Hinterkopf. Die “Übersäuerungslüge”, obwohl schon längst widerlegt, wird am Leben gehalten und ist immer noch ein gutes Geschäft. Da sind mir die Erkenntnisse aus Forschung und Praxis der Tierproduktion und meine eigenen, jahrelangen positiven Erfahrungen schon glaubhafter. Auch für die Schulung des Immunsystems bleiben bestimmt noch genügend Erreger übrig, denn unsere Tauben leben ja nicht im Labor.
Mir tun die Züchter einfach leid, die durch solche “verschiedene Äußerungen” verunsichert werden.
Werter Zuchtfreund Höchsmann,
vielen Dank für die Darlegung Ihrer Ansichten bei diesem Thema; nun kann sich jeder seine eigene Meinung bilden.
Und wie bereits bei meinem Kommentar dargelegt, wer der Meinung ist, dass Ansäuern die Lösung des Problems sei, der soll das für sich so nutzen. Es ist bestimmt nicht mein Anspruch, ein funktionierendes System in Frage zu stellen. Aber lassen Sie mich noch einige Ausführungen machen, nicht um die Züchter noch mehr zu verunsichern, sondern um einfach aufzuklären.
Wie bereits im Fachsymposium in Kassel dargelegt, ist eben Ansäuern des Trinkwassers ein sehr weiter Begriff. Wissenschaftlich korrekt, wäre die Nennung des angestrebten pH-Wertes.
Wenn Sie also hiermit schon länger als 3 Jahre (mein Erfahrungswert) zurecht kommen, so kann es durchaus möglich sein, dass der pH-Wert des Trinkwassers in Ihrer Region sehr hoch (pH-Wert über 8) ist und Sie eigentlich nur eine NEUTRALISIERUNG erreichen; das wäre dann top. In Regionen mit einem pH Wert von 8 macht dies durchaus Sinn, weil die Tiere bei einem neutraleren pH-Wert (6,5 bis 7,5) mehr saufen; mit all den positiven Auswirkungen auf Futteraufnahme – dadurch mehr Vitamine und Mineralstoffe und letztendlich hierdurch eine bessere Reaktion im Immunsystem erreichen.
Auswirkung auf Keime ? – KEINE !!!
Achtung: Auch eine Ansäuerung auf einen pH-Wert unter 6,5 für wenige Tage kann vorbeugend durchaus sinnvoll sein, wenn sich im Bestand ein Infekt bemerkbar macht. Damit werden wiederum keine Keime vollends abgetötet, aber der Züchter verhindert deren schnelle Vermehrung.
Um tatsächlich den annähernd keimfreien Status zu erreichen, muss der Züchter das Wasser seiner Tiere in den pH-Wert-Bereich 4 bringen. Das ist dann auch gleich der Ziel-pH-Wert und die offizielle Handlungsempfehlung der Hersteller, welche dieses „Ergänzungsfuttermittel“ für unsere Tiere anbieten.
Nur genau dieser saure Bereich führt dann zu einer geringeren Wasseraufnahme, mit genau den gegenseitigen Folgen bei Futteraufnahme. Zudem werden dem Körper Mineralien entzogen (Angaben hierzu i.d.R. auf dem Prospekt oder Etikett des Herstellers), was dann leicht zu Mangelerscheinungen bzw. Stoffwechselerkrankungen führen kann. In der Folge kommt es dann relativ schnell zur Immunschwäche, welche wieder zum Jungtaubensyndrom führen kann.
Wenn Sie mir jetzt noch ein Argument nennen können, wieso dies für ein funktionierendes Immunsystem dennoch förderlich sein soll, diskutiere ich nur zu gerne weiter.
Man kann auch überlegen, ob hier nicht auch der Kommerz einiger Anbieter im Vordergrund steht. Denn diese gerne als naturnahe bezeichneten Produkte zur Ansäuerung sind maßlos überteuert und bringen dem Vertrieb hohe Margen. Für mich wird hier die Unwissenheit der konsumierenden Züchter schamlos ausgenutzt, was ich auch in meinen Vorträgen immer wieder zu veranschaulichen versuche.
Wasser ist als Lebensmittel essentiell! Wenn die Tiere hierdurch mal einen Keim aufnehmen, dann sollte der Züchter diesen als Sparring-Partner für ein gesundes Immunsystem betrachten. Wenn man Wasser durch Zusätze „tötet“, ist es nur noch eine Flüssigkeit, die jedes Lebewesen schädigt.
Wenngleich ich beim Tränkwasser meiner Tiere gerne natürliche Aromen beigebe, ist es dennoch nicht notwendig, Wasser – wie oben ausgeführt – gänzlich zu manipulieren. Das Wasser in den Taubentränken sollte dennoch täglich gewechselt werden und bei höheren Temperaturen (auch durch Tränkenwärmer) durchaus zweimal täglich. Noch ein Tipp! Bitte die Tränke nicht unbedingt am Rand oder in der Ecke und, wenn möglich, leicht erhöht platzieren. Ansonsten werden diese durch den aufgewirbelten Staub leichter verunreinigt. Auch wenn die Tränke einen festen Standort im Stall einnimmt, so sollte Tränkwasser natürlich im Schatten, nicht in der prallen Sonne angeboten werden.
