Tipp KW 21/2017 “Badewasser ist nicht gleich Badewasser”
Unentbehrlich für unsere Tauben: BADEWASSER –
aber es ersetzt das Bad im Regen NICHT!
Es mag schon über 30 Jahre her sein, als der damals amtierende VDT-Vors. Erich Müller sich zu Recht in einem Leserbrief in der Geflügel Börse echauffierte, weil ein anderer Autor das Bad unserer Tauben im Regen als „der Federqualität abträglich“, „unnütz“ und „der Gesundheit eher schadend“ abqualifizierte.
Gut, wir sind heute (hoffentlich) doch weiter fortgeschritten, in der positiven Bewertung des regelmäßigen Bereitstellens einer Badegelegenheit für unsere Tauben. Doch mit dem Bad im Regen, ja da tun sich noch unglaublich viele Züchter schwer, die Wohltat ihren Tauben zu gönnen.
Leider würde der „King Müller“ sicher noch andere gute Gründe finden, einen geharnischten Leserbrief für die nun einzige verbliebene Fachzeitschrift zu verfassen.
Denn, was da heute so an „Badewasser“ angeboten wird, gleicht oftmals einer Chemiebrühe von Insektiziden bis hin zu höchst ungemütlichen „Säure-Kombinationen.“ Außer, dass diese „Zutaten“ viel Geld kosten und den Tauben schaden, bringen sie NICHTS. Deshalb liebe Freunde, habe ich dieses Thema zu Tipp der 21. Woche gewählt.
„Badeinstinkte“ bei Tauben perfekt ausgebildet!
Vorweg etwas Grundsätzliches: Eine Badegelegenheit sollte wir unseren Tauben ganzjährig anbieten! Auch bei leichtem Frost. Die Tauben werden uns zeigen ob sie baden möchten oder nicht. Diese Entscheidung sollten wir ihnen überlassen und nicht durch Badewasservorenthalt abnehmen. Wie clever Tauben in dieser Frage sind, zeigt uns schon, dass sie bei Ostwind so gut wie nie baden und nach einem Bad bei leichten Frosttemperaturen nie freiwillig auffliegen würden. Nötigt der Züchter sie aber dazu, so hat er eine Arbeit mehr. Er muss – per Fön – seine Taubenschar „auftauen“ denn im Flug wird’s noch kälter und bei vielen Tauben frieren die Flügelfedern regelrecht ein und werden so unbrauchbar.
Wann Badegelegenheit bieten?
Wie wir gerade schon erfahren haben ist „Badewasser-Zeit“ das ganz Jahr über. Doch sollten Tauben, die zur Schau vorgesehen sind, letztmalig ca. 3 Tage vor dem Einsetzen baden dürfen. Dann haben sie Zeit genug, das Gefieder wieder optimal zu richten und „einzufetten.“ Ausnahme bilden hier spezielle Taubenrassen resp. Farbenschläge, die von einer gewissen Auflage von Gefiederstaub „leben.“ Diese sollte man gut 1 Woche vor Beginn der Schau nicht mehr baden lassen. Züchter solcher Tauben sind in der Regel Spezialisten, die den genauen Termin des letzten Bades für ihre „Topstars“ aus dem ff kennen. z.B. Die Freunde der Eistauben.
In welchen Behältern sollte das Badewasser bereitgestellt werden?
Heute finden überwiegend Wannen aus Kunststoff Verwendung. Die Maße variieren in der Regel zwischen 60 L x 40 B x 11 cm H und 50 x 50 cm bei 10 cm Höhe. Der Taubenfreund bevorzugt erstere Variante weil da eine Wassertiefe von 7 x 10 cm (je nach Größe der Rasse!) gut realisierbar ist.
Sicher wird es auch viele Taubenzüchter geben, die aus ganz anderen Lebensbereichen preisgünstig an Behältnisse kommen, die sich vorzüglich für diesen Zweck eignen. Nur sollten sie sie leicht reinigen können (eine verdreckte Taubenbadewanne ist fast so schlimm wie eine unhygienische Tränke!) und gut für den Züchter transportierbar sein. Auch darf sich der Boden nicht spiegelglatt darstellen. Damit fällt ein Gefäß aus Glas, nicht nur wegen des Gewichts für diesen Zweck aus.
