Tipp KW19/2017 “Gleichmacherei”
Lieber Taubenfreunde,
kaum ein anderes Wort wie „Gleichmacherei“ ist in unserer Gesellschaft so negativ besetzt.
Doch für uns Taubenzüchter kommt diesem Begriff in einem speziellen Fall große Bedeutung zu.
Es betrifft den Schlupf unserer Taubenküken und damit verbunden ihre Größe. Diese sollte „gleich“ sein, ist sie aber nicht immer.
Ursachen unterschiedlicher Größe von Nestgeschwistern in den ersten Lebenstagen:
Die Gründe können vielfältig sein. Ein Hauptgrund ist der NICHT synchrone Schlupf. Dieser wiederum kann seine Ursache darin haben, dass die Tauben gleich beim ersten Ei zu Brüten begonnen haben. So ergibt sich schon ein Unterschied von 1 ½ Tagen.
Es würde also schon lohnen, das 1. Ei konsequent durch ein Gips- oder Plastikei zu ersetzen und es erst am Mittag des übernächsten Tages wieder auszutauschen!
Auch wenn in einem Gelege ein verdünnt farbiges Küken und ein nicht verdünntes schlüpfen – auch wenn sie fast gleichzeitig aus der Schale kommen – kann es zu massiven Größenunterschieden kommen. Dies ist verstärkt bei dominant Gelben zu beobachten.
Wichtig ist nur, dass auch das kleinere Jungtier von den Eltern angefüttert wird. Ist dies nicht der Fall, kann man, wenn man ein zweites Paar Tauben hat, das Junge bis zu 3. – 4. Tagen betreut, das „Problemkind“ dort kurzzeitig unterschiebt, um zu schauen, ob es von diesen Eltern angefüttert wird. Dabei ist die Brut der „Ammen“ für 1 – 2 Stunden an einem warmen Ort aufzubewahren. Dieses Vorgehen ist natürlich nur bei solchen Taubenbeständen möglich, die Störungen am Nest absolut tolerieren.
Wird das betreffende Küken auch von diesen Tauben nicht angefüttert, so sollte man keine weiteren Experimente machen. Ein Taubenjunges was zu wenig bettelt, hat in der Regel schon zu wenig Lebenskraft, um auf dieser Welt zu bestehen.
Wie schon gesagt, die Gründe für „ungleiche Geschwister“ sind sehr vielfältig. Alle aufzuzeigen und die Gründe und deren Behebung zu erläutern, ist nicht Ziel dieses Tipps.
Wie schaffen wir nun die „Gleichmacherei“ bei unterschiedlich großen Geschwistern?
In den ersten 5 – 6 Tagen (je nach Rasse unterschiedlich) können wir eigentlich nichts machen. Der Schreiber dieser Zeilen weiß zwar, dass Vielerorts noch Methoden angewandt werden solche Küken noch frühzeitiger zu „unterstützen.“ Er lehnt dies aber ab. Denn auch das kleiner gebliebene Junge wird von den Eltern gefüttert werden, wenn es ausreichend vital ist und dementsprechend bettelt.
Eine kleine Hilfe für diesen „Vital-Check“ bietet sich dem Taubenzüchter durch das genaue und zielgerichtete betrachten der Brustpartie des „Kleinen.“ Rund, das Brustbein einschließend, so muss sich dieser Teil der Taube präsentieren. Siehe Foto! Dann lohnt auch die gleich beschriebene Maßnahme zum Grössenangleich!
Ab dem 6. -7. Tag geben wir dem kleineren Küken pro Tag 1 Lebertran Kapsel. Das machen wir 10 Tage lang. Jeden 3. Tag geben wir anstatt der Lebertran Kapsel 1 Colostrum-Kapsel. Dazu gleich noch mehr. Beide Produkte feuchten wir v o r der Gabe kurz an, damit sie gut durch den Schlund unseres Sorgenkindes gleiten können. Also nochmal: 2 Lebertran Kapsel – dann 1 Colostrum-Kapsel dann wieder 2 Lebertran Kapseln usw.
Nach diesen 10 Tagen hat sich in 99 % der Fälle der Größenunterschied soweit verringert, dass einer gesunden und problemlosen Aufzucht nichts mehr im Wege steht.