Martin Gangkofner
Werter Zfrd. Gangkofner,
diese Diskussion ist zu wichtig um sie abzubrechen. Vielleicht sollten wir sie aber im Forum weiterführen. Auf der Homepage des NL RTV
http://www.niederlausitzer-rassetaubenverein.de/ im Menüpunkt Archiv ist unter Wissenswertes ein Vortrag „Vorbeuge von Trichomonadenbefall“ nachzulesen, der meine Argumentation zusammenfasst, ohne sie jetzt hier im Einzelnen nochmals anführen zu müssen. Der angestrebte pH-Wert ist 4,5, wo noch ein minimales mikrobielles Wachstum stattfindet. Wogegen dieses bei pH-Wert 7 am höchsten ist. Ich teile ihre Meinung über die Preisgestaltung einiger Anbieter. Es gibt genügend günstigere Angebote für die Tierproduktion. Wichtig ist mir auch die Feststellung: Unsere Tauben werden nie ohne Trichomonaden, Kokzidien und anderen Erregern leben, diese Bedingungen gibt es nur im Labor. Aber wir müssen sie in Schach halten, damit die Tauben damit besser fertig werden. Das Ansäuern des Trinkwassers ist ein probates Mittel dazu.
Persönlich teile ich die Ansichten von Herrn Wudtke und finde, dass man den Kommentar hätte nicht besser schreiben können. Leider überwiegt das probieren bei vielen unseren Taubenzüchter, ohne etwas über die Spätfolgen zu kennen. Unsere Haltungsbedingungen sollten so natürlich wie möglich und stressfrei sein.
Stellungnahme zum Beitrag betreffend das Gesundheitssymposium in Kassel von Herrn Dr.
Oehm in der Geflügelzeitung. Ausgabe 14/2018
Sehr erstaunt bin ich, welche Interpretationen hier in meinen Vortrag gelegt werden bzw. welche
Schlussfolgerungen und Entwicklungen sich hieraus ergeben haben.
Es ist richtig, dass ca. 90% aller Bestände, die am Jungtaubensyndrom leiden, mit Circoviren befallen
sind. Entgegen der Interpretation von Herrn Dr. Oehm, habe ich dies jedoch nicht als Ursache beschrieben.
Auch bin ich vollends anderer Auffassung als Herr Dr. Schingen in dem auf den Artikel folgenden Bericht, wonach die Circoimpfung von Schweinen das geeignete Mittel ist.
Diesen Ansatz halte ich sogar für fahrlässig und habe dies auch während des Fachsymposiums versucht deutlich zu machen.
Nicht allein durch den Circovirus-Befall kommt es zu einer Immuninkompetenz des Tieres während der gesamten Aufzuchtphase. Diese Inkompetenz wird bereits in der falschen Versorgung und
Haltung der Elterntiere organisiert und zieht sich dann in der Folge weiterhin durch.
Ein Immunsystem, welches nicht funktioniert hat Schwachstellen – diese Schwachstellen werden u.a. von Circoviren angesteuert. Dies ist auch die Ursache, warum prophylaktische Massnahmen zum Schutz vor Circoviren nur in Ausnahmefällen zum Erfolg führen werden – weil diese eben nicht Ursache des Problems sind, sondern nur dessen Nutznießer. Letztendlich bestätigt dies in Teilen sogar der Folgebeitrag von Herrn Dr. Schlingen.
Der Einsatz des Schweineimpfstoffes gegen Circoviren erhöht unter Umständen sogar das Potenzial zur Resistenzbildung und verstärkt somit das Problem, nicht nur für die Taubenhalter, sondern explizit
auch für die Schweinehalter. Herr Dr. Schingen – mit Verlaub – es ist völlig verantwortungslos, eine derartige Behauptung über den Erfolg einer solchen prophylaktischen Impfung in den Raum zu
stellen und hier Hoffnung auf Erfolg aufkeimen zu lassen.
Manchmal ist nicht immer der kommerzielle Hintergedanke der Pharmazeuten der Grund – sondern tatsächlich Nachhaltigkeit.
Während wir es in Nutztierhaltungen mit gleichen Grundbedingungen zu tun haben, ist dies im Hobbytaubenbereich definitiv nicht so. Hier werden die Tiere nicht in einem annähernd homogenen System gehalten, sondern haben durch Ausstellungen und Züchter in direkter und indirekter Weise
Kontakt mit der Umwelt. Zudem differieren die Haltungsbedingungen, weil die Züchter teils Freiflug, Offenfront-Schläge, Boxen-Haltung usw. in der Zucht nutzen. Mit einem Impfstoff zu experimentieren – ohne vorab genaue klinische Studien über die Resistenzfähigkeit der Viren zu machen, ist grob fahrlässig.
Ich ziehe dahingehend für mich den Schluss, daß dies in folgenden Vorträgen besser zu fokussieren und offensiver zu erklären ist.
Für mich ist auch verwunderlich, dass Herr Dr. Oehm – als Zusammenfassender der Fachvorträge – meine Ausführung, dass es sich beim Immunsystem des Vogels und dem Immunsystem des Säugetieres um differenzierte Abläufe handelt, nicht beachtet. Denn schon allein daraus ist zu
schlussfolgern, dass der Einsatz des Impfstoffes definitiv in seiner Breitenwirkung für Vögel und Säugetiere nicht gleichzusetzen ist.
Zusammenfassend und wiederholend: Die beste Vorbeugung gegen das Jungtaubensyndrom ist ein
gutes Management in allen Punkten. Wasserversorgung, Fütterung, Haltungsbedingung,
Ausstellungsverhalten, Zuchtzielsetzung. Es gibt hier genügend Erfolge unter den Züchtern. Der scheinbar kürzere Weg ist dann zu 90% der Falsche!
Lutz Wudtke