Tipp KW 14/2017 “Das Todes-Fensterchen”
Hallo Taubenfreund, ja Du da, der gerade den ersten Tauben-Tipp auf VDT-Online lesen möchte! Ich bin`s Ida,
das Taubenkrümmelchen. Sehe ich nicht toll aus, trotz meines erst 12 Stunden-Dasein als Taubenküken? Im Bild seht ihr aber auch, wie sich mein Schwesterchen Clara abmüht, zu schlüpfen. Sie klebt an der Eihaut fest und kann sich nicht drehen, sagt Mama. Und Papa meint, „Das Kind hat keine Chance, wenn uns nicht die Herrscherin der Futterdose (im weiteren „HdF“ genannt), zur Hilfe kommt.“
Aber da ist sie schon unsere HdF! Der Trog, wie fasst immer leer, wird befüllt – Alles saust zu den Körnern und HdF beginnt mit der Nestkontrolle. Wir haben Glück, wir wohnen im Nisthaus 1 und unsere Chefin sieht sofort, das Clara nicht aus dem Ei kommt. Sie murmelt was von „Mist, Fensterchen gepickt“. Mit resoluten Griff nimmt sie das Ei mit meiner Schwester drin, gibt etwas Spucke in die Picköffnung (gut das sie nicht raucht und/oder Alkohol trinkt, aber dann hätte sie bestimmt warmes Wasser genommen!) schließt die Hand und wirbelt mit kreisenden Bewegungen des Hand- und Ellenbogengelenk das Clara-Ei 10 Mal links herum und 10 Mal rechts herum. Dann gibt`s nochmal etwas Spucke ins Ei und rein in die Nistschale. Die kommt dann wieder an ihren Platz. Ich habe nur gedacht, das war es dann wohl für die kleine Clara. Ihr Picken war auch nur noch schwach zu vernehmen. Es war 18 Uhr, und ein kleines Taubenleben schien schon zu Ende. Ich schlief ein, so gegen 22 Uhr wurde ich wach, geweckt von – kaum zu glauben – lauten, heftigen Picken meiner Clara! Sie hatte sich doch tatsächlich im Ei gedreht und schon eine beachtliche Pickstelle am richtigen Ort geschaffen. Gab es vielleicht doch noch Hoffnung?
Plötzlich kam ein Taschenlampenschein immer näher! Es war unsere HdF, die nochmal nach dem Clara-Ei schaute. Wir hörten nur „prima“ und in das Ei wurden nochmals 2 Tropfen warmes Wasser mit einer ganz kleinen Spritze eingeflößt und Clara durfte nochmal Karussell fahren. Schon ein tolle Frau unsere HdF. Wenn sie nur nicht zu geizig mit dem Futter wäre…. Da aber in allen Nistschalen gleichaltrige Jungtauben piepen, kann sie es so falsch auch nicht machen.
Todmüde schlief ich ein! Am nächsten Morgen wurde ich unsanft geweckt. Es war, kaum zu glauben, Clara! Sie hatte es geschafft. Und wie kräftig sie schon war. Genauso groß wie ich, aber auch so schön? Das könnt Ihr nun entscheiden. Ich bin die Hintere. Nun sind wir 5 Tage alt.
Ist doch kaum ein Größenunterschied zu sehen – oder? Nur Clara nervt immer noch mit ihren Erzählungen über die „tolle Karussellfahrt“ kurz vor ihrem Schlupf.
Liebe Leser, ich hoffe, dass ich Euch mit meiner kleinen Geschichte nicht gelangweilt habe. Denkt bitte immer daran, das Eure Tauben mindesten 2 x die Woche Badewasser bekommen. Dann gibt`s auch wenig „Fensterchen-Küken“. Wie Ihr denen helfen könnt, wisst Ihr jetzt. In allen anderen Fällen bitte niemals Schlupfhilfe leisten. Das geht in 99 % der Fälle daneben. Unseren Schlupf regeln wir Tauben, bis auf den hier erzählten Umstand – selbst. So oder so!
Eine gute Zeit wünschen Euch Ida und Clara.
Wir werden uns bei passender Gelegenheit mal wieder zu Wort melden.
Die nächsten „Taubenfreund-Tipp`s“ werden dann „kurz und bündig“ „Eben Fakten, Fakten, harte
Fakten…
Ich habe den Trick gleich ausprobiert. Das Ergebnis: Ein kerngesundes Jungtier mehr, das es wohl sonst nicht aus dem Ei geschafft hätte. Vielen Dank an die Lebensretterin!
Ich würde mich sehr freuen, wenn noch mehr erfahrene Züchter hier solche wertvollen Tipps geben würden. Letztlich ist es das, was ich von einer Verbandsseite erwarte, die täglich besucht werden möchte. In diesem Sinne also mein Wunsch für diese Seite: (Wieder) Mehr Information (und weniger Politik)!