Der Rand der Badewanne sollte immer etwas breiter sein wie die übrigen Bereiche. Tauben sind in der Regel zuerst immer sehr zögerlich bis sie ins kühle Nass springen. Da hilft ein sicherer Halt auf dem Rand sehr! Je nach Größe des Taubenbestandes sollte je Abteil eine oder mehrere Wannen aufgestellt werden. Man rechnet für ca. 25 Tauben eine Wanne. Natürlich kann das benutzte und mit Staub übersäte Wasser ausgewechselt werden, in der Hoffnung, dass dann die Tauben die noch nicht „geplanscht“ haben, dies noch nachholen. Doch die meisten Tauben tun es nicht. Alle Tiere des Schwarms haben das Bedürfnis, möglichst schnell und alle auf einmal zu baden – wenn denn die erste Taube „quasi die „Vorhut“ das Bad für „in Ordnung“ befunden hat.
Das leitet uns weiter zum nächsten Abschnitt:
Was können wir Nützliches ins Badewasser tun? Was lassen wir besser raus?
Beginnen wir damit, was völlig unbedenklich ist: Einfach NICHTS ins Badewasser geben!
Wichtig ist nur, dass wir die Wanne auch ab und an mal richtig saubermachen. Das geht hervorragend mit dem Produkt „Kaliumpermanganat-Lösung 1 %“ das wir in der Apotheke beziehen können. Es kostet in der 100 ml Flasche zwischen 12 – 14 Euro. Auch hier lohnt sich wieder ein Blick ins Internet.
Um eine Badewanne normaler Größe wirklich „sauber und rein“ zu machen benötigt man ca. 250 ml Wasser, in die man 4 -5 Tropfen dieses Produkts einmischt. Vorsicht! Wenn Tropfen dieses tollen Mittels pur auf Hände oder Einrichtungsgegenstände gelangt, SOFORT mit viel Wasser nachspülen – sonst wird es bunt…
Kaliumpermanganat-Lösung 1 % kann man auch vorzüglich als Badewasser-Zusatz nehmen. Hier ist die Dosierung: 50 Tropfen auf 10 Liter Wasser. Damit bieten wir unseren Tauben nicht nur ein „farbiges“ Badeerlebnis sondern die Tauben werden extrem sauber (auch die Füße) und das Gefieder ungewöhnlich glatt. Ein praktischer Nebeneffekt ist noch, dass das Wasser für ganz kurze Zeit keimfrei ist! Zudem akzeptieren die Tauben das „farbige“ Wasser sehr gut und fühlen sich pudelwohl darin. Eine 14tägige Anwendung, des früher vielfach für Babys genutzten Mittel reicht völlig aus!
Was Kaliumpermanganat NICHT kann ist Federlinge oder andere Lästlinge fernzuhalten.
Was Kaliumpermanganat auch NICHT kann, ist irgendwelche Stellen an der Taube einzufärben!!!
Sobald dieses Mittel in Wasser gelöst ist, färbt es in keiner Weise! Also keine Angst beim Einsatz!
Den Tipp zum Einsatz von Kaliumpermanganat erhielt ich vor Jahren vom Zuchtfreund Manfred Loick.
Ein weiterer, nicht ganz sinnfreier Badewasserzusatz ist Obstessig. Gute Akzeptanz bei den Tauben ist ebenso gegeben wie die Beruhigung beim Züchter „doch etwas „Gutes & Natürliches“ getan zu haben.“ Die Dosierung bei handelsüblichem Obstessig beträgt 1 Esslöffel auf 10 Liter Wasser.
Ganz schlimm wird es für die Tauben, wenn ihr „Herr und Meister“ der verlockenden Werbung glaubt und „1 Tropfen von XYZ ins Badewasser und nie wieder Federlinge“ in die traurige Tat umsetzt. Freunde, in solchen Dingen ist immer Gift!!! Ein Gift, was durch die Taubenhaut beim Baden großflächig in den Taubenkörper „einmarschiert“! Die ganz Schlauen geben ein solches Produkt dann jede Woche einmal ins Bad, die Vorsichtigeren einmal im Monat – obwohl ihnen doch eine Wirkungsdauer von 1 Jahr versprochen wurde… In allen Fällen kommt es, wenn nicht gleich zu akuten Schäden, doch zu Langzeit-Wirkungen, die wir heute immer mehr „ratlos“ hinnehmen.
Liebe Taubenfreunde glaubt mir, ob einmal in der Woche, 1-mal im Monat oder 1-mal im Jahr – immer führt Ihr dem komplizierten, wunderbaren Gebilde „Taube“ unkontrolliert GIFT zu. Dabei wollt Ihr Eure Tauben doch schützen. Also lasst es einfach sein.