Die Lebertran- und Colostrum-Kapseln woher – wie teuer?
Lebertran Kapseln werden schon seit taubenzüchterischen „Urzeiten“ verwand. Jeder wird sie kennen. Wichtig ist, dass die Kapseln frisch sind – also einen prallgefüllten Eindruck hinterlassen und ihr Inhalt absolut klar ist. Aufbewahrt werden sie tunlichst im Kühlschrank. Nur der Bedarf für 2 – 3 Tage kann im Taubenschlag, respriktive Futterkammer, griffbereit bevorratet werden.
Der Preis für diese Art Kapseln liegt aktuell zwischen 5 und 7 Cent pro Stück, bei Packungsgrößen von 200 Stück. Besonders günstig ist der Kauf über eBay. Natürlich wird auch Euer Futtermittelhändler dieses Produkt vorrätig haben.
Ging es bisher nur um Cent Beträge, so sind die Unterschiede bei den Colostrum-Kapseln schon bedeutender.
Aber erst einmal zu den Colostrum-Kapseln selbst. Herrn Töllner, machte uns Taubenzüchtern mit diesem Produkt aus dem Erstgemelk der Kuh (auch „Biestmilch genannt) bekannt. Die darin enthaltenen Immun- und Nährstoffe machen sie für uns zu einer starken Waffe gegen allerlei Ungemach und sind auch eine prima Nahrungsergänzung für Taubenküken.
Dieses Colostrum-Produkt wird auch bei den Tipps zur Vorbereitung auf die Schauen und ggf. auftretenden Mauserstörungen eine Rolle spielen.
Der „Erfinder“ dieser Taubenwohltat, Herr Rainer Töllner hat sich aus dem „Taubengeschäft“ zurückgezogen.
Verkauft werden die Colostrum-Kapseln unter verschiedenen Namen in Apotheken, Internetapotheken, Amazon, e-bay ….. einfach mal “googeln”, wichtig nur, es sollten 190 mg Colostrum pro Kapseln enthalten sein.
Ihr seht, liebe Taubenzüchter, vergleichen kann sich lohnen, wenn man denn auch völlig identische Waren vergleicht. „Reine“ Preisvergleiche, ohne genaue Kenntnis der Produkte kann aber fürchterlich „ins Auge gehen“.
So Freude der „Palomas“, für heute muss es reichen. Dem Einem sind meine „Tipps“ eh zu lang, dem Anderen wieder zu kurz. Ein Dritter, liest sie nur oberflächlich und bildet sich doch eine Meinung. Mit allem kann ich gut leben, in der Hoffnung doch irgendwie etwas Nützliches für die Taubenzucht zu erreichen.
Halt! Eins muss ich noch für Zuchtfreund Huaba Sepp anmerken. Eine Stellungnahme zu seinen Anmerkungen zum Tipp „F1“ wird kommen. Wann weiß ich noch nicht genau – bedanke mich aber schon jetzt für seine interessanten und unterhaltsamen Zeilen. Gleichen gelten natürlich für den Kommentar von Zfr. Werner Kötter zum selben Tipp.
So wünsche ich wie immer allen Freunden der Taubenzucht eine gute und sonnige Woche.
Euer
Taubenfreund
Ganz herzlichen Dank für diesen interessanten Beitrag!
Ich habe mich in letzter Zeit zum Beispiel sehr intensiv gerade mit diesem Thema auseinandergesetzt,vor allem,was denn Einsatz von Lebertran und Colostrum betrifft.
Ein ebenfalls sehr interessanter Aspekt ist die Tatsache, dass nach Einnahme der Lebertran Kapsel und Colostrum-Kapsel, sich in 99 % der Fälle der Größenunterschied nach 10 Tagen soweit verringert, dass einer gesunden und problemlosen Aufzucht nichts mehr im Wege steht.
Ich finde es immer schwierig hier von einem direkten Einfluss zu sprechen,doch hier kann ich voll zustimmen,da meine gemachten Ergebnisse deckungsgleich sind.
Ich freue mich auf weitere Tipps der Woche!