Guten Tag Hermann,
Du hast ein ganz wichtiges Thema angesprochen. Bisher waren die Reaktionen gering.
Genau: Ich habe mich in meinen “Glanzzeiten” auch mit Voorburgern befaßt, weil ich die Rasse absolut toll finde. Von Natur aus “zeigen” sich diese Kröpfer sehr gut, wenn man zeitig trennt und entsprechend füttert. Selbstverständlich habe ich die Tiere auch rechtzeitig an den Käfig gewöhnt. Das nicht in “Maratonsitzungen” (eine Woche am Stück) geschehen, sondern öffter mit Beginn der Mauser und relativ kurzzeitig.
Die Kunst bei den Kropftauben besteht ja darin, Täuber auf den Punkt genau in Hochform zu bringen.
Meine Erfahrungen waren dabei:
1. Die 1,0 dürfen keine 0,1 in der Trennzeit sehen,
2. Zu Menschen müssen die Tauben absolutes Vertrauen haben,
3. Akustische Signale (schnippende Finger, brummen….) müssen ihnen vertraut sein und gewünschte Stimmungen erzeugen.
Hermann, das alles klappt nur, wenn genetisch das “sich zeigen” verankert ist. Ich möchte dazu ein Beispiel aus der Vergangenheit berichten.
In der DDR gab es ein sogenanntes Aufblasgerät für Kropftauben. Der Erfinder hatte ganz pragmatisch gehandelt, weil es eigentlich nicht zumutbar war, 90 Kropftauben mit dem Mund anzublasen. Ich kenne das selbst und sage, nicht sonderlich lecker! Abgesehen von den kleinen Rassen zeigten sich Kröpfer früher sehr schlecht.
Mein Freund Günter Teetz, lange Jahre Zuchtwart der Steiger in der SZG und dem SV bekam vor vielen Jahren eine rote Täubin von dem längst verstorbenen Steiger-As Hauptmannel durch die Mauer geschmuggelt. Für uns fast unbegreiflich, die Taube “marschierte” im Käfig, zeigte sich ständig. Auch ihre Nachzucht wußte wie man sich vor einem PR “verkauft”. Seit dem Tag besaß Günter Teetz Steigerkröpfer, die sich, vorausgesetzt richtig gehalten, im Käfig ohne Aufblasgerät präsentierten.
1986 habe ich selbst noch auf der HSS der Steiger als PR die Farben weiß und Teile von rot bewertet. Dort waren alle Weibchen voll da, die Täuber nur zu 60 Prozent. Mit dieser Erkenntnis bin ich so umgegangen, daß ich immer erst die 0,1 bewertete und danach 1,0. Die Herren der Schöpfung sind früh offensichtlich noch verschlafener. Am Vormittag wird das Bild erheblich anders.
Keine Frage: Nicht nur äußere Rassemerkmale sind genetisch verankert! Auch das Wesen und die Psyche gehören dazu. Hier muß dann genau so selektiert werden, als hätten sie eine schlechte Farbe oder ein schlechtes Auge!
Hermann, das war ein Ausflug weg von den Modenesern zu den Kropftauben. Vielleicht wissen weitere Züchter etwas zu dem Thema.
Martin Zerna