Lasst es auch sein, Mixturen ins Badewasser zu geben, die Ameisensäure enthalten. Die Akzeptanz eurer Tauben bei solchermaßen „zugerichteten“ Bädern ist äußerst gering und nur im Notfall wird mal schnell eine „Katzenwäsche“ gemacht. Lasst solche Produkte da, wo sie hingehören: Im Regal des Verkäufers!
Liebe Leser Ihr seht, bei einer solch einfachen Sache wie „Taubenbadewasser“ kann so viel Unfug gemacht werden! Dieses Maß an Grausamkeiten wird nur noch bei der Tränke übertroffen – doch dazu in einem der nächsten Tipp`s.
Bliebe noch zu klären:
Wie oft und zu welcher Tageszeit stellen wir die Badegelegenheit zur Verfügung?
Badewasser sollten wir unseren Tauben zweimal wöchentlich bereitstellen. Im Sommer, bei sehr hohen Temperaturen, am besten täglich!! Wir sind es ihnen schuldig.
Von der Tageszeit her wäre es wunderbar, wenn es uns gelingen würde, den Zuchttauben einmal zwischen 11 und 13 Uhr und dann nochmals ab ca. 16 Uhr Badewasser zureichen. Damit würden wir erreichen, dass Täuber wie Täubinnen, gleichermaßen am Badevergnügen teilhaben können. Bei den Jungtauben und im Gesamtbestand in der „Nicht-Zuchtzeit“ reicht natürlich eine einmalige Darreichung die bei Temperaturen deutlich unter 15 Grad möglichst vor 16 Uhr stattfinden sollte.
Dass das Badewasser sobald alle Tauben gebadet haben, also nach spätestens 30 Min. entfernt werden muss, setze ich al bekannt voraus. Einige Züchter haben schon so etwas wie eine „permanente“ Badeanstalt für Ihre Lieblinge installiert. Solange das einigermaßen sauber ist und nicht in eine Bakterien-Schleuder ausartet, sicher eine feine Sache. In der Taubenhaltung ist alles „im Fluss“! Neuerungen sollten wir aufgeschlossen, aber kritisch begegnen!
„Der König des Taubenbades“: DER REGEN
Was ich bis hierhin geschildert habe war, so etwas wie die „zweitbeste Lösung!“
Denn “Petrus” können wir nicht ersetzen und der lässt es nun mal regnen. Vielleicht hat er ja auch schon eine jüngere Vertretung erhalten, beim unserem Wetter heutzutage kann man das schon manchmal glauben.
Denn – „Klimawandel“ haben wir ja nicht – um Gottes Willen! Wir schlauen Menschen doch nicht..mit unseren Windrädern als gutes Gewissen vor der Haustür und auch noch Sonnenkollektoren auf dem Dach. Dafür dürfen wir dann in Südamerika auch neue gewaltige Gebiete des Regenwaldes für den Wahn des GVO-freien Sojaanbaus abholzen. Entschuldigt diesen Umweg, aber wir Taubenzüchter leben auch auf dieser Welt, es gibt nur die Eine.
Also zurück! Regen ist das Wasser, was in Tropfenform vom Himmel fällt und NICHT das, was aus irgendeiner Sprenkler- oder Brausevorrichtung auf die Tauben herab prasselt.
Für unsere Tauben ist ein Regenbad mehr wie „nass werden!“ Es fördert die Konstitution ähnlich einer Dopinggabe. Aber gerade dieser Regen wird für viele unserer Tauben immer unerreichbarer. Im Zeitalter des „Überdachungswahns“ selbst der letzte kleine Volieren Dach-Abschnitt wird „dicht gemacht“ sind sie ausgeschlossen von Gesundheit, Vitalität und Lebensfreude, die sie im Regenbad tanken könnten. Dabei meint es der Züchter ja „nur gut“ mit seinen Hoffnungsträgern. Diese werden öfter als wir glauben zur Vergrößerung des Ansehens und des Ruhms des Halters, „Züchter“ möchte ich diese Personen nicht nennen, gehalten werden.
Dabei wäre es so einfach, allen Tauben das Regenbad zu ermöglichen. Die Voliere wird eben einen Meter nicht überdacht, aber mit Rosten ausgelegt, um dem „Gesundheitsdenken“ des Züchters Rechnung zu tragen. Eure Tauben werden es Euch danken. Macht es einfach!
Allen anderen Züchtern, die ihren Tieren schon die Möglichkeit geben im „Petrus-Wasser“ ihren Akku aufzuladen, meinen herzlichen Glückwunsch!
Liebe Freunde der Taubenzucht an dieser Stelle entschuldige ich mich schon jetzt dafür, dass der Tipp über ein so schlichtes Thema wie „das Taubenbad“ so lang wurde. Aber es gibt Dinge die müssen nun mal gesagt werden, bzw. geschrieben werden.
Wenn Ihr diesen Aufsatz komplett gelesen habt und es ist gutes Wetter, dann geht hinaus in die Natur. Ihr wisst ja jetzt, Petrus ist auch nicht mehr der der er einmal war…genießt die Welt wie sie noch ist!
Die Nennung meines „Favoriten“ unter den Dingen die unseren Tauben am meisten schaden, vertagen wir auf die nächste Woche. Vielleicht kommen bis dahin noch einige Wortmeldungen aus der Züchterschaft.
Eine gute Woche wünscht Euch Euer Taubenfreund.
Hab mir den Bericht über Badewasser bei Tauben aufmerksam durchgelesen und kann nur dies weiter empfehlen. Habe meine Tauben -Starwitzer Flügelsteller Kröpfer – im Freiflug, somit Regenwasser aber auch Badegelegenheit in einen geräumigen Plastikbehälter. Baden jetzt im Sommer jeden Tag. Es regnet aber bei uns in Oberösterreich sehr wenig. Gefiederpflege ist klare Sache.
Gesunde Tauben – Herz was willst du mehr ! Gut ZUCHT 2018
Das mit dem Regenwasserdoping finde ich ja prima. Und wenn es denn saurer Regen ist, spare ich mir ja sogar den Kauf der Säuren 😉
Aber im Ernst, bei mir kommt ins Badewasser immer und in die Tränke fast täglich Säure. Zwar nicht die, wo der Liter 50 Euro kostet, sondern ein vielfach günsigeres Produkt aus der Tierproduktion. Da hat sich das Ansäuern übrigens nicht ohne Grund durchgesetzt. Wir als Rassetaubenzüchter sollten von da lernen, denn unsere Tauben haben nur noch selten Freiflug, leben also auch nicht mehr natürlich. Wenn es durch Forschung und Praxis bestätigt ist, sollten wir nicht an alten Zöpfen festhalten.
Gut Zucht
Klaus Höchsmann
Mein Zusatz für das Badewasser besteht aus Essig vom Discounter und handelsüblichem Speisesalz. … und das schon seit über 25 Jahren. Neben der bewährten Wirkung halte ich diese Lösung auch aus monetärer Sicht überzeugend.
Sehr geehrter Herr Asser,
es würde bestimmt nicht nur mich, sondern auch noch andere Taubenzüchter brennend interessieren, welchen Zusatz Sie verwenden. Bitte lassen Sie uns nicht unwissend zurück.
Lieber Taubenfreund,
ich schreibe dir diesen Kommentar weil bei mir deine Tipps um die Taubenzucht regelmäßig ins Schwarze treffen. Wie der TATORT am Sonntag beschäftigen mich die Inhalte mal kürzer und mal lang. Dieser jetzt zum Beispiel bewirkte ein penibles Reinigen meiner Badewannen und ein zügiges googeln nach Kaliumpermanganat. Was schätzt du wieviele Züchter es genauso gemacht haben ? Ich hoffe du bist mir nicht böse, dass ich deinen Tipp nicht zu 100 % umgesetzt habe. KMP konnte sich gegen meinen bewährten Badewasserzusatz nicht behaupten. Ich freue mich schon auf das nächste Mal und falls du mal die Muse hast würde ich mich für einen Tipp über den Einsatz von Grit und Mineralfutter freuen.
Halt dich wacker !
Gruss
Marco
Ganz uneigennützig stellt uns der “Taubenfreund” seine Erfahrungen und Erkenntnisse im Tipp der Woche regelmäßig zur Verfügung.
Man bekommt eine Menge zu lesen und kann sich dadurch in der Theorie vieles aneignen,sein Wissen vertiefen und auf seine Taubenzucht übertragen.
Oft entdecke ich bestimmte Dinge erst, wenn darüber berichtet wird.
Nutzen wir deshalb diese Informationsquelle und profitieren davon.
Danke für diesen Tipp der Woche!