120 Jahre Verband Deutscher Rassetaubenzüchter
1903 – 2023
Es bleibt wohl nach wie vor den traditionellen Printmedien überlassen, mit nachvollzogenen Detailbetrachtungen in größerem Umfange auf Jubiläen aufmerksam zu machen. Verdientermaßen – denn es wäre oberflächlich recherchiert, nur an glänzende Ereignisse zu erinnern, wie es knapp, kurz und bündig nur mit wenigen Worten auf Social Media-Ebene gepostet oder bei gelegentlichen Internetauftritten praktiziert wird. Dass sich das gute alte und bewährte Fachblatt dem Wunsch ihrer vertrauten Leserschaft annimmt, muss man heutzutage bei offen bekundetem Pessimismus dieser absoluten Kulturgüter mit großer Dankbarkeit registrieren. So ganz selbstverständlich ist das nämlich nicht mehr, selbst wenn das Organ eines Verbundes die Verpflichtung eingegangen ist, als Sprachrohr die Verbands-Interna zu schalten. Dank des auf fairen Grundlagen basierenden Miteinanders von VDT, Verlag und Redaktion der Geflügelzeitung, folgte in ihrer aktuellen Ausgabe 11/2023 ein ausführlicher Beitrag über das 120-jährige Bestehen unseres Fachverbandes. Weil es den Rahmen von VDT-Online.de sprengen würde, ihn auf dieser Plattform vollumfänglich zu publizieren, soll als Empfehlung hier an dieser Stelle auf diese ausführlich gestaltete Dokumentation hingewiesen werden.
Der V D T – größter Taubenfachverband der Welt und in seiner Struktur der älteste, kann in diesem Jahr auf eine Erfolgsbilanz zurückblicken, die nach dem 2. Weltkrieg wieder an Fahrt aufnahm und im Zenit stehend vor einigen wenigen Jahren für ihn ein Umbruch begann. Traf virenbedingte Seuchenanfälligkeit die Zuchten, danach eine die gesamte Menschheit bedrohende Corona-Pandemie und letztlich wieder die Vogelgrippe wie ein schwelender Prozess das Ausstellungswesen. Die gesellschafts-politische Zeitenwende sogleich die Rassegeflügelzucht empfindlich trifft, deren Auswirkungen auch die Sparte der Rassetaubenzüchter tangiert. Daraus resümierend jetzt das Motto lauten muss: Wer die Vergangenheit kennt, muss zur Sicherung der Zukunft die Gegenwart nutzen.
Sich auszutauschen ist seit jeher der natürliche Wunsch von Gleichgesinnten, wenn sie von den Erfahrungen der anderen profitieren möchten. Ebenso gern bei Wettbewerben zum Vergleich bereit sind, sich miteinander zu messen. Das ist der eigentliche Sinn von geselligen Formationen. Schließlich Satzungen den weiteren Ordnungsverlauf regeln, damit sie wachsen und künftig rechtens zu lenken sind. Mit diesen Wunschvorstellungen verbinden sich aber auch Bestrebungen, durch kollektives Auftreten nicht gleich Macht einzufordern, jedoch ideologische Stärke zu vermitteln. Das heißt, Geschlossenheit zu demonstrieren. Das war 1845 – im Geburtsjahr der Taubeninnung zu Buchholz ein organisatorischer Anfang. Geflügel- und spezifische Taubenvereine folgten, kam es 1903 zur Gründung des Verbandes Deutscher Taubenzüchter. Die Dachorganisation, der heutige BDRG – der Bund Deutscher Rassegeflügelzüchter – hatte zu diesem Zeitpunkt bereits seine 9. Nationale Bundesschau ausgerichtet. Mit der Rassenzuordnung und durch die zunehmenden Auslandskontakte nahm auch die Rassenfülle zu, etablierten sich die Preisrichtervereinigungen. Der geschlossene Bundesring wurde eingeführt. Dicke Taubenbücher waren bereits und wurden noch gedruckt, machten sich die noch heute im Fokus stehenden Ausstellungsorte Hannover und Leipzig, wie auch andere historische, nicht in Vergessenheit geratene Schaumetropolen einen Namen. Es fehlte ebenso wenig an unterhaltsamen Fachblättern – die Geflügel-Börse erschien anno dazumal sogar mit 2 Ausgaben wöchentlich, sind weitere Regionalverlage erst im Laufe der vielen Jahre danach auf der Strecke geblieben. Steht uns heute tatsächlich die einzige, nun zur Legende gewordene Geflügelzeitung (www.gefluegelzeitung.de) noch zur Verfügung. Dank ihrer Strahlkraft vereint sie all jene Enthusiasten, für die sie zum verbindenden Element geworden ist – und das über Jahrzehnte reichend. Eine Heimat für die Rassetaubenzüchter mit eingegliederter Seitenzahl war sie speziell für ihre sowohl fachlichen als auch organisatorischen Belange nach zwei Weltkriegen und der Wiedergründung des VDT von 1949 an zur verlässlich ständigen Begleiterin geworden. Mit der Berichterstattung über die 1. VDT-Schau von 1952 in Nürnberg hat sie an der stabilen Fortentwicklung des VDT großen Anteil. Privat auf den Markt gebrachte Zeitungen für Taubenzüchter hielten nicht lange durch, die vom VDT durch Mitgliedsbeiträge finanzierte RASSETAUBE schaffte 2 Jahrzehnte, bis sie eingestellt worden ist.
Der VDT sind wir – alle seine Mitglieder. Auf ihre Bereitschaften baut der VDT. Wenn es derzeit auch schleppend erscheint, die Gegenwart zu nutzen, jetzt die Weichen für die Zukunft zu stellen, lässt der interne Rückblick auf diese 120 erfolgreichen Jahre Verbandsarbeit konstruktive Hoffnungen erwarten. Wie existenziell die Mitarbeit an der Basis beginnend fruchtet, jede Initiative zum Aufwindsegment wird, beweisen die im vergangenen Jahr wieder Zulauf genommenen Meldungen und schon diesjährig bei der Verbandsschau enorm gestiegenen Meldezahl. Ein Ansporn, hier mit einem Aufruf zu künftigen Beteiligungen verbunden werden soll. Und das unter Berücksichtigung tierschutzrelevanter Gesichtspunkte und dem Bekenntnis zu fairen Zuchtverfahren das konsequente Ziel sein muss. Mit dem Schwerpunkt in der Öffentlichkeit von intelligenten Argumenten begleitet positiv in Erscheinung zu treten, muss für uns höchstes Gebot sein, die Zuchtanlage zum Magnet werden zu lassen mit der Absicht, bei unseren Mitmenschen Neugier auszulösen. Sie in Wissbegierde zu lenken mit dem Anspruch, uns das Geheimnis des Zuchterfolges zu entlocken. Schließlich ist Taubenzüchten eine Kunst – die Rassevielfalt ist, international betrachtet – doch ein Beweis dafür. Uns in der Züchtungskunst hierbei gegenseitig zu übertrumpfen, gehört zum friedfertigen Wettbewerb.
Ein elementar weiteres, das vor annähernd 30 Jahren privat initiiertes, von einem Förderverein betreutes Kreativobjekt, ist das Deutsche Taubenmuseum in Nürnberg. Eine zur Kultwerdung der Taube unterstützende Kunstsammlung. Sie ist das Zeugnis schlechthin, aus dem Interessebündel des pulsierenden Verbandswesens hervor gegangen zu sein – dem Passionsrepertoire Faszination Taube zuzuordnen ist. Ein schöngeistiges Zentrum, wie es weltweit kein Vergleichbares gibt.
Ein in die Forschung einbezogenes Bindeglied zur Rassetaubenzucht ist der Wissenschaftliche Geflügelhof des BDRG – das Bruno Dürigen-Institut – wo sich der VDT mit sowohl ideellen Beteiligungen als auch vor Ort zur Geltung kommenden Bestandsanteilen eingebracht hat, es an Kooperationen nicht fehlen lässt.
Langjähriges Erfreuen an Rassetauben, sie zu erhalten, zu züchten, bei Schauen auszustellen und Beteiligung an der Organisationsarbeit – ist im Gesamten nicht nur persönliches Ereifern, wird Engagement mit Auszeichnungen belohnt, darf man sich späteren Ehrungen sicher sein. Geschlossene Freundschaften im nahen Umfeld und bei manchem reichend in die weite Welt hinaus, bereichern unser Dasein auf Erden und vermitteln uns den Sinn des Lebens.
So dürfte die Bilanz des Einzelnen in unserer Züchtergemeinschaft ausfallen, wenn er seine auf dem langen Weg in der VDT-Verbandsgeschichte zurück gelegten Spuren verfolgt. Wünschen wir hierbei jedem unserer Gefährten schöne Erinnerungsmomente – der Zukunft zugewandt positive Tatkraftimpulse.
Es lebe der VDT: Vital – Dynamisch – Traditionsbewusst!
Günter Stach