Bewerten in Bella Italia – Reisebericht zur Italienischen Taubenschau 2017
Mitte Dezember diesen Jahres machten wir uns auf den Weg in den Süden um auf dem 37. Campionato Italiano di Columbicoltura (entspricht in etwas unserer Deutschen Rassetaubenschau), welches am 16. und 17. Dezember im italienischen Reggio Emilia (Nähe Parma – südöstlich vom Gardasee) stattfand, einen zweitägigen Bewertungsauftrag als Sonderrichter zu übernehmen. – Wir, das heißt im Detail Reinhard Bretting für Modena, Ewald Schroft für Dt.Schautauben und meine Person, Franz Hiergeist, für Dt.Modeneser.
Die Anreise von 650 Kilometer verlief reibungslos und so waren wir bereits gegen 18.45 Uhr an unserem Hotel eingetroffen. Es blieb jedoch keine Zeit, um die Füße etwas hochzulegen, denn es ging nämlich bald mit den italienischen Preisrichterkollegen zum gemeinsamen Abendessen in ein typisches, italienisches Lokal. Wir wurden mit Pasta, leckerem Gegrillten und süßem Nachtisch regelrecht verwöhnt und mit Schulenglisch, sowie Händen und Füßen wurde ausgiebig gefachsimpelt. Taubenzüchter, egal welcher Herkunft, sprechen letztendlich doch alle die gleiche Sprache.
Am Morgen des ersten Bewertungstages wurde im Hotel gemeinsam gefrühstückt und man machte sich dann geruhsam gegen 7.45 Uhr auf den Weg zur Halle, in der rd. 5000 Tauben ausgestellt waren. Einen Schwerpunkt in Italien scheinen die Formentauben, hier insbesondere Römer, Texaner und Sottobanca zu haben. Aber auch die Gruppe der Huhntauben war stark vertreten, zum Beispiel rund 35 schwarze Florentiner, diese in beachtlicher Größe. 250 Modena und 150 Dt.Modeneser gesellten sich dazu. Schön anzusehen waren die Triganini in schier unendlicher Farbenvielfalt. Erstaunlich war die Ruhe, mit der die Bewertung angegangen wurde, also mit typisch südländischer Gelassenheit. Die uns zugeteilte junge Italienerin Julia übersetzte unsere deutsche Kritik und brachte diese auf den Bewertungskarten zu Papier, Fachausdrücke wurden von ihr schnell “gegoogelt”.
Kaum hatten 20 Tauben ihre Bewertungskarten vor den Käfigen hängen, wurde auch schon zu einer feudalen Brotzeit gerufen. Am reich gedeckten Tísch konnte man sich nach Belieben mit leckerem Schinken, Mortadella und weiteren Spezialitäten aus der Region stärken und dabei nette Gespräche führen. Dann ging es, gut gestärkt, weiter mit dem Bewerten der Tiere. Nach dem gemeinsamen Mittagessen, wurde die Bewertungsarbeit fortgesetzt, um einen großen Teil des Auftrages zu bewältigen, denn am zweiten Tag sollte dieser zeitig abgeschlossen werden.
Die Qualität der zu bewertenden Tauben war sehr gut, die herausgestellten Tiere hätten sich auch bei uns sehen lassen können. Der gemütliche Abend wurde wiederum in einem Lokal, bei reichlich gutem Essen und netten Züchtergesprechen zum Ausklang gebracht.
In Italien gibt es keine Preise in dem Sinne, wie wir es von unseren deutschen Schauen her kennen, sondern “nur” Rassesieger. Somit erscheint auf der Bewertungskarte nur die Note und ggf. der Titel “Rassesieger”. Die Höchstnote kann eigenständig vergeben werden, was aber keinesfalls, auch nicht bei uns, zu mehr V-Noten führte. Die Rassessieger bestätigt als Obmann Gianpaolo Novo, wir nannten ihn einfach “Capo”, welcher für die gesamte Schau zuständig war. Man musste aber nicht lange auf ihn warten und er war, nachdem ich Julia nach ihm geschickt hatte, in kürzester Zeit zur Stelle um die ausgesuchten Spitzentiere gegenzuzeichnen.
Beeindruckend war die Gesamtorganisation der Ausstellung. Die Aussteller können ihre Tiere relativ kurzfristig melden, jedoch gleich mit Ringnummer, denn diese wird auf die Bewertungskarten mit eingedruckt, die Preisrichter bekommen dann ein Paket Bewertungskarten ausgehändigt und machen sich an die Arbeit. Die Ringnummer müssen somit nur noch kontrolliert zu werden, was eine große Arbeitserleichterung darstellt. Wir fragten uns, warum rechts oben auf der Bewertungskarte ein Barcode aufgedruckt war und staunten nicht schlecht, als ein Mitarbeiter mit einem Barcodeleser durch die Reihen ging, den Barcode scannte und emsig die Bewertungsnote dazu eintippte. Somit gab es keine aufwändige Abnahme der Bewertungslisten, es ging alles ganz “piano” und völlig stressfrei von statten. Nach einer nochmaligen Stärkung machten wir uns auf den Heimweg von einem Bewertungsauftrag, der uns nicht nur sehr beeindruckt hat, sondern uns auch in bester Erinnerung bleiben wird. Danke für die herzliche Aufnahme, danke für die tolle Gastfreundschaft.
Fotos und Text: Franz Hiergeist
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Weitere Fotos unter www.gzv-strasskirchen